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Morddrohung für Olympiakritiker

Die Auseinandersetzungen um die Münchner Olympiabewerbung erlebten in dieser Woche eine bizarre Zuspitzung. Olympiakritiker erhielten Morddrohungen. Der Zwischenfall zeigt, wie angespannt die Lage ist - gerade in Garmisch-Partenkirchen, dem Zentrum des Widerstands, wo 2018 bei den Winterspielen der sogenannte Schnee-Cluster geplant ist. Ohne Garmisch-Partenkirchen aber wäre die Bewerbung wohl am Ende.

Von Jens Weinreich |
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018.
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018. (Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH)
    Axel Doering, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutzes Garmisch-Partenkirchen, zählt zu den führenden Köpfen des Netzwerks der Olympiagegner. Auch er wurde bedroht.

    "”Mein Stellvertreter hat in seinem Briefkasten einen Brief gefunden, in dem sowohl er als auch ich und auch ein gewisser Herr Schumann, den es in unserem Umfeld eigentlich gar nicht gibt, es müsste sich also um den Herrn Hartmann handeln, der im Olympia-Netzwerk wesentlich mit beteiligt ist, mit dem Tod bedroht werden, in dem Fall, dass wir ein Bürgerbegehren erfolgreich abschließen würden. Der Schreiber, der schreibt: ‘Ich habe in meinem Berufsleben nur mit Schusswaffen zu tun, meine Stärke ist Scharfschuss, und diese Übung werde ich Euch präsentieren, sobald Ihr Euer Vorhaben erfolgreich abgeschlossen habt.’”"

    Der Brief wurde der Polizei übergeben. Ermittlungsergebnisse liegen noch nicht vor.

    Die Olympiabewerber verurteilten den Drohbrief per Pressemitteilung. Willy Bogner, Chef der Bewerber GmbH, sagte, man "distanziere” sich "von dieser Drohung und jeglichen vergleichbaren Vorfällen” und wünsche "eine lückenlose Aufklärung durch die Polizei”. Auf münchen.tv sagte Bogner:

    "”Selbst wenn das irgendetwas mit uns zu tun haben sollte, was ja keineswegs klar ist, verurteilen wir das aufs Schärfste, einfach den guten Ton und den freundlichen Ton zu verlassen.”"

    Persönliche Kontakte zwischen Bewerbern und Kritikern aber gab es auch nach den Morddrohungen nicht. Die Funkstille in dieser kritischen Situation reiht sich nahtlos ein in die desaströse Kommunikation der Bewerber und vor allem von Bogner, der nur noch formal als Chef der Bewerbung agiert, aber längst keine Hauptrolle mehr spielt.

    Axel Doering sagt:

    ""Man könnte sich durchaus einen Anruf vorstellen. Ich glaube, der hätte dem Herrn Bogner eher gut getan, als geschadet. Aber das ist seine Sache.”"

    Die Morddrohungen sind bislang die negative Zuspitzung der Auseinandersetzungen um die Olympiabewerbung.

    "”Also dieser Brief sagt eine ganze Reihe von Dingen. Also erstens denke ich nicht, dass er in irgendeiner Weise von jemandem aus dem Bewerberumfeld initiiert wurde. Auf der anderen Seite zeigt er aber etwas über die Lage der Bewerbung, über diese Schieflage der Bewerbung, die ja die ganze Zeit schon eine Pannenbewerbung gewesen ist, die die Herzen der Leute verloren hat. Und die Leute, die diese Olympischen Spiele hier noch haben wollen, die haben im Moment schlechte Karten. Da sind halt dann immer wieder irgendwelche Leute dabei, die ausrasten oder sonst irgendwelche Dummheiten tun und solche dummen Briefe schreiben.”"

    Wie geht es weiter?

    Demnächst wird der bayerische Landtag eine Art Olympia-Finanzgesetz beschließen und damit die Forderungen des Internationalen Olympischen Komitees erfüllen, das für sein Joint Venture nie die Verantwortung übernimmt, sondern nur den Profit kassiert.

    Die Bewerber GmbH will demnächst ein bezahltes Gutachten des Hamburger Professors Wolfgang Maennig zu den Finanzen des Organisationsetats vorlegen – Maennig verdient nicht zum ersten Mal an derlei so genannten unabhängigen Expertisen.

    Die Bewerber bereiten sich in diesen Wochen auf die internationale Kampagne und die ersten Präsentationen vor dem IOC-Wahlvolk bei diversen Sport-Gipfeltreffen vor.

    Und die Olympiagegner in Garmisch-Partenkirchen, die immer zahlreicher werden, streben weiter ein Bürgerbegehren an, das die Bewerbung kippen könnte. Axel Doering:

    "”Ich sag’ immer, als guter Staatsbürger erwarte ich immer noch, dass der Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen für so eine Entscheidung, die den Ort so gewaltig verändern wird, den Bürger selber fragt. Am 22. September hat er die Gelegenheit dazu, in der Gemeinderatssitzung das Ratsbegehren zu beschließen. Wenn er es nicht tut, dann haben wir fest vor, ein Bürgerbegehren unmittelbar darauf zu starten, damit der Bürger dann gefragt wird, ob er diese Riesenveranstaltung hier in unserem Gebirgstal haben will.”"

    Zum Ablauf eines solchen Bürgerbegehrens: Acht Prozent der Wahlbürger müssen dafür ihre Unterschrift leisten, das wären rund 1.700 Personen in Garmisch-Partenkirchen. Bei einer Unterschriftenaktion vor Wochen, als die Lage längst nicht so zugespitzt war, kamen schnell 2.500 Unterschriften zusammen. Der Gemeinderat muss das Begehren dann behandeln und innerhalb von drei Monaten an die Wahlurne rufen.

    Die Landes- und Bundespolitik steht im Prinzip – mit Ausnahme der Grünen-Landtagsfraktion – geschlossen hinter der Bewerbung. Doch im Moment ist die Gefahr für die Olympiapläne groß, von der Basis vor Ort, also vom Steuerzahler gestoppt zu werden.