Es gibt viele Menschen, die Kurt Westergaard tot sehen wollen. Einmal ist der Mohammed-Karikaturist nur ganz knapp mit dem Leben davongekommen. Einerseits ist es ganz leicht, den 80-Jährigen zu besuchen. Man kann mit dem Bus fahren und dann noch ein Stück zu Fuß gehen.
Andererseits ist es aber auch ziemlich schwierig: Besucher müssen sich lange vorher beim dänischen Geheimdienst PET anmelden, und vor Westergaards Haus wartet dann erst einmal die Polizei. Bevor Fremde ins Haus dürfen, müssen sie sich ausweisen, abtasten lassen und alle Taschen ausleeren. Eine Klingel brauchen die Westergaards auch nicht. Der Polizist schließt die Tür von außen auf, klopft gleichzeitig, ruft auf Dänisch: "Kurt. Der er gæster" - "Kurt, Dein Gast ist da". Westergaard kommt auf einen Stock gestützt in den Flur und begrüßt auf Deutsch: "Herzlich willkommen. Wir haben eine Tasse Kaffee."
Mohammed mit Bombe im Turban
Zum Kaffee am Wohnzimmertisch gibt es selbstgebackene Rosinenbrötchen von Frau Westergaard. Der Karikaturist trägt eine rote Filzweste, er hat einen grauen Vollbart und lächelt freundlich. Ende September 2005 wurde er mit einem Schlag weltberühmt - als er für die Zeitung Jyllands-Posten eine von zwölf Mohammed-Karikaturen zeichnete: "Meine Karikatur ist die Karikatur mit der Bombe in dem Turban, und meine Intention war zu zeigen, dass es Terroristen gibt, die ihre spirituelle Munition vom Islam bekommen."
Westergaards Darstellung Mohammeds mit Bombe im Turban ist die bekannteste Karikatur – und die, die die meiste Wut ausgelöst hat. Dass ausgerechnet er bis heute unter so intensivem Polizeischutz steht, liegt auch daran, dass der dänische Karikaturist sich nie versteckt hat. Er hat immer wieder bewusst die Öffentlichkeit gesucht, viele Interviews gegeben und die Mohammed-Karikaturen verteidigt. Am Neujahrstag 2010 wäre Westergaard deshalb fast gestorben. Damals stand plötzlich ein somalischer Asylbewerber mit einer Axt in seinem Wohnzimmer. "Er war ganz schwer bewaffnet", erzählt der Karikaturist. "Er hatte eine Art rituelles Messer und er wollte mich töten."
Westergaard gelang es, in sein Badezimmer zu flüchten. Auf den ersten Blick sieht es aus wie jedes andere Bad auch. Tatsächlich aber ist es in einen Schutzraum umgebaut worden, weil Westergaard schon oft bedroht worden ist. Sieben Minuten musste Westergaard hinter der dicken Tür ausharren, bis endlich die Polizei kam. Ihm selbst kam die Zeit länger vor: "Die Minuten waren sehr langsam, also für mich."
Seitdem darf sich Kurt Westergaard nur noch in Begleitung von Polizisten bewegen. Sein Leben hat sich in den letzten zehn Jahren komplett verändert. Trotzdem findet er immer noch, dass es richtig war, die Mohammed-Karikatur zu veröffentlichen: "Wir hatten einen Zusammenstoß zweier Kulturen erlebt, und wir können ja nicht etwas so Fundamentalisches in der dänischen Demokratie aufgeben wie die Äußerungsfreiheit, wir müssen es verteidigen."
Warenboykott und brennende dänische Fahnen
Der Zusammenstoß der Kulturen, von dem der dänische Karikaturist spricht, eskaliert im Februar 2006. Hunderttausende Muslime protestieren weltweit gegen Jyllands-Posten und gegen Dänemark. In den Palästinensergebieten, in Ägypten und Pakistan brennen dänische Fahnen, in Syrien und im Libanon zünden wütende Demonstranten Botschaftsgebäude an. Arabische Länder verhängen einen Warenboykott, der die Wirtschaft des kleinen skandinavischen Landes Millionen Kronen kostet. Und das alles nur wegen der zwölf Karikaturen, die Jyllands-Posten vier Monate vorher veröffentlicht hatte?
