Kocner war verdächtigt worden, Drahtzieher des Mordes gewesen zu sein, wurde heute aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ein Mitangeklagter wurde hingegen wegen Beihilfe zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt. Die Staatsanwaltschaft kann gegen die Urteile noch Rechtsmittel einlegen und hat bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. Der Täter, der den Auftragsmord begangen und gestanden hatte, war schon im April zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.
Kocner ließ den Journalisten beschatten
Jan Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnírová waren im Februar 2018 in ihrem Haus erschossen worden. Der Investigativ-Reporter vom Nachrichtenportal "aktuality.sk" hatte zu Korruption und Mafia-Verbindungen in Regierungskreisen recherchiert - auch rund um den slowakischen Millionär Marian Kocner und seine Geschäfte. Wie sich im Prozess zeigte, hatte der Geschäftsmann dem Reporter daraufhin am Telefon bedroht und ihn beschatten lassen.
Für die Medien in Bratislava sei das Urteil ein großer Schock, sagte Korrespondent Peter Lange im Dlf. "Alle unterstellen, dass das Urteil Hand und Fuß hat, insoweit dass das Gericht es sich nicht zu leicht gemacht hat." Aber man sei damit dennoch nicht zufrieden.
Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen kritisierte das Urteil als verpasste Chance, ein dringend nötiges Zeichen gegen Straflosigkeit und mafiöse Strukturen in Staat und Gesellschaft der Slowakei zu setzen. "Das Urteil sendet ein verheerendes Signal an alle Journalistinnen und Journalisten, die unter großen persönlichen Risiken über korrupte und kriminelle Machenschaften berichten", heißt es in einer heute veröffentlichten Stellungnahme.
Umfangreiche Prozessberichterstattung
Grundsätzlich sei die Medienfreiheit in der Slowakei nicht gefährdet gewesen, betonte Lange. Aber der Ton sei früher rau gewesen, Journalisten seien ständig aus dem politischen Raum beschimpft und bedroht worden: "Das hat sich nach dem Mord an Jan Kuciak geändert."
Die Medien haben dem ARD-Korrespondenten zufolge den Prozess sehr intensiv begleitet und auch sehr viel Material aus den Ermittlungsakten veröffentlich, das ihnen zugespielt worden sei. Zudem gebe es in der Slowakei ein sehr fortschrittliches Informationsfreiheitsgesetz, von dem Journalistinnen und Journalisten auch häufig Gebrauch machen würden.