Seit die schwedische Journalistin Kim Wall im August 2017 getötet wurde, steigt die Zahl der ermordeten Journalistinnen und Journalisten innerhalb der EU immer weiter an. Im Oktober 2017 wurde das Auto der maltesischen Journalistin Daphen Caruana Galizia in die Luft gesprengt. Im Februar 2018 wurden der slowakische Reporter Jan Kuciak und seine Verlobte erschossen. Und am vergangenen Samstag wurde die Journalistin Viktoria Marinova erwürgt in einem Park in der bulgarischen Stadt Russe aufgefunden - vor ihrem Tod wurde sie vergewaltigt.
"Die Hemmschwelle für direkte körperliche Angriffe auf Journalisten ist gesunken", beobachtet Christian Schult vom European Center For Press & Media Freedom (ECPMF). Das ECPMF mit Sitz in Leipzig unterstützt beispielsweise bedrohte Journalisten aus Europa, damit diese ihre Recherchen an einem sicheren Ort weiterführen können.
"Rechtsstaat funktioniert nicht, wie er soll"
Die gesunkene Hemmschwelle ist laut Schult eine Folge davon, dass sich viele europäische Regierungen mittlerweile klar gegen die Recherche-Ergebnisse von Journalistinnen und Journalisten positionierten und Pressevertreter dämonisiert würden. "Das ist ein ganz massives Problem und darauf deuten ja auch die inhaltlichen Recherchen der getöteten Journalisten hin - dass es ein Demokratiedefizit in diesen Ländern gibt, dass der Rechtsstaat nicht so funktioniert, wie er funktionieren soll, und dass es immer noch Verbindungen zwischen organisiertem Verbrechen und Leuten in politischer Verantwortung gibt, die sowas möglich machen", so Schult im Gespräch mit @mediasres.
Der Rechtsstaat müsse funktionieren, sonst sei Verbrechen gegen Journalistinnen und Journalisten Tür und Tor geöffnet.