"Das ist ja wörtlich zitiert. Das ist wortwörtlich zitiert."
Genauso erstaunt wie der schwedische Journalist Blomkvist in der ersten Verfilmung von "Verblendung" dürften in den nächsten Tagen auch die Kinogänger sein. Wer dann beide Leinwandadaptionen des Stoffs gesehen hat, wird ein Déjà-vu erleben. Zwar ist es beim Film nicht - wie in so mancher Doktorarbeit - mit Copy & Paste getan. Schließlich muss ja alles noch mal neu gedreht werden. Aber über weite Strecken sind beide Versionen von Teil eins der "Millennium"-Trilogie fast identisch: vom Szenenbild über die Dialoge bis hin zu ähnlichen Schauspielertypen. Besonders die beiden Lisbeth Salanders, die gleichermaßen beeindrucken, lassen sich in der Erinnerung kaum auseinanderhalten.
"Lesen Sie den Bericht! Da steht alles drin." - "Frau Salander, haben Sie vielleicht noch etwas hinzuzufügen? Mich interessiert Ihre private Meinung."
Und die interessiert genauso auch in der Hollywoodfassung.
"Stimmt was nicht mit dem Bericht?" - "Nein, er war sehr gründlich. Aber mich interessiert auch, was nicht drin steht." - "Ihre Meinung steht nicht drin."
Wenn sich fast alles so anhört und es auch noch genauso aussieht wie im Originalfilm, der übrigens mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 100 Millionen Dollar der größte Filmerfolg in der schwedischen Kinogeschichte ist - warum dann also eine zweite Fassung? Die Antwort ist denkbar einfach: Erstens mögen Amerikaner keine fremdsprachigen Filme. So hat selbst die nachträglich synchronisierte schwedische Version in den US-Kinos nur zehn Millionen Dollar gemacht. Und zweitens kann Hollywood eine Stange Geld verdienen, wie die bislang eingespielten 80 Millionen Dollar der US-Fassung unterstreichen. Es ist dieselbe Erkenntnis, die Produzenten auch zu Fortsetzungen treibt - wovon es übrigens derzeit mehr als genug gibt. Gut, wenn ein Produkt einmal verkauft wird.
"Ich brauche Ihre Hilfe." - "... schicken mir aber eine Mail, von der Sie wissen, dass ich sie zurückverfolgen kann. Warum tun Sie das?"
Noch besser, wenn dasselbe Produkt gleich noch mal verkauft werden kann.
"Lisbeth, ich brauche Ihre Hilfe, um einen Frauenmörder zu finden. Wollen Sie sich das hier nicht mal ansehen?" - "Schon geschehen."
Hollywood erwirbt längst nicht mehr nur die Rechte an Bestsellern, sondern direkt die an erfolgreichen Filmen, um diese dann für den amerikanischen und internationalen Markt neu aufzulegen. Die Studiobosse führen sich als moderne Kolonialherren auf, die Filmschätze in aller Welt plündern. Zu welchen Widersprüchlichkeiten dieses Gebaren der US-Filmindustrie führt, macht "Verblendung" ebenfalls deutlich. Denn auch die zweite Version spielt in Schweden, die Figuren bleiben also schwedisch. Merkwürdig vor allem aber ist, dass selbst in der US-Version das Personal selten seine Wurzeln in Amerika hat. Hauptdarsteller Daniel Craig ist bekanntlich Brite, Christopher Plummer Kanadier und mit Stellan Skarsgård darf sogar ein Schwede mitmachen. Nur die bis dato noch unbekannte Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander stammt aus den USA.
"Verzeihen Sie, aber Sie versuche seit 40 Jahren ... Ich zahle Ihnen ein ansehnliches Honorar. Sie werden ein wohlhabender Mann."
Vor allem für die schwedische Produktionsfirma Yellow Bird ist "Verblendung" ein äußerst profitables Geschäft geworden. Die hatte sich die Filmrechte an der "Millennium"-Trilogie nur wenige Monate vor Stieg Larssons Tod gesichert für eine Million schwedische Kronen, umgerechnet rund 110.000 Euro.
"Worum Sie mich bitten, ist reine Geldverschwendung." - "Über Ihr Honorar haben wir noch nicht gesprochen. ... Ich kann nicht etwas finden, was Sie seit über 40 Jahren vergeblich suchen." - "Das wissen Sie doch gar nicht."
110.000 Euro sind für Hollywoodverhältnisse ein geradezu lächerlicher Preis, nicht jedoch für schwedische. Zumal keiner der "Millennium"-Romane 2004 schon veröffentlicht war und niemand ahnen konnte, dass die Bücher Bestseller werden sollten. Ein Coup also für Yellow Bird.
"We turn Bestsellers into Blockbusters" verkündet die Homepage der Firma. Für welche Summe das Unternehmen seinerseits die englischsprachigen Filmrechte an Sony verkauft hat, ist nicht bekannt. Nur so viel: Stieg Larssons Erben soll - nach Presseberichten - nachträglich eine Pauschale von rund 600.000 Euro überwiesen worden sein. Yellow Bird hat zweifellos die Gunst der Stunde genutzt und direkt die nächsten englischsprachigen Filmrechte an ein Hollywoodstudio verkauft. Diesmal die zu Jo Nesbøs "Headhunter". Die norwegische Filmversion wird im März in die deutschen Kinos kommen. Außerdem soll Martin Scorsese Nesbøs Buch "Schneemann" auf die Leinwand bringen. Ganz ohne Filmvorlage, sodass es wenigstens dann einmal nicht heißen wird.
"Das ist ja wörtlich zitiert. Das ist wortwörtlich zitiert."
