Als Mohammed Mursi bei seinem bislang letzten öffentlichen Auftritt am 4. November im Gerichtssaal erschien, musste der Prozess wegen Tumulten verschoben werden. Die zehn Minuten vor Gericht waren das einzige Mal, dass die Ägypter Mursi zu Gesicht bekamen, seit er im Juli 2013 vom Militär abgesetzt und festgenommen wurde. Mursi bezeichnete das Verfahren als Farce und verschwand wieder hinter Gittern. Der Mursi-Prozess soll nun am 1. Februar fortgesetzt werden.
Harte Vorwürfe
Gegen Mohammed Mursi werden harte Vorwürfe erhoben. Im laufenden Verfahren lautet die Höchststrafe Tod. Heute müssen sich Mursi und andere führende Mitglieder der Muslimbruderschaft für die Ausschreitungen verantworten, zu denen es im Dezember 2012 vor dem Präsidentenpalast kam. Mursi-Gegner waren damals zu einer Demonstration vor dem Gebäude aufgezogen. Die Situation eskalierte, als gewaltbereite Mursi-Anhänger und die Gegner aufeinander losgingen. Es gab Verletzte und mindestens zehn Tote.
Mursi und andere Muslimbrüder sind außerdem wegen Hochverrats angeklagt. Sie sollen seit 2005 ein geheimes Bündnis mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas, mit dem Iran und der libanesischen Hisbollah geschmiedet und Militärgeheimnisse verraten haben. Ziel sei es gewesen, Ägyptens Sicherheit und Stabilität zu untergraben.
Zwei Ex-Präsidenten vor Gericht
In Ägypten steht neben Mursi auch der am 11. Februar 2011 gestürzte Husni Mubarak vor Gericht. Mubarak hatte fast 20 Jahre das Land regiert. Mursi war der erste Zivilist und der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes. Derzeit führt eine Übergangsregierung die Geschäfte. Der eigentliche starke Mann ist General Abd al-Fattah al-Sisi, oberster Befehlshaber des Militärs.