Der ehemalige Krankenpfleger Niels Högel ist vom Landgericht Oldenburg 85 Mal wegen Mordes verurteilt worden, in 15 Fällen ist er freigesprochen worden. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest. Der Richter habe deutliche Worte an Niels Högel gerichtet, berichtete Dlf-Korrespondentin Felicitas Boeselager: "Herr Högel, Ihre Taten sind unbegreiflich." Der Richter habe sich zwischenzeitlich wie ein "Buchhalter des Todes" gefühlt. Während der Urteilsverkündung habe vollkommene Stille im Saal geherrscht. Högel selbst habe während der Ansprache des Richters keine Regung gezeigt, berichtete Boeselager.
Viele Angehörige frustriert
Die 15 Freisprüche im Högel-Prozess haben bei den betroffenen Angehörigen für Frustration gesorgt. Ihnen bleibt Gewissheit, wie ihre Verwandten zu Tode gekommen sind verwehrt. Der Richter habe ihnen gewünscht, dass sie trotzdem damit abschließen könnten, berichtete unsere Korrespondentin. Es sei unwahrscheinlich, dass Högel das Gefängnis jemals wieder verlassen könne. Denn: Das Landgericht Oldenburg stellte eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausschließt. Der Prozess fand wegen der hohen Anzahl der Nebenkläger und des Medieninteresses in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg statt.
Bei dem Prozess in Oldenburg handelt sich um den größten Serienmordprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte. Der ehemalige Pfleger Högel hatte seine Opfer von 2000 bis 2005 an den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst vergiftet, um sie wiederzubeleben und so als Retter dazustehen. Viele starben dabei.