Hans Zerterski aus Danzig ersetzt im Weinberg bei Bernkastel-Kues an der Mosel Riesling- Weinstöcke, die abgestorben sind:

"Jetzt mache ich neue Pflanzen, die alten sind kaputt. Haben im Frühjahr Frost gekriegt. Ich setzte neue, dann Karton drum herum, damit der Hase sie nicht frisst."

Seit 22 Jahren kommt Hans Zerterski aus Polen an die Mosel, um in den Weinbergen zu arbeiten. Nur wenige Meter oberhalb des Weinbergs verläuft schon jetzt ein Stück des Jakobs-Pilgerwegs und ab jetzt auch der 365 Kilometer lange Moselsteig. Hans Zerterski freut sich über die Wanderer auf dem neuen Fernwanderweg. Bereits bisher haben manche bei ihm angehalten und ein bisschen im Weinberg mitgearbeitet:

"Viele helfen. Nur eine Stunde oder zwei Stunden. Aber ein bisschen Witze machen, ein bisschen lachen, gut."

Die Moselwinzer blicken erwartungsfroh auf den neuen Moselsteig, der sehr oft durch ihre Weinberge führt. Aber nicht nur, denn ein vielfältiger Streckenverlauf war die Voraussetzung dafür, dass der Wanderweg schon vor der Eröffnung ein besonderes internationales Zertifikat bekam: Als einer von bisher nur sechs europäischen Wanderwegen wurde er vom Europäischen Wanderverband mit dem Label "Leading Quality Trail – Best of Europe" geadelt. Thomas Kalff, einer der Planer des Moselsteiges, erläutert die besonderen Umweltkriterien, die der neue Wanderweg für diese Auszeichnung erfüllen musste:

"35 Prozent naturnahen Weg muss die Gesamtstrecke mindestens beinhalten. Oder maximal darf sie 20 Prozent auf Asphalt verlaufen. Auf vier Kilometer Wegstrecke müssen zwei Formationswechsel drin sein. Also ganz viele Kriterien, die hier zusammenspielen."

Der Moselsteig bietet die geforderten häufigen Wechsel von Waldpassagen und Agrarland, von Höhenwegen und Talstrecken, von Einsamkeit in der Natur und interessanter Architektur. Mit mehr als 100 Aussichtspunkten über einem der schönsten Flusstäler Deutschlands bietet der neue Wanderweg überdies immer wieder atemberaubende Fernblicke. An den Wochenenden sorgen an einigen dieser Aussichtspunkte Winzer dafür, dass kulinarische Freuden dazukommen. Thomas Kalff:

"Wir haben an der Mosel bewirtschaftete Aussichtspunkte, wo Winzer den Weinausschank organisieren. Meistens am Wochenende. Ansonsten sind die Etappen oder sind die Strecken sehr nah angebunden an die Ortschaften oder laufen teilweise auch durch die Ortschaften hindurch, so das dem Gast eine Vielzahl an Einkehrmöglichkeiten geboten wird."

Thomas Kalff betont, dass der Moselsteig an vielen Stellen gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden ist. Nahezu jede der 24 Etappen sei mit Bus, Regionalbahn oder auch per Schiff zu erreichen. Vom Deutschen Wanderverband seien überdies überall an der Mosel Unterkünfte als sogenannte "Wandergastgeber" zertifiziert worden. Diese Gastgeber müssen besondere Dienstleistungen für die Wanderer und damit für sanften, umweltfreundlichen Tourismus im Weinkulturland anbieten:

"Zum Beispiel einen Trockenraum. Oder auch die Unterkunft für eine Nacht muss angeboten werden. Oder der Reservierungsservice für die nächste Nacht. Oder der Gepäcktransfer muss angeboten werden."

Neben dem Brunnen auf dem Karlsbader Platz in Bernkastel wird der neue Wanderweg am 12. April feierlich eröffnet. Die Vorfreude ist groß in der Moselstadt:

"Es gibt viele Leute hier, die gerne Wandern und die Mosel ist ein tolles Gebiet, eine Super-Touristenlandschaft und ich denke, das ist eine ganz super Sache."

"Man braucht sich nur die Zahlen, was Nordic Walking anbelangt, ansehen. Die Klettersteige haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Von daher: Outdoor- Aktivitäten sind in den letzten Jahren der Trend schlechthin."

"Und je nachdem kann man ja den einen Wanderweg gehen und dann mit dem Schiff zurückfahren oder umgekehrt."

Oben im steilen Weinberg über Bernkastel-Kues genießt Hans Zerterski den Ausblick auf die Schiffe, die jetzt die Wanderer für den Moselsteig bringen sollen. Auch nach mehr als zwanzig Jahren könne er sich immer noch für die schöne Landschaft begeistern, sagt der Danziger:

"Wunderbar. Ich komme gerne hier her. Das ist wunderbar. Mit den Touristen zusammen. Ich komme gerne hier her."

Kein Zweifel, dass es vielen, die ab sofort auf dem Moselsteig wandern werden, genau so gehen wird wie Hans Zerterski: Sie werden sich in das alte Weinkulturland neu verlieben.