Robert McCarthy wollte die Sprechfähigkeit von Neandertalern nicht nur theoretisch belegen, sondern auch praktisch beweisen. Dazu hat der Anthropologe von der Florida Atlantic University die Stimme unseres ausgestorbenen Vetters am Computer rekonstruiert.
"Zuerst haben wir mit Hilfe verschiedener Neandertalerschädel berechnet, wo welche Knochen lagen, wie etwa der Gaumen. Danach haben wir Daten von Schimpansen und Menschen einfließen lassen, was die Weichteile betrifft, also Zunge, Wangen, Stimmbänder. Zu unserer Überraschung sahen wir, dass das Zentrum der Sprache – die so genannte Voicebox – heutiger Menschen keinen Platz im Sprachtrakt der Neandertaler hat. Sie konnten zwar einige der heutigen Vokabeln produzieren, aber nicht alle."
Das Ergebnis der McCarthy Rekonstruktion: im Gegensatz zu einem von heutigen Menschen gesprochenem "I" klingt das Neandertaler-"I" etwas gequetscht. Dieses Ergebnis konnte der Forscher bei allen untersuchten Neandertaler-Schädeln wiederholen. Zum Abgleich rekonstruierte Robert McCarthy auch das "I" des bislang ältesten bekannten modernen Menschen, einem 100.000 Jahre altem Fund aus Israel. Dieses "I" klingt im Gegensatz zum "I" seiner heute lebenden Nachfahren zwar auch noch etwas gequetscht, aber McCarthy zufolge ist es wesentlich deutlicher als das undeutliche Neandertaler "I". Das ist aber noch nicht alles.
"Die Neandertaler konnten die Vokale E, A und U wahrscheinlich nicht sprechen. Unabhängig von allen existierenden Sprachen sind diese Vokale essentiell für die Lautsprache. Zudem konnten Neandertaler nicht sehr schnell sprechen und haben wahrscheinlich viele Fehler gemacht, da die Artikulation physikalisch gesehen sehr schwierig war. Aber hundertprozentig sicher sind wir nicht, da Wörter und Sätze leider nicht versteinern."
Im ungünstigsten Fall sollen die Neandertaler nur 20 Prozent unseres sprachlichen Repertoires zur Verfügung gehabt haben. Das muss nicht mit einer halben Sprachlosigkeit einhergehen, schließlich gibt es viele Sprachen, die auch nur 20 Prozent der Laute benutzen, die theoretisch möglich sind, sagt der Neandertalerexperte Chris Stringer vom Natural History Museum in London.
"Ich bin sehr vorsichtig mit einer Interpretation, da ich nicht sicher bin, was uns diese Daten überhaupt sagen. Natürlich kann man in einem gewissen Rahmen die Sprechfähigkeit von Neandertalern rekonstruieren und vieles deutet darauf hin, dass ihre Sprechfähigkeit nicht die Bandbreite heutiger Menschen hatte. Ich glaube jedoch, dass wir hier nicht die Antworten finden, die wir suchen. Sprache entsteht nicht im Rachenraum, sondern immer noch im Gehirn."
Zudem gebe es noch immer eine ganze Reihe unbekannter Faktoren, die das Ergebnis verfälschen können. Wie Neandertaler ihr sprachliches Potential also tatsächlich ausgenutzt haben, kann nicht geklärt werden. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sie eine oder mehrere eigene Sprachen hatten. Allein schon deshalb hat es womöglich Verständigungsprobleme zwischen unseren Vorfahren und den Neandertalern gegeben, egal ob das "I" frei, leicht gequetscht oder stark gequetscht ausgesprochen wurde.
"Zuerst haben wir mit Hilfe verschiedener Neandertalerschädel berechnet, wo welche Knochen lagen, wie etwa der Gaumen. Danach haben wir Daten von Schimpansen und Menschen einfließen lassen, was die Weichteile betrifft, also Zunge, Wangen, Stimmbänder. Zu unserer Überraschung sahen wir, dass das Zentrum der Sprache – die so genannte Voicebox – heutiger Menschen keinen Platz im Sprachtrakt der Neandertaler hat. Sie konnten zwar einige der heutigen Vokabeln produzieren, aber nicht alle."
Das Ergebnis der McCarthy Rekonstruktion: im Gegensatz zu einem von heutigen Menschen gesprochenem "I" klingt das Neandertaler-"I" etwas gequetscht. Dieses Ergebnis konnte der Forscher bei allen untersuchten Neandertaler-Schädeln wiederholen. Zum Abgleich rekonstruierte Robert McCarthy auch das "I" des bislang ältesten bekannten modernen Menschen, einem 100.000 Jahre altem Fund aus Israel. Dieses "I" klingt im Gegensatz zum "I" seiner heute lebenden Nachfahren zwar auch noch etwas gequetscht, aber McCarthy zufolge ist es wesentlich deutlicher als das undeutliche Neandertaler "I". Das ist aber noch nicht alles.
"Die Neandertaler konnten die Vokale E, A und U wahrscheinlich nicht sprechen. Unabhängig von allen existierenden Sprachen sind diese Vokale essentiell für die Lautsprache. Zudem konnten Neandertaler nicht sehr schnell sprechen und haben wahrscheinlich viele Fehler gemacht, da die Artikulation physikalisch gesehen sehr schwierig war. Aber hundertprozentig sicher sind wir nicht, da Wörter und Sätze leider nicht versteinern."
Im ungünstigsten Fall sollen die Neandertaler nur 20 Prozent unseres sprachlichen Repertoires zur Verfügung gehabt haben. Das muss nicht mit einer halben Sprachlosigkeit einhergehen, schließlich gibt es viele Sprachen, die auch nur 20 Prozent der Laute benutzen, die theoretisch möglich sind, sagt der Neandertalerexperte Chris Stringer vom Natural History Museum in London.
"Ich bin sehr vorsichtig mit einer Interpretation, da ich nicht sicher bin, was uns diese Daten überhaupt sagen. Natürlich kann man in einem gewissen Rahmen die Sprechfähigkeit von Neandertalern rekonstruieren und vieles deutet darauf hin, dass ihre Sprechfähigkeit nicht die Bandbreite heutiger Menschen hatte. Ich glaube jedoch, dass wir hier nicht die Antworten finden, die wir suchen. Sprache entsteht nicht im Rachenraum, sondern immer noch im Gehirn."
Zudem gebe es noch immer eine ganze Reihe unbekannter Faktoren, die das Ergebnis verfälschen können. Wie Neandertaler ihr sprachliches Potential also tatsächlich ausgenutzt haben, kann nicht geklärt werden. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sie eine oder mehrere eigene Sprachen hatten. Allein schon deshalb hat es womöglich Verständigungsprobleme zwischen unseren Vorfahren und den Neandertalern gegeben, egal ob das "I" frei, leicht gequetscht oder stark gequetscht ausgesprochen wurde.