Nein, meint Rune Engelbreth Larsen. Der 48-Jährige arbeitet als politischer Kolumnist für die linksliberale Zeitung Politiken und hat ein Buch über die Mohammed-Karikaturen geschrieben. Sie passen für ihn zu der fast schon hysterischen Debatte über muslimische Einwanderer und zu den rechten politischen Tendenzen, die er in Dänemark schon seit 20 Jahren beobachtet. Bei der letzten Parlamentswahl im Juni ist die rechte Dänische Volkspartei zweitstärkste Kraft geworden – sie holte mehr als 21 Prozent, so viel wie noch nie. Larsen sitzt in einem Café in Aarhus und erinnert sich an die Jyllands-Posten-Ausgabe vom 30. September 2005: "Was mir zuerst aufgefallen ist, waren gar nicht so sehr die Karikaturen, sondern der Leitartikel. Dieser Leitartikel war sehr feindselig gegenüber allen Muslime und vor allem gegenüber allen muslimischen Wortführern. Sehr verallgemeinernd und herablassend – schon in der Überschrift wurden Muslime als 'Stimme aus der Dunkelheit' bezeichnet."
Muslime müssen sich "Hohn, Spott und Häme" aussetzen
In dem Leitartikel sprach der damalige Chefredakteur Carsten Juste unter anderem von, Zitat, "selbstherrlichen Imamen" und "verrückten Mullahs". Die Karikaturen erschienen an diesem 30. September 2005 auf einer ganzen Seite im Kulturteil von Jyllands-Posten. Überschrift: "Das Gesicht Mohammeds". Neben der Karikatur von Kurt Westergaard zeigte eine Zeichnung den Propheten mit einem Krummsäbel und zwei verängstigten, fast vollständig verschleierten Frauen. Eine andere Karikatur stellte Mohammed als eine Art Petrus am Himmelstor dar. Er hält eine Gruppe von Selbstmordattentätern zurück und ruft ihnen zu, dass im Himmel die Jungfrauen ausgegangen seien – eine Anspielung auf das Paradies, wie es islamistische Märtyrer angeblich erwartet.
Dazu gab es einen Text, in dem der Kulturredakteur Flemming Rose den Lesern erklärte, warum Jyllands-Posten es für geboten hielt, Mohammed-Karikaturen zu drucken: "Die moderne, säkularisierte Gesellschaft wird von einigen Muslimen abgelehnt. Sie verlangen eine Sonderbehandlung, indem sie auf einer besonderen Rücksichtnahme auf ihre eigenen religiösen Gefühle bestehen. Das ist unvereinbar mit einer weltlichen Demokratie und der Meinungsfreiheit, in der man damit klarkommen muss, sich Hohn, Spott und Häme auszusetzen."
Es war diese Formulierung, die viele Muslime besonders verletzt hat – und nicht nur die bildliche Darstellung ihres Propheten, die im Islam verpönt ist. Warum war Jyllands-Posten überhaupt auf die Idee gekommen, Mohammed-Karikaturen zu drucken? Der in Dänemark recht bekannte Schriftsteller Kåre Bluitgen erzählte einem Journalisten von seinem Kinderbuch über das Leben des Propheten Mohammed, an dem er gerade arbeitete. Dafür konnte er keinen Illustrator finden. Drei Illustratoren hätten schon abgelehnt, erzählte Blutigen, und zwar aus Angst vor den Reaktionen von Islamisten. Aus Sicht von Jyllands-Posten war das Selbstzensur. Also bat die Zeitung alle Mitglieder der dänischen Karikaturistenvereinigung, Mohammed so zu zeichnen, wie sie ihn sehen.
