"Wir sehen, dass die Stimmung sich tatsächlich in den letzten Jahren verschärft hat und sich gegen all die richtet, die den Mund aufmachen gegen diesen Rechtsruck, gegen Rechtsextremismus", sagte WDR-Journalist Georg Restle im Deutschlandfunk.
Überrascht habe ihn, dass das Innenministerium angesichts der "Todeslisten" vor Hysterie gewarnt habe. Es gebe sehr konkrete Drohungen. Der Fall Walter Lübke habe gezeigt, dass es tatsächlich Menschen gebe, die zur Tat schreiten: "Es gibt da eine konkrete Gefahrenlage, das sollte man nicht kleinreden."
Auf einer Liste mit Gewaltopfern
Die Morddrohung, die er nach seinem ARD-Kommentar über die AfD bekommen habe, stamme von einer Gruppe, die so genannte "Todeslisten" führe. Darauf stünden auch der Altenaer Bürgermeister und die Kölner Öberbürgermeisterin - die beide bereits Opfer von Gewalt geworden sind.
"Ich bin einer von vielen", sagte Restle. "Da sind ganz, ganz viele Kollegen und Kolleginnen, denen unsere Solidarität mindestens so sehr gehören sollte." Er habe das Gefühl, dass neue Formen des Rechtsterrorismus von der Politik aber noch nicht ernst genug genommen würden.
Verrohung und Radikalisierung
Es gebe eine Verrohung im parlamentarischen Raum, auch durch eine Radikalisierung innerhalb der AfD durch den Durchmarsch des so genannten völkisch-nationalistischen Flügels. Gleichzeitig sprach Restle von einer Radikalisierung innerhalb der rechtsextremistischen Szene, wo der Unterschied zwischen Rechtsterrorismus und Rechtsextremismus gar nicht mehr zu fassen sei.
Der Journalist kritisierte, dass nach der Morddrohung gegen ihn Abgeordnete der AfD weiter Öl ins Feuer gegossen hätten. Dadurch würden Journalisten und Journalistinnen, Politiker und Politikerinnen nach wie vor ins Fadenkreuz genommen.
"Das wissen diese Leute auch", sagte Restle. "Wenn Abgeordnete der AfD das jetzt nach wie vor weiter betreiben, dann sieht man, wessen Geistes Kind sie sind und dass sie offensichtlich überhaupt kein Interesse daran haben, Journalisten und Journalistinnen zu schützen, sondern dass sie weiterhin diese Gefährdung von Kollegen und Kolleginnen in Kauf nehmen, ja, sie sogar weiter befördern."