Diese beiden ziemlich besten Freunde, die in der Wirklichkeit so einiges trennt, sind sich hier, auf dem Titelblatt der heutigen Ausgabe des französischen Satireblatts Charlie Hebdo, für einmal einig. "Man darf sich nicht lustig machen", sagen sie in einer gemeinsamen Sprechblase.
Eine Mohammed-Karikatur kann man das nicht nennen, es ist eher die Stellungnahme eines dezidiert antiklerikalen Blattes, das sich über die unheilige Allianz religiöser Eiferer lustig macht, die unter dem Vorwand verletzter Gefühle auch schon einmal zu Mord und Totschlag aufrufen. Das betrifft nicht nur eifernde Muslime (oder: Moslems), auch integristische Katholiken bekommen in Charlie Hebdo regelmäßig ihr Fett weg. Blasphemische Provokationen gehören seit jeher zur Geschäftsgrundlage des Blattes, das vor sechs Jahren auch die dänischen Mohammed-Karikaturen brachte. Ob man sie goutiert, ist Geschmacksfrage. Dass sie in einem laizistischen Land wie Frankreich, das einen Voltaire hervorgebracht hat, unverzichtbarer Teil der Meinungsfreiheit sind, eine Frage der Grundrechte, wie selbst der von den Karikaturisten arg gebeutelte Ex-Präsident Sarkozy noch im letzten Jahr betonte.
Im Innenteil der heutigen Ausgabe von Charlie Hebdo finden sich weitere, deutlich schärfere Karikaturen, die in Anspielung auf das inzwischen berüchtigte amerikanische Mohammed-Video, dem Auslöser der antiwestlichen Gewaltausbrüche in manchen islamischen Ländern, unter den Obertitel "Mahomet fait son cinéma" gestellt sind. Mohamed macht Spektakel, Kinospektakel. Zu sehen ist hier unter anderem der nackt und bäuchlings auf dem Bett liegende Prophet, der den Kameramann dahinter fragt "Und mein Hintern? Gefällt Dir mein Hintern auch?" – für französische Leser ein überdeutliches Zitat einer legendären Replik von Brigitte Bardot aus Jean-Luc Godards Film "Die Verachtung" aus dem Jahre 1963, wo sie – in ähnlicher Position liegend – eben genau diese Frage stellt.
In einer anderen Karikatur haben wir abermals einen nackten Mohammed, diesmal von hinten zu sehen, auf dem Anus ein gelber Stern. Dazu der Titel "Une étoile est née", was die französische Version des berühmten Musicals mit Judy Garland aus dem Jahre 1954 wäre – A star is born. Wobei der Stern hier listige Anspielung auf die Sternchen sein könnte, mit denen auf pornografischen Fotos die Geschlechtsteile verborgen werden. Es könnte aber auch, wie die Karikatur ebenfalls nahe legt, nicht mehr als ein Furz damit gemeint sein. Und mit diesem wäre nicht, oder nicht zuvorderst, die islamische Religion gemeint, sondern das reichlich blödsinnige Internetvideo und dessen Bild von Mohammed. Es geht also gar nicht um den Religionsgründer, sondern um das Bild von ihm – und die diversen Karren, vor die man ihn spannt, radikale Moslems wie radikale Moslemhasser. Die Sache ist somit durchaus komplex und kompliziert. Aber für Komplexes haben in diesen Zeiten weder wild gewordene Glaubenseiferer noch westliche Politiker einen Sinn.
Von Premierminister Ayrault bis Außenminister Fabius rang sich die französische Regierung seit heute Morgen ein gewundenes "zwar-aber" ab. Zwar sei die Freiheit der Satire zu schützen, aber unverantwortlich sei es doch, was der Zeichner Charb, mit bürgerlichem Namen Stéphane Charbonnier und Herausgeber des Blattes, sich da geleistet habe. Nicht anders der Rektor der großen Moschee von Paris, der wieder einmal umgehend und laut von verletzten Gefühlen redete, aber dann, nachdem er Öl aufs Feuer gegossen hatte, zur Besonnenheit aufrief.
Vor dem Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo steht seit heute Morgen ein Mannschaftswagen der Polizeieinheit CRS, die ansonsten auch nicht gerade zärtlich von den Karikaturisten behandelt wird. Kein Wunder, denn vor einem Jahr ist das Gebäude bereits Gegenstand eines Bombenanschlags gewesen, der die Auslieferung einer Nummer unter dem Titel "Charia Hebdo" verhinderte. Die Täter sind noch nicht gefasst.
Die heutige Nummer von Charlie Hebdo war bereits am frühen Morgen an allen Kiosken vergriffen. Angeblich ist für morgen früh eine weitere Auslieferung geplant. Unterdessen verschwinden nach und nach Reproduktionen der Karikaturen aus dem Internet, wo sie heute Mittag noch zu finden waren.
