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Moskau schließt McDonald's-Filialen
Burger non grata

Es war die erste McDonald's Filiale auf sowjetischem Boden: Im Januar 1990 eröffnete das erste Schnellrestaurant in Moskau. Jetzt haben die Behörden das symbolträchtige Lokal geschlossen - und nehmen weitere Burger-Bratstätten im ganzen Land ins Visier. Die offizielle Begründung: Sicherheitsmängel.

    Eine der geschlossenen vier McDonald's-Filialen in Moskau.
    Aus "Sicherheitsgründen" geschlossen: Ein Schnellrestaurant in Moskau (AFP / MAXIM SHIPENKOV)
    Einen Tag nach der Schließung von vier Moskauer Filialen wegen angeblicher Sicherheitsmängel gehen die russischen Behörden landesweit gegen Dutzende weitere Läden der Fast-Food-Kette vor. Wirtschaftsvertreter sehen darin eine Vergeltung für westliche Sanktionen, was die russische Seite aber bestreitet.
    Drei Wochen nach dem Importstopp für viele westliche Lebensmittel hatte Russland am Mittwoch vier McDonald's-Filialen in Moskau geschlossen. Als Grund gab die Lebensmittelaufsichtsbehörde Rospotrebnadsor "zahlreiche Verstöße gegen Hygienevorschriften" an. Sie seien bei einer Überprüfung einer Filiale in der Hauptstadt entdeckt worden. Im Vorfeld der Sanktionen gegen westliche Lebensmittel hatte Russland ebenfalls Verstöße gegen Vorschriften als Grund für Einfuhrverbote bestimmter Produkte angeführt.
    Hoher Symbolgehalt
    McDonald's betreibt rund 430 Filialen in Russland und beschäftigt etwa 37.000 Menschen. Die Zutaten für seine Burger bezieht das Unternehmen nach eigenen Angaben fast ausschließlich aus Russland. McDonald's teilte mit, es prüfe die Beschwerden der Lebensmittelaufsicht. Oberste Priorität des Unternehmens seien "sichere Qualitätsprodukte".
    Die Schließung der McDonald's-Filialen sei ein Signal der russischen Führung, glaubt dagegen Andrej Petrakow vom Beratungsunternehmen Restcon: "Wir können direkt ein Unternehmen treffen, und unsere Ziele haben einen hohen Symbolgehalt", sagte Petrakow der Nachrichtenagentur AFP. Die drei Filialen seien gut besucht, ihre Schließung werde dem US-Konzern tatsächlich auch finanziell weh tun.
    Unter den nun geschlossenen Filialen ist die erste, die der Konzern in der damals bereits kollabierenden Sowjetunion aufmachte. Am Eröffnungstag im Januar 1990 standen etwa 30.000 Menschen Schlange, um einen echt amerikanischen Burger zu probieren.
    (tön/ach)