Genauso erstaunt wie der schwedische Journalist Blomkvist in der ersten Verfilmung von "Verblendung" dürften in den nächsten Tagen auch die Kinogänger sein. Wer dann beide Leinwandadaptionen des Stoffs gesehen hat, wird ein Déjà-vu erleben. Zwar ist es beim Film nicht - wie in so mancher Doktorarbeit - mit Copy & Paste getan. Schließlich muss ja alles noch mal neu gedreht werden. Aber über weite Strecken sind beide Versionen von Teil eins der "Millennium"-Trilogie fast identisch: vom Szenenbild über die Dialoge bis hin zu ähnlichen Schauspielertypen. Besonders die beiden Lisbeth Salanders, die gleichermaßen beeindrucken, lassen sich in der Erinnerung kaum auseinanderhalten.
"Lesen Sie den Bericht! Da steht alles drin." - "Frau Salander, haben Sie vielleicht noch etwas hinzuzufügen? Mich interessiert Ihre private Meinung."
Und die interessiert genauso auch in der Hollywoodfassung.
"Stimmt was nicht mit dem Bericht?" - "Nein, er war sehr gründlich. Aber mich interessiert auch, was nicht drin steht." - "Ihre Meinung steht nicht drin."
Wenn sich fast alles so anhört und es auch noch genauso aussieht wie im Originalfilm, der übrigens mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 100 Millionen Dollar der größte Filmerfolg in der schwedischen Kinogeschichte ist - warum dann also eine zweite Fassung? Die Antwort ist denkbar einfach: Erstens mögen Amerikaner keine fremdsprachigen Filme. So hat selbst die nachträglich synchronisierte schwedische Version in den US-Kinos nur zehn Millionen Dollar gemacht. Und zweitens kann Hollywood eine Stange Geld verdienen, wie die bislang eingespielten 80 Millionen Dollar der US-Fassung unterstreichen. Es ist dieselbe Erkenntnis, die Produzenten auch zu Fortsetzungen treibt - wovon es übrigens derzeit mehr als genug gibt. Gut, wenn ein Produkt einmal verkauft wird.
"Ich brauche Ihre Hilfe." - "... schicken mir aber eine Mail, von der Sie wissen, dass ich sie zurückverfolgen kann. Warum tun Sie das?"
Noch besser, wenn dasselbe Produkt gleich noch mal verkauft werden kann.
"Lisbeth, ich brauche Ihre Hilfe, um einen Frauenmörder zu finden. Wollen Sie sich das hier nicht mal ansehen?" - "Schon geschehen."
Hollywood erwirbt längst nicht mehr nur die Rechte an Bestsellern, sondern direkt die an erfolgreichen Filmen, um diese dann für den amerikanischen und internationalen Markt neu aufzulegen. Die Studiobosse führen sich als moderne Kolonialherren auf, die Filmschätze in aller Welt plündern. Zu welchen Widersprüchlichkeiten dieses Gebaren der US-Filmindustrie führt, macht "Verblendung" ebenfalls deutlich. Denn auch die zweite Version spielt in Schweden, die Figuren bleiben also schwedisch. Merkwürdig vor allem aber ist, dass selbst in der US-Version das Personal selten seine Wurzeln in Amerika hat. Hauptdarsteller Daniel Craig ist bekanntlich Brite, Christopher Plummer Kanadier und mit Stellan Skarsgård darf sogar ein Schwede mitmachen. Nur die bis dato noch unbekannte Rooney Mara in der Rolle der Lisbeth Salander stammt aus den USA.
"Verzeihen Sie, aber Sie versuche seit 40 Jahren ... Ich zahle Ihnen ein ansehnliches Honorar. Sie werden ein wohlhabender Mann."
Vor allem für die schwedische Produktionsfirma Yellow Bird ist "Verblendung" ein äußerst profitables Geschäft geworden. Die hatte sich die Filmrechte an der "Millennium"-Trilogie nur wenige Monate vor Stieg Larssons Tod gesichert für eine Million schwedische Kronen, umgerechnet rund 110.000 Euro.
"Worum Sie mich bitten, ist reine Geldverschwendung." - "Über Ihr Honorar haben wir noch nicht gesprochen. ... Ich kann nicht etwas finden, was Sie seit über 40 Jahren vergeblich suchen." - "Das wissen Sie doch gar nicht."
110.000 Euro sind für Hollywoodverhältnisse ein geradezu lächerlicher Preis, nicht jedoch für schwedische. Zumal keiner der "Millennium"-Romane 2004 schon veröffentlicht war und niemand ahnen konnte, dass die Bücher Bestseller werden sollten. Ein Coup also für Yellow Bird.
"We turn Bestsellers into Blockbusters" verkündet die Homepage der Firma. Für welche Summe das Unternehmen seinerseits die englischsprachigen Filmrechte an Sony verkauft hat, ist nicht bekannt. Nur so viel: Stieg Larssons Erben soll - nach Presseberichten - nachträglich eine Pauschale von rund 600.000 Euro überwiesen worden sein. Yellow Bird hat zweifellos die Gunst der Stunde genutzt und direkt die nächsten englischsprachigen Filmrechte an ein Hollywoodstudio verkauft. Diesmal die zu Jo Nesbøs "Headhunter". Die norwegische Filmversion wird im März in die deutschen Kinos kommen. Außerdem soll Martin Scorsese Nesbøs Buch "Schneemann" auf die Leinwand bringen. Ganz ohne Filmvorlage, sodass es wenigstens dann einmal nicht heißen wird.
"Das ist ja wörtlich zitiert. Das ist wortwörtlich zitiert."