Eine Zeichnung als Streich gegen Jyllands-Posten
Ein anderer, der dem Aufruf folgte, war Lars Refn. Er ist heute Vorsitzender der dänischen Karikaturistenvereinigung und erzählt, dass er die Idee damals ziemlich dumm fand – und deshalb beschloss, sich über Jyllands-Posten lustig zu machen: "Meine Zeichnung war als Streich gedacht, könnte man sagen. Ich habe einen Schuljungen namens Mohammed gezeichnet. Und er hatte an die Tafel geschrieben: Die Redakteure von Jyllands-Posten sind ein Haufen rechter Provokateure. Das habe ich in Farsi geschrieben, aber mit arabischen Buchstaben. Als Jyllands-Posten die Karikatur gedruckt hat, habe ich zunächst sehr gelacht darüber, dass die Zeitung sich quasi über sich selbst lustig macht."
Das Lachen verging Refn aber ziemlich schnell. Mitte Oktober 2005 musste er sein Haus verlassen, weil ein junger Moslem aus Aarhus drohte, ihn umzubringen. Refn ärgerte sich aber auch über die Präsentation der Karikaturen und über den Artikel des Kulturredakteurs: "Wenn ich einen Text lese wie den von Rose, dann setze ich für das Wort 'Moslem' das Wort 'Jude' ein und frage mich, ob das ok wäre. Und in diesem Fall fand ich es ganz und gar nicht ok. Ich fand nicht, dass Jyllands-Posten der richtige Rahmen war, um sich über Moslems lustig zu machen – weil Jyllands-Posten eben eine ziemlich rechte Zeitung ist." In diesem Punkt ist er sich völlig einig mit dem Journalisten Rune Engelbreth Larsen: "Die Idee, solche Karikaturen zu zeichnen, passte zu der Art und Weise, in der sich Jyllands-Posten seit den 90er Jahren in der politischen Debatte positioniert hat – es passte zu ihrer Haltung zu Einwanderern, Moslems und dem Islam. Es war also keine Überraschung. Wenn irgendwer so etwas macht, dann Jyllands-Posten."
"Es war normal, dass Muslime dämonisiert wurden"
In der politischen Debatte sprechen dänische Medien und Politiker seit den neunziger Jahren meistens über Muslime, nicht mit ihnen. Einer, der sich aktiv seit Jahren einmischt, ist Fatih Alev. Der Imam ist in Dänemark geboren und gehört zu einer Moscheegemeinde in Kopenhagen, in der das Freitagsgebet auf Dänisch gehalten wird: "Die Diskussion über den Islam war schon lange vor den Karikaturen sehr scharf. Es war ganz normal, dass Muslime dämonisiert wurden. Als ich die Zeichnungen zum ersten Mal gesehen habe, hat mich das also nicht sonderlich berührt. Ich habe einfach den Kopf geschüttelt und mir gesagt: Das ist doch lächerlich."
Anderen gläubigen Muslimen in Dänemark ging es ganz anders. Sie waren schockiert über die Mohammed-Karikaturen und fühlten sich von Jyllands-Posten angegriffen. Alev wundert das nicht: "Die Leute, die sehr heftig auf die Zeichnungen reagiert haben, hatten etwas gemeinsam: Sie hatten die Mediendebatte über Muslime vorher nicht verfolgt. Und plötzlich waren sie Teil dieser Debatte, und zwar auf eine ziemlich unglückliche Art und Weise. Sie sahen die zwölf Karikaturen und wussten überhaupt nicht, wie ihnen geschah. Wie jemand in Dänemark so töricht sein konnte, das zu tun."
Sofort beschwerten sich die Botschafter mehrerer islamischer Länder über die Karikaturen, die aus ihrer Sicht nur ein Beispiel für eine zunehmend islamfeindliche Stimmung in Dänemark waren. Und sofort traf sich in Kopenhagen eine Gruppe von Imamen, um zu überlegen, wie die dänischen Muslime friedlich gegen Jyllands-Posten protestieren könnten. Sie starteten eine Leserbrief-Aktion, organisierten eine Demonstration und schrieben einen Brief an das Kultusministerium. Als sie wochenlang keine Antwort bekamen, reisten sie mit den Mohammed-Karikaturen nach Ägypten, nach Syrien und in den Libanon und zeigten sie religiösen Autoritäten. Viele Dänen geben deshalb den Imamen die Schuld an der Eskalation des Karikaturenstreits.