Eine Mohammed-Karikatur kann man das nicht nennen, es ist eher die Stellungnahme eines dezidiert antiklerikalen Blattes, das sich über die unheilige Allianz religiöser Eiferer lustig macht, die unter dem Vorwand verletzter Gefühle auch schon einmal zu Mord und Totschlag aufrufen. Das betrifft nicht nur eifernde Muslime (oder: Moslems), auch integristische Katholiken bekommen in Charlie Hebdo regelmäßig ihr Fett weg. Blasphemische Provokationen gehören seit jeher zur Geschäftsgrundlage des Blattes, das vor sechs Jahren auch die dänischen Mohammed-Karikaturen brachte. Ob man sie goutiert, ist Geschmacksfrage. Dass sie in einem laizistischen Land wie Frankreich, das einen Voltaire hervorgebracht hat, unverzichtbarer Teil der Meinungsfreiheit sind, eine Frage der Grundrechte, wie selbst der von den Karikaturisten arg gebeutelte Ex-Präsident Sarkozy noch im letzten Jahr betonte.
Im Innenteil der heutigen Ausgabe von Charlie Hebdo finden sich weitere, deutlich schärfere Karikaturen, die in Anspielung auf das inzwischen berüchtigte amerikanische Mohammed-Video, dem Auslöser der antiwestlichen Gewaltausbrüche in manchen islamischen Ländern, unter den Obertitel "Mahomet fait son cinéma" gestellt sind. Mohamed macht Spektakel, Kinospektakel. Zu sehen ist hier unter anderem der nackt und bäuchlings auf dem Bett liegende Prophet, der den Kameramann dahinter fragt "Und mein Hintern? Gefällt Dir mein Hintern auch?" – für französische Leser ein überdeutliches Zitat einer legendären Replik von Brigitte Bardot aus Jean-Luc Godards Film "Die Verachtung" aus dem Jahre 1963, wo sie – in ähnlicher Position liegend – eben genau diese Frage stellt.
In einer anderen Karikatur haben wir abermals einen nackten Mohammed, diesmal von hinten zu sehen, auf dem Anus ein gelber Stern. Dazu der Titel "Une étoile est née", was die französische Version des berühmten Musicals mit Judy Garland aus dem Jahre 1954 wäre – A star is born. Wobei der Stern hier listige Anspielung auf die Sternchen sein könnte, mit denen auf pornografischen Fotos die Geschlechtsteile verborgen werden. Es könnte aber auch, wie die Karikatur ebenfalls nahe legt, nicht mehr als ein Furz damit gemeint sein. Und mit diesem wäre nicht, oder nicht zuvorderst, die islamische Religion gemeint, sondern das reichlich blödsinnige Internetvideo und dessen Bild von Mohammed. Es geht also gar nicht um den Religionsgründer, sondern um das Bild von ihm – und die diversen Karren, vor die man ihn spannt, radikale Moslems wie radikale Moslemhasser. Die Sache ist somit durchaus komplex und kompliziert. Aber für Komplexes haben in diesen Zeiten weder wild gewordene Glaubenseiferer noch westliche Politiker einen Sinn.
Von Premierminister Ayrault bis Außenminister Fabius rang sich die französische Regierung seit heute Morgen ein gewundenes "zwar-aber" ab. Zwar sei die Freiheit der Satire zu schützen, aber unverantwortlich sei es doch, was der Zeichner Charb, mit bürgerlichem Namen Stéphane Charbonnier und Herausgeber des Blattes, sich da geleistet habe. Nicht anders der Rektor der großen Moschee von Paris, der wieder einmal umgehend und laut von verletzten Gefühlen redete, aber dann, nachdem er Öl aufs Feuer gegossen hatte, zur Besonnenheit aufrief.
Vor dem Redaktionsgebäude von Charlie Hebdo steht seit heute Morgen ein Mannschaftswagen der Polizeieinheit CRS, die ansonsten auch nicht gerade zärtlich von den Karikaturisten behandelt wird. Kein Wunder, denn vor einem Jahr ist das Gebäude bereits Gegenstand eines Bombenanschlags gewesen, der die Auslieferung einer Nummer unter dem Titel "Charia Hebdo" verhinderte. Die Täter sind noch nicht gefasst.
Die heutige Nummer von Charlie Hebdo war bereits am frühen Morgen an allen Kiosken vergriffen. Angeblich ist für morgen früh eine weitere Auslieferung geplant. Unterdessen verschwinden nach und nach Reproduktionen der Karikaturen aus dem Internet, wo sie heute Mittag noch zu finden waren.