Philipp Möller, Pädagoge, Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, Buchautor (gerade erschienen "Gottlos glücklich", Fischer-Verlag 2017): "Ich bin gottlos glücklich. Einer repräsentativen Umfrage zufolge geht das 79 Prozent der jungen Deutschen so. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass die Existenz des christlichen Gottes genauso plausibel ist wie die der anderen Götter. Mal ganz abgesehen vom persönlichen Glauben meine ich, dass wir ohne Religion besser dran wären, ohne den organisierten Glauben. Denn der besteht in Deutschland aus zwei turbokapitalistischen Jesus-Konzernen, die neben der Kirchensteuer 19 Milliarden Subventionen erhalten, aus allgemeinen Steuergeldern. Dieses Geld fließt nicht in die Aufgaben von Caritas und Diakonie, wird aber ebenso von den 38 Prozent der konfessionsfreien Deutschen bezahlt. Für Menschen, die sich mehr Gott in der Regierung wünschen, eröffnen sich gerade fantastische Perspektiven, etwa unter Erdogan, Trump und Putin. Glaube ist Privatsache. In einem modernen Rechtsstaat muss auch Religion Privatsache sein, und zwar juristisch, politisch und finanziell."
Nina Achminow, Theaterinspizientin und Buchautorin ("Gott glaube ich". Herder-Verlag 2016): "Wären wir ohne Gott besser dran? Klare Antwort: Nein. Ohne Gott gibt es keinen Krieg weniger. Wenn jemand glaubt, es sei die Religion, die die Welt spaltet - ein beliebtes Talkshow-Motiv -, dann ist derjenige entweder naiv oder braucht ein Feindbild oder will von den wahren Motiven ablenken. Mit Gott und mit dem gelebten Glauben machen viele Menschen - ich auch - gute Erfahrungen. Was auch immer das ist, "Gott" - das weiß ich nicht. Wir behaupten auch nicht - wir glauben. Gelebter Glaube ist eine Art Seelenkultur. Religion ist die mehr oder weniger hoch entwickelte Sprache dafür. Man muss nicht - in diesem Sinne - sprechen können, um ein guter Mensch zu sein, keinesfalls. Aber das ist kein Argument gegen diese unsere Kultur. Ein Weiteres: Glaube kann Berge versetzen. Er kann aber auch Berge aufschütten. Deshalb gehört das kultivierte Gespräch über den Glauben nicht in die Privatsache-Ecke, sondern in die Schule, in die Universitäten und in die Mitte der Gesellschaft."