Wut über fehlende Reaktion der dänischen Regierung
Ein regnerischer Abend in Kopenhagen. In den Räumen der Islamischen Glaubensgemeinschaft haben sich etwa 50 Männer zum Gebet versammelt. Der Sprecher der Gemeinde, Imran Shah, findet bis heute, dass es richtig war, die Proteste zu internationalisieren: "Unbedingt, eine sehr gute Idee. Wir haben ein halbes Jahr lang versucht, eine Reaktion vom Ministerium zu bekommen, und es hat einfach nicht geantwortet. Die Reise war also notwendig." Der Sprecher der islamischen Glaubensgemeinde sagt, dass die Muslime nicht nur wütend darüber waren, dass die dänische Regierung und Jyllands-Posten nicht auf ihren Protest reagierten – sondern auch darüber, wie dieser Protest dargestellt wurde: "Sie mussten ja unbedingt aus der ganzen Karikaturenkrise eine Diskussion darüber machen, dass Muslime angeblich die Pressefreiheit in Dänemark abschaffen wollen. Und das ist überhaupt nicht das, was wir wollten."
Shah sieht das Problem mit den Mohammed-Karikaturen ganz wo anders – und er zitiert aus Flemming Roses Artikel, um seine Meinung zu unterstreichen: "Jyllands Posten hat ganz offiziell gesagt: Muslime müssen sich eben daran gewöhnen, verspottet und lächerlich gemacht zu werden. Das ist etwas, das wir nicht akzeptieren können. Denn niemand würde akzeptieren, dass etwas, das ihm wichtig ist, verspottet oder ins Lächerliche gezogen wird." Der Journalist Rune Engelbreth Larsen kann diese Haltung gut verstehen: "Natürlich muss man klar sagen: Ja, Jyllands-Posten durfte diese Karikaturen veröffentlichen, das ist überhaupt kein Problem, jedenfalls im rechtlichen Sinne. Aber war das wirklich eine gute Idee? Ging es wirklich um die Meinungsfreiheit? Oder ging es nur oder zumindest auch darum, Muslime zu verteufeln? Ich glaube, letzteres ist der Fall."
Muss man alles, was man darf, auch tun?
Dass die Mohammed-Karikaturen von Jyllands-Posten vollkommen im Rahmen der Pressefreiheit lagen, bezweifelt so gut wie niemand. Die zentrale Frage ist also eine andere: Muss oder soll man alles, was man darf, auch tun? Der Karikaturist Lars Refn ärgert sich, wenn er das Argument hört, Mohammed-Karikaturen seien notwendig, weil sonst die Satirefreiheit in Gefahr gerate: "Es heißt immer: Die Freiheit der Karikaturisten ist gefährdet. Aber in Wirklichkeit sind wir überhaupt nicht frei. Wir sind Angestellte. Über meine Freiheiten entscheidet mein Chefredakteur. Ich muss eben verstehen, für was für eine Zeitung ich arbeite und welches Ziel diese Zeitung verfolgt."
Deshalb, findet Refn, sind die Mohammed-Karikaturen von Jyllands-Posten auch etwas ganz anderes als die des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo. Auch Charlie Hebdo hat Zeichnungen des islamischen Propheten veröffentlicht - die ersten waren 2006 die "Originale" aus Dänemark. 2011 und 2012 druckte Charlie Hebdo dann eigene Mohammed-Karikaturen. Auf dem Cover des Januar-Hefts war eine Karikatur des Schriftstellers Michel Houllebecq zu sehen, dessen Islam-Utopie "Unterwerfung" gerade erschien. Zehn Mitarbeiter von Charlie Hebdo und zwei Polizisten bezahlten dafür an diesem 7. Januar 2015 mit ihrem Leben. Lars Refn hat einige seiner französischen Kollegen persönlich gekannt. In seinem Atelier in Kopenhagen hängt eine Zeichnung in Regenbogenfarben, der Sohn einer Kollegin hat sie gemalt. Darauf der Satz "Je suis Charlie": "Das ist eine sehr besondere Zeitschrift. Sehr aggressiv, aber aggressiv gegen alle Religionen. Die Mitarbeiter hatten die Idee, dass sie vielleicht Religion ganz abschaffen könnten, wenn sie sich darüber lustig machten. Die Leute da sind Atheisten, aktive Atheisten, die Religion bekämpfen. Aber sie sind definitiv keine Rassisten."
