Neun Ja-Stimmen wären erforderlich gewesen. Nur China und Brasilien stimmten dafür. Die anderen der 15 Mitglieder enthielten sich oder erklärten, eine weitere Untersuchung sei unnötig. Der Beschluss hätte UNO-Generalsekretär Guterres aufgefordert, eine unabhängige internationale Untersuchung zu dem mutmaßlichen Sabotageakt einzuleiten.
Der stellvertretende US-Botschafter Wood sagte, die von Schweden, Dänemark und Deutschland geführten Ermittlungen würden in "umfassender, transparenter und unparteiischen" Art voranschreiten. Der russische Antrag sei ein Versuch, diese Arbeit zu diskreditieren und Vorbehalte gegen jegliche Schlussfolgerungen zu nähren, die nicht dem vorbestimmten und politischen Narrativ Moskaus entsprächen. Es handele sich bei der russischen Resolution nicht um einen Versuch der Wahrheitsfindung.
Moskau erwägt Schadensersatzklage
Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 gehören mehrheitlich dem russischen Energieunternehmen Gazprom. Nord Stream 1 transportierte bis August 2022 russisches Erdgas nach Deutschland. Die neue Leitung Nord Stream 2 ging nicht in Betrieb, weil Berlin das Genehmigungsverfahren kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 ausgesetzt hatte. Die Explosionen an beiden Pipelines ereigneten sich am 26. September.
Deutsche Politiker warnten zuletzt vor voreiligen Schlüssen und mahnten dazu, ein Ende der Untersuchungen abzuwarten. Moskau hingegen machte bereits kurz nach dem Anschlag die Briten und Amerikaner verantwortlich. Gestern meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf einen russischen Diplomaten, das die russische Regierung auf Schadenersatz klagen wolle.
Neue Recherchen weisen auch auf mögliche Beteiligung Russlands hin
Amerikanische Medien hatten unter Berufung auf US-Geheimdienste gemeldet, eine pro-ukrainische Gruppe könnte für die Sprengung der Pipelines verantwortlich sein. Auch Recherchen deutscher Medien ließen eine Spur in die Ukraine vermuten. Die Regierung in Kiew wies jedoch jeden Verdacht auf eine Beteiligung zurück. Am Wochenende berichtete das Nachrichtenportal "t-online", wenige Tage vor den Explosionen der Nordstream-Pipelines hätten russische Militärschiffe mutmaßlich an den Tatorten operiert. Der Schiffsverband habe über die notwendige Ausrüstung verfügt, um Sprengsätze anzubringen. "T-online" bezog sich auf Informationen aus Sicherheitskreisen und öffentlich einsehbare Daten.
Satellitenbilder belegen demnach, dass in der Nacht zum 21. September mindestens drei verdächtige Schiffe Russlands Flottenstützpunkt in Kaliningrad verließen. Die "SS-750" verfüge über ein Mini-U-Boot mit Greifarmen, die Schlepper "SB-123" und "Alexander Frolow" seien mit Lastkränen ausgestattet. Die Explosionen fanden am 26. September statt.
Diese Nachricht wurde am 28.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.