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Moselhochbrücke wird gebaut

1,7 Kilometer lang, 160 Meter hoch und 16 Meter breit – der Plan, eine Brücke über das Moseltal und seine berühmtesten Weinlagen zu spannen, erhitzt die Gemüter seit vielen Jahren. Jetzt soll die endgültige Entscheidung dafür gefallen sein, wie die "Koblenzer Rheinzeitung" berichtet.

Von Ludger Fittkau |
    Die Enttäuschung ist groß bei Heide Weidemann und ihren Mitstreitern der Initiative "Pro Mosel". Seit Jahrzehnten kämpfen sie gegen den sogenannten "Hochmoselübergang" - eine 170 Meter hohe und 1700 lange Brücke über die Mittelmosel bei Bernkastel-Kues. Zuletzt hatte die Brückengegner - unter ihnen auch viele Winzer - vor allem auf die rheinland-pfälzischen Grünen gehofft. Nach 15 Prozent Wählerstimmen bei der Landtagswahl am 27.3. werden die Grünen mit der SPD eine Koalition bilden. Die Umweltpartei lehnte die Brücke immer ab, doch wie die "Rheinzeitung" und andere Medien heute morgen berichteten, konnten sie sich mit ihrer Forderung nach einem Bauverzicht nicht durchsetzen. Heute Nachmittag um 16.00 Uhr will die künftige Koalition ihre Entscheidung in einer Pressekonferenz erläutern.

    Die Initiative "Pro Mosel" und vor allem auch viele Winzer der Mittelmosel fürchten ökologische Folgen durch den Brückenbau: Die sensible Wasserversorgung der Steillagen-Weinberge könnte beeinträchtigt werden, Abrieb der Autoreifen auf der Brücke den Weinbau belasten, so die Befürchtung. Die Naturschutz-Organisation BUND. macht überdies auf die Folgen für das bisher weitgehend naturbelassene Hochplateau "Moselsporn" aufmerksam, über das die Zufahrten zur Brücke geführt werden sollen. Dieses Gebiet entspräche von der Güte her der FFH-Richtlinie und beheimate seltene Vogel- und Fledermausarten, so der BUND.

    Doch die Vorbereitungen für den Brückenbau waren offenbar zu weit fortgeschritten, um ihn noch stoppen zu können. 330 Millionen soll der Hochmoselübergang unter dem Strich kosten, mehr als ein Drittel des Geldes war schon mit Auftragvergaben und vorbereitenden Baumaßnahmen vergeben. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hatte Rot-Grün in Rheinland-Pfalz mit hohen Regressforderungen gedroht, wenn die Brücke gestoppt werde. Der Bund zahlt mit 250 Millionen Euro den größten Batzen der Bausumme, da eine Bundesstraße über die neue Brücke geführt wird.
    Der Hochmoselübergang soll die Fahrtzeit aus der Eifel Richtung Hunsrück und Rhein -Main verkürzen und vor allem den wachsenden Frachtflughafen Hahn im Hunsrück besser an Ballungsräume in Benelux und Nordrhein-Westfalen anbinden, lautet das Argument der Brückenbefürworter.

    Eine zweite, ebenso umstrittene Brücke in Rheinland-Pfalz wird hingegen nicht gebaut: Die Brücke im Mittelrheintal in der Nähe der Loreley. An diesem Punkt setzten sich die Grünen durch. Sie fordern stattdessen eine Ausweitung des Fährbetriebes am Mittelrhein.

    Neue Umweltministerin von Rheinland-Pfalz wird laut Bericht der "Rheinzeitung" Ulrike Höfken, grüne Bundestagsabgeordnete aus der Eifel, Höfken ist eine profilierte Landwirtschaftsexpertin und zur Zeit stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Bundestages. Als Mitglied des Fördervereins für ökologischen Weinbau und Steillagenanbau in Bernkastel-Kues muss Höfken nun ihren Vereinsmitstreitern an der Mosel nun aber zunächst die Niederlage der Grünen in Sachen Hochmoselbrücke erklären. Es dürfte ihr schwer fallen.