Die niedrigen Zinsen sind seit Jahren ein Ärgernis vor allem für deutsche Sparer, weil viele von ihnen Zinsanlagen wie Tages- oder Festgeld bei der Vermögensbildung bevorzugen. Solange die Inflationsrate auch nahe null lag, blieb zumindest real noch eine Mini-Rendite übrig. Erstmals seit sechs Jahren, das hat jetzt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht festgestellt, war diese reale Rendite nun negativ: Im ersten Quartal 2018 lag sie bei minus 0,8 Prozent. In diese Rechnung bezieht die Bundesbank neben Bankeinlagen auch Wertpapiere und Ansprüche gegenüber Versicherungen ein. Während die Versicherungsansprüche noch positiv rentierten, gab es in den ersten drei Monaten kräftige Kursverluste an den Börsen. Deshalb zehrte die gestiegene Inflation die Gesamtrendite auf. Man sollte aber eine Geldanlage nicht kurzfristig betrachten, meint Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der Dekabank:
"Über den langen Horizont auch in den letzten sieben, acht Jahren der Krisenbewältigung nach der Lehman-Pleite war es eine herausragend gute Idee, in der Breite der Wertpapieranlagen investiert zu sein. Mit einem nennenswerten Schwerpunkt auf Aktien wäre man ein sehr glücklicher Anleger gewesen."
Allein in den letzten zehn Jahren hat der Deutsche-Aktien-Index insgesamt um etwa 90 Prozent zugelegt.
Niedrige Zinsen helfen Europas Wirtschaft
Die niedrigen Zinsen aber haben in den vergangenen Jahren auch geholfen, die Wirtschaft in Europa und der Welt vor dem Absturz zu bewahren. Auch das müsse man in den Blick nehmen, sagt Volkswirt Bahr:
"Man kann natürlich bei den Geldanlagen im kurzfristigen Bereich recht gut numerisch erfassen, wie groß die Kosten dieser Nullzinswelt sind, während die anderen Größenordnungen, wie, dass es der Wirtschaft insgesamt ein Stück weit geholfen hat, dass die Konjunktur gut gelaufen ist, dass sehr, sehr viele Arbeitsplätze geschaffen worden, dass die Lohnsteigerungen speziell aus deutscher Sicht sehr, sehr auskömmlich geworden sind, das sind natürlich positive Effekte, die man in der Tendenz genauso aufzeigen muss und die man gegenrechnen müsste gegebenenfalls den Kosten, die das für Sparer in Zinseinlagen hat."
Auch Kreditnehmer profitieren von Zinsflaute
Darauf hat auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann immer wieder verwiesen. Die amerikanische Investmentbank Bank of America Merrill Lynch hat nun ebenfalls diese Effekte in den Blick genommen. Dabei stehe Deutschland im Vergleich zu Italien und Spanien nicht so schlecht da, denn nicht vergessen darf man ja auch: Die niedrigen Zinsen nutzen den Kreditnehmern: Die können sich billiger verschulden. Und wer noch alte Kredite hat, der sollte über eine Tilgung nachdenken statt über neue, wenig rentierliche Geldanlagen, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg:
"Selbst der angeblich so günstige Autokredit von vor drei Jahren, der vielleicht nur 1,9 Prozent Zinsen kostet, der ist für einen Geldanleger im Moment attraktiv, denn die 1,9 kriegen sie ja im Moment auf ein Tagesgeld Konto nicht. Ganz zu schweigen von Ratenkrediten, wo ja oft sieben, acht, neun Prozent Zinsen bezahlt werden. Insofern: Schuldentilgung ist immer eine gute Geldanlage."