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Moscow Design Week
Moskau als neues Designzentrum?

Die besten Architekten und Designer kommen aus Mailand, New York oder London. Deshalb gibt es dort auch Design Weeks, wo sich die Kreativen miteinander vernetzen. Nun drängt Moskau auf den Markt mit einer eigenen Veranstaltung.

Gesine Kühne im Gespräch mit Adalbert Siniawski | 10.10.2018
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    Neue Formensprachen auf der Moscow Design Week 2018 (Gesine Kühne)
    Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die behaupten, sie haben mit Design nichts am Hut, letztlich ist alles um uns herum gestaltet worden. Und wenn es nur der unbequeme Bürostuhl ist, auf dem wir sitzen. Um unser Verständnis für Design zu schärfen, werden rund um den Globus sogenannte Design Weeks veranstaltet. In Mailand und London zum Beispiel - ganz stereotyp gedacht, passt Design auch super dorthin. Was ist aber mit Moskau? Da wurde jetzt die Moscow Design Week offiziell eröffnet.
    Design Week als Mini-Kongress
    "Die Design Week hier kann man sich wie einen Mini-Design-Kongress vorstellen", sagt Gesine Kühne. "Es gibt ganz Konkretes anzuschauen: Das neueste Spa-Design vom italienischen Architekten Simone Micheli zum Beispiel. Oder auch preisgekrönte Möbel von Guilio Cappellini." Es gehe aber auch um Design-Ideen im Social-Media-Raum, Entwicklung von Design-Services - "Uber ist ein designter Service zum Beispiel". Aus diesem Grund sei auch der Italiener Aldo Cibic in Moskau, der seit 1977 diverse Hotels, Geschäfte, Landschaften - in Berlin zum Beispiel das Mövenpick-Restaurant - gestaltet hat. Er sei hier nicht, um etwa russischen Style zu finden, sich mit russischen Designern über konkreten Entwurf auszutauschen, sagte Aldo Cibic im Dlf. Sondern weil er das kreative Potential um neue Design-Services zu entwickeln hier unheimlich hoch fände. Es ginge ihm nicht darum, ein Designobjekt mit russischer Identität zu entwerfen.
    "Moskau hat sich in den letzten zehn Jahren rausgeputzt", berichtete Kühne. "Junge Moskauer nutzen Fahrservices als wären sie die U-Bahn. Sie gehen außerdem spazieren, weil es inzwischen Fußwege gibt, um sich im Park neben dem Kreml, Kunst anzuschauen."
    Viel italienisches, wenig russisches Design
    Design sei ein wachsender Zweig. "Design an sich und vor allem als Studiengang gibt es erst, seit es die Sowjetunion nicht mehr gibt. Vorher waren Konstruktionen vorgegeben." Das Konstruieren habe man erlernt, zitierte Kühne eine junge russische Designerin. Heute gebe es Studiengänge und viel Interesse. "Und da sieht sich die Design Week als Inspiration", sagte Kühne.
    Die Reporterin stellte kritisch fest: "Es wird so viel italienisches Design gezeigt - aber kaum russisches." Der Präsident der Moscow Design Week, Alexander Fedotov, betonte im Dlf, dass es ihm darum gehe, seinen Mitmenschen eine schöne Bandbreite an Design zu zeigen, damit sie selbst entscheiden können, was sie mögen. Fedotov: "Wenn du nur schwarz kennst, magst du nur schwarz, wenn du aber die restlichen Farben auch kennst, kannst du dich entscheiden, welche dir lieber ist."
    Die Moscow Design Week wurde vor acht Jahren ins Leben gerufen. Alexander Fedotov, der Präsident, ist der Erfinder. "Ein Unternehmer mit Geld, der italienisches Design mag und mit einigen Designern aus Milan gut befreundet ist", so Kühne. Er habe 2009 zu seinen Designerfreunden gesagt: "Ich will auch Design in Moskau zeigen; inspirieren, so dass mehr Menschen die Schönheit am Entwurf entdecken." Seine Freunde entgegneten wohl, sie würden ihm erst helfen, wenn es wirklich etwas in Sachen Design in Moskau gäbe. Daraufhin habe Fedotov ein Interiormagazin gegründet - so die Vorgeschichte zur Design Week. In den letzten Jahren war unter anderem auch Designer Philip Starck zu Gast. Im letzten Jahr kamen eine Viertelmillion Besucher zur Design Week, wie Gesine Kühne berichtete.
    Der Ort ist gut gewählt, die Sprachbarriere groß
    Ein großer Kritikpunkt von Gesine Kühne: die Sprachbarriere. "Ich saß bis gestern Nachmittag Haare raufend und grübelnd da, weil ich gesehen hat, das ist was Gutes und Großes, aber ich verstehe es nicht."
    Die Orte, die die Design Week für die Schau gewählt habe, seien perfekt, lobte die Kritikerin. In diesem Jahr findet die Week im Central House of Artists statt - ein alter viereckiger, sozialistischen Plattenbau, der im nächsten Jahr abgerissen wird.