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Mörderische Elemente

Medizin. – Giftmorde sind so alt wie die Menschheit, schließlich macht nach Paracelsus die Dosis das Gift. John Emsley tischt ein vergnüglich geschriebenes Menü der interessantesten Giftmorde auf – schaut sich dabei leider aber fast ausschließlich in seiner britischen Heimat um.

Von Dagmar Röhrlich |
    Wer Wissenschaft mag und Krimis, für den ist "Mörderische Elemente" genau das richtige. John Emsley, emeritierter Professor des Londoner King’s College und unter anderem Träger des Literaturpreises der Gesellschaft Deutscher Chemiker, mixt gekonnt Chemie mit Mord – und fügt als Würze noch ein paar Lebensmittelskandale früher Zeiten hinzu, gegen die das Gammelfleisch von heute harmlos erscheint. Zwar ist die chemische Charakterisierung der Elemente wie Quecksilber oder Blei ein wenig langatmig, aber dafür wird man mit den erstaunlichsten Geschichten fürs Durchhalten belohnt. Es geht um spektakuläre Mordfälle vergangener Jahrhunderte, wie gewiefte Giftmischer ihre Opfer unter die Erde brachten – und warum sie doch geschnappt wurden.

    Das Buch ist sehr viel mehr als ein Agatha-Christie-Verschnitt mit wahren Fällen für die Liebhaber von Naturwissenschaften. Es ist auch eine Kulturgeschichte der giftigen Elemente. Wir erfahren die Ursache für den Wahnsinn von Isaac Newton: Es war wahrscheinlich eine Quecksilbervergiftung, die er sich bei alchimistischen Experimenten zuzog. Auch Karl II. von England widmete sich der Alchimie – in der Hoffnung, angesichts leerer Staatskassen Gold herzustellen – eine tödliche Hoffnung. Und wenn es um den Tod von Papst Clemens II. oder von Mozart geht, tauchen wir – wissenschaftlich fundiert – tief in die Gerüchteküche vergangener Jahrhunderte ein.

    John Emsley schaut aber nicht nur zurück: Vielmehr nutzt er die Aufmerksamkeit seines Lesers, um auf große Missstände heute aufmerksam zu machen, etwa darauf, dass viele Menschen in Bangladesh mit arsenverseuchtem Trinkwasser leben müssen. Was man dem Buch vorwerfen kann ist, dass es mit einem sehr britischen Blick geschrieben worden ist, sprich – es kommen fast nur Fälle aus dem englischsprachigen Raum vor. Das ist sehr schade. Aber vergnüglich ist es trotzdem zu lesen.

    John Emsley: Mörderische Elemente – Prominente Todesfälle
    ISBN 3-527-31500-4
    Verlag Wiley-VCH, 461 Seiten, 24,90 Euro