Montagsgebete Nikolaikirche
"In provokatorischer Absicht tätigte er gezielt Aussagen "

26. September 1989. Aus einem MfS-Bericht an Mitglieder des SED-Politbüros über die Leipziger Montagsgebete:

    Demonstranten vor der Nikolaikirche in Leipzig. Nach einem Gedenkgottesdienst in der Leipziger Nikolaikirche am 9.10.1989 demonstrierten schätzungsweise 70.000 Menschen mit einem Protestzug durch die Innenstadt für demokratische Erneuerungen in der DDR.
    Demonstranten vor der Nikolaikirche in Leipzig. Nach einem Gedenkgottesdienst in der Leipziger Nikolaikirche am 9.10.1989 demonstrierten schätzungsweise 70.000 Menschen mit einem Protestzug durch die Innenstadt für demokratische Erneuerungen in der DDR. (picture alliance / dpa / Heikko_Saukkomaa)
    Am 25. September 1989 fand in der Zeit von 17:00 bis 17:55 Uhr das sogenannte Montagsgebet unter Teilnahme von über 2000 Personen (in den Vorwochen durchschnittlich 1100 Personen) in der Nikolaikirche in Leipzig statt. Weitere ca. 1.000 Personen hatten sich wegen Überfüllung der Kirche auf dem Kirchenvorplatz und in den Zugangsstraßen versammelt.

    Pfarrer Führer gab bekannt, dass zur 'Entlastung der Montagsgebete' in der Nikolaikirche und zur 'Erweiterung der Basis' künftig zusätzliche 'Friedensgebete' jeweils sonnabends in weiteren Kirchen der Stadt Leipzig durchgeführt werden sollen. Des Weiteren gab er Termine und Veranstaltungen zu Fürbittandachten für Inhaftierte bekannt.

    Das 'Montagsgebet' wurde durch den hinlänglich bekannten Pfarrer Wonneberger/Leipzig zum Thema 'Gewalt' gestaltet. In provokatorischer Absicht tätigte er gezielt Aussagen wie 'Wer den Knüppel zieht, muss auch den Helm tragen' sowie 'Wenn die Verfassung nicht dem Bürger nützt, muss die Verfassung geändert werden'.

    Der Inhalt dieses Montagsgebetes erzeugte unter den Teilnehmern eine aufgeheizte Atmosphäre und aggressive Stimmung.

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