Anschläge von Paris und Kopenhagen haben alte Wunden aufgerissen
Kurz nach dem Anschlag von Paris gibt es auch in Kopenhagen ein Attentat. Ein junger Mann mit palästinensischen Wurzeln tötet auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit einen Dokumentarfilmer. Anschließend erschießt er vor einer Synagoge einen jüdischen Wachmann. In Dänemark haben beide Anschläge alte Wunden aufgerissen, meint der Imam Fatih Alev: "Jyllands-Posten und die ganze Atmosphäre von 2006 waren plötzlich wieder da. Es ging wieder ständig um die Meinungsfreiheit. Viele Muslime in Dänemark haben aber wirklich keine Lust mehr auf diese Diskussion."
Jyllands-Posten scheint es ähnlich zu gehen. Die Redaktion gleicht heute einer Festung. Das Gebäude liegt in einem Industriegebiet in Aarhus. Rundherum ein hoher Metallzaun, überall sind Kameras.
Über die Karikaturen von 2005 will hier niemand mehr sprechen. Chefredakteur Jørn Mikkelsen antwortet auf die Anfrage des Deutschlandfunks mit einer kurzen Mail: Nach zehn Jahren ununterbrochener Debatte habe er zu diesem Thema wirklich nichts Neues hinzuzufügen. Erklärungsversuch des Journalisten Rune Engelbreth Larsen: "Ich glaube, sie wollen nicht mehr ständig mit dem Karikaturenstreit in Verbindung gebracht werden. Das können sie natürlich unmöglich verhindern, aber... Ich glaube, sie haben gemerkt, dass das Thema wirklich außer Kontrolle geraten ist. Und abgesehen davon müssen sie ihre Meinung gar nicht mehr selbst vertreten, weil heute so viele Politiker und andere Leute genau das sagen, was am Anfang nur Jyllands-Posten gesagt hat."
Mohammed-Karikaturen sind heute "eine Art Waffe"
Sie behaupten, dass Muslime grundsätzlich ein Problem mit westlichen Werten und der dänischen Kultur haben. Der Karikaturist Lars Refn findet aber auch, dass die Islam-Debatte seit 2005 ein bisschen differenzierter geworden ist: "Wenn der Karikaturenstreit etwas Gutes hatte, dann die Erkenntnis, dass es sehr große Unterschiede zwischen unterschiedlichen Muslimen gibt und die meisten von ihnen genauso friedlich sind wie die meisten Christen. Aber es gibt eben auch negative Effekte. Manche Medien verwenden unsere Karikaturen heute als eine Art Waffe und drohen Muslimen, nach dem Motto: Wenn ihr euch nicht benehmt, dann zeigen wir wieder die Mohammed-Karikaturen. Ich versuche, das zu verhindern. Denn: Meinen harmlosen Streich von damals als Waffe zu verwenden, ist einfach nur dumm und absurd."
"Man muss sich über alles lustig machen können, aber es kommt auf den Kontext an"
Sein Kollege Kurt Westergaard findet ebenfalls, dass sich in Dänemark viel verändert hat. Seine Bewertung fällt aber ganz anders aus. Er ist der Ansicht, dass die Medien zu vorsichtig geworden sind: "Heute könnte ich keinen Job bei einer Zeitung in Dänemark bekommen, das wäre ganz unmöglich. Und ich bin ein humanistischer Mensch, der kein Rassist ist, aber... ich stehe natürlich fest auf Prinzipien wie der Äußerungsfreiheit."
Solche Prinzipien, findet Lars Refn, sind aber eben trotzdem kein Grund, alles zu tun, was man tun darf: "Als Karikaturist fange ich doch nicht damit an, dass ich sage: Heute will ich mich mal über dieses oder jenes lustig machen. Es beginnt mit einer Begebenheit, es ist etwas passiert. Und dann erst mache ich eine Karikatur dazu. Also: Natürlich muss man sich über alles lustig machen können, aber es kommt eben auf den Kontext an."
Tipp: Lesen Sie hier eine Multimedia-Reportage zum Thema.