Am Rand der arabischen Halbinsel, in Mekka, beginnt im 7. Jahrhundert n. Christus die Geschichte einer Weltreligion, des Islam. Dort lebt Mohammed, ein angesehener Kaufmann und Karawanenführer, der sich oft nach seinen Reisen in die Einsamkeit der Berge zurückzieht. Eines Nachts, Mohammed ist etwa 40 Jahre alt, da hat er eine Vision in Gestalt des Erzengels Gabriel.
„Die göttliche Wahrheit kam über ihn in der Höhle von Hirâ'. Dort erschien ihm der Engel Gabriel und sagte: ‚Trag vor! Qur'ân! Trag den Menschen die göttliche Offenbarung vor.‘“
Trag vor – Arabisch Qur'ân. Mohammed soll den Menschen die Lehre von dem Einen Gott überbringen. Aisha, seine jüngste Frau, hat die Geschichte seiner Berufung zum Propheten des Islam erzählt. Und Ibn Ishaq hat sie später aufgeschrieben, in der ältesten Prophetenbiografie aus dem 8. Jahrhundert.
„Nun muss man sehen, dass Arabien ja nicht, wie man das heute häufig meint, ein vollkommen wildes und von der Zivilisation entferntes Gebiet gewesen ist. Das stimmt ja nicht", sagt Tilman Nagel, Islamwissenschaftler an der Universität Göttingen.
Prekäres Leben in Mekka
Mekka wird beherrscht vom Stamm der Quraish und ist das wichtigste Kultzentrum der altarabischen, heidnischen Götter, als deren Sitz ein schwarzer Meteorstein gilt, die sogenannte Kaaba, so Tilman Nagel
„In Mekka zu wohnen war etwas ganz Prekäres. Mekka, sogar im Koran kommt das irgendwo auch vor, ist eine Stadt ohne jegliche eigene Ressourcen. Die Quraishiten, die waren völlig von diesen Außenbeziehungen abhängig.“
Mekkaner sehen Kult- und Wirtschafts-Ordnung bedroht
Mekka lebt von den Pilgern und Märkten während der Kultfeste. Mohammeds Botschaft von dem Einen Gott statt vieler Götter bedroht daher nicht nur die Kultordnung, sondern das gesamte Wirtschaftssystem der Wüste, so Tilman Nagel:
„Das war das ganz große Problem. Der Konflikt war diese Kultreform. Deswegen wurde er auch ja denn aus Mekka hinausgedrängt.“ - Den Disput der Mekkaner dazu hat Ibn Ishaq als Dialog überliefert.
„Legt ihn in Eisen und schließt ihn ein!“
„Kein guter Vorschlag! Seine Gefährten werden euch angreifen und ihn aus euren Händen befreien.“
„Dann lasst ihn uns aus unserem Land vertreiben!“
„Auch dieser Vorschlag taugt nichts. Habt ihr denn nicht bemerkt, wie schön er sprechen und wie fein er sich ausdrücken kann, und wie er die Herzen der Menschen mit seiner Botschaft gewinnt?“
„Dann sollten wir ihn töten!“
Mohammeds Exodus
Die Lage in Mekka wird lebensgefährlich. So macht sich Mohammed mit seinen Gefährten am 16. Juli des Jahres 622 auf den Weg von Mekka nach Medina. Die Auswanderung, die sogenannte Hidschra, beginnt.
In Medina angekommen, ordnet Mohammed die Praxis des islamischen Ritus und die fünf Säulen des Islam: Das Bekenntnis zu dem einen Gott, das täglich fünfmalige Gebet, die Almosensteuer und das Fasten im Monat Ramadan, dem Monat der ersten Offenbarung. Fehlt noch die fünfte Säule, die Wallfahrt nach Mekka. Denn so Tilman Nagel, „Eineinhalb Jahre nach der Hidschra ist ja Sure 2 entstanden.“ Das zweite Kapitel des Koran, dazu weiter Tilman Nagel:
„da kündigt er schon eigentlich genau an, dass er nun unbedingt nach Mekka zurück will. Mit kriegerischen Mitteln, das wird da ganz unverblümt gesagt. Das war sein Ziel.“
Mohammeds Verkündigung
Doch erst nach vielen Schlachten kann Mohammed die Quraish in Mekka unterwerfen und im Jahr seines Todes, 632, unternimmt er erstmals die Wallfahrt zur Kaaba, die von nun an als Sitz Abrahams gilt, des Urvaters aller monotheistischen Religionen. Wohl um diese Zeit ist auch Sure 5, Vers 3 entstanden:
„Heute habe ich euch vollendet eure Religion und vollkommen gemacht meine Gnade an euch – und es gefällt mir, dass ihr den Islam zu eurer Religion habt.“
Zurück in Medina stirbt Mohammed wenige Wochen später. Umar, der zweite Kalif, also Nachfolger in der Leitung der frühen Muslime, führt eine eigene islamische Zeitrechnung ein. Nach Mondjahren. Sie beginnt mit der Auswanderung Mohammeds von Mekka nach Medina. Und der Islam selbst wird im Lauf der Jahrhunderte nach dem Christentum die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Welt.