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Moody's stuft Landesbanken ab

Die Ratingagentur Moody's hat für die meisten deutschen Landesbanken den Daumen gesenkt. Die Bonität einiger Häuser wurde um bis zu drei Stufen tiefer angesetzt. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband erklärte, der Schritt sei nicht überraschend gekommen.

Von Felix Lincke | 17.11.2011
    Es war ein langer Weg von der Bestnote "Tripple A", bis zu einem Baa1, wie es die Ratingagentur Moody's soeben der Bayerischen Landesbank verpasst hat, und das, obwohl der Freistaat Bayern sich mit mehr als zehn Milliarden Euro in seiner Krisenbank engagiert hat. Doch die BayernLB, der im laufenden Jahr schon wieder rote Zahlen drohen, ist nur eine von sechs Landesbanken, die von Moody's praktisch über Nacht gleich um drei Noten herabgestuft wurden. Das sei schon sehr unangenehm, sagt Bankenexperte Wolfgang Gerke:

    "Wenn man sich Geld am Kapitalmarkt besorgen muss, Anleihen begibt, steigen die Zinskosten. Ratingagenturen sind deshalb bei Banken gefürchtet, vor allem wenn sie auf Beobachtungsliste gesetzt oder gar heruntergestuft werden."

    Unter verschärfter Beobachtung stehen die Landesbanken schon seit 2005. Seitdem verbietet die EU die sogenannte Gewährträgerhaftung, bei der alle ihre Kredite einfach durch den Staat garantiert waren. Doch von ihren Landesbeteiligungen und denen der öffentlich-rechtlichen Sparkassen profitieren die Landesbanken noch immer. Die Finanzkrise, von der die Landesbanken mit am stärksten betroffen waren, konnten sie nur mit Staatshilfe überstehen, wenig kam von den Sparkassen, die deshalb an Einfluss verloren. Entscheidend ist aber, dass viele Landesbanken immer noch Krisenbanken sind, die ohne die alten Privilegien eigentlich nicht überlebensfähig sind:

    "Das ist ein wichtiges Signal, das ernst genommen werden sollte. Es trifft ja viele Landesbanken, die es nicht geschafft haben - auch nach der Krise nicht -, sich ein gemeinsames Geschäftsmodell zu geben, so wie das bei den Genossenschaftsbanken der Fall ist, die eben nicht so zersplittert sind."

    Moody's glaubt darüber hinaus, dass ein erneutes Scheitern von Landesbanken an der fehlenden Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr automatisch vom Staat ausgeglichen wird. Die Staatsnähe wird deshalb nicht mehr so hoch bewertet. Hinzu kommen erhöhte Anforderungen an das Eigenkapital durch die neue EU-Bankenregulierung. Hier sieht Gerke den Staat erneut gefordert:

    "Sicherlich wird der Staat sehr ungern weiteres Geld einschießen wollen, aber was soll er tun? Er kann natürlich die eine oder andere Landesbank abwickeln, wie die WestLB. So eine große Landesbank, es war ja einmal die Größte, hat eine traurige Geschichte hinter sich. Da besteht eine Wiederholungsgefahr. Die Landesbanken sollten sich an einen Tisch setzen, damit sie wieder hoch gestuft werden können."

    Fusionen und Übernahmen wären eine Möglichkeit, Abwicklung eine andere. Beides würde die öffentliche Hand erneut viel Geld kosten. So lässt man die Landesbanken lieber vor sich hin dümpeln und hofft, dass sie es in Zukunft besser machen. Die aktuelle Herabstufung ist wenig ermutigend.