Der klapprige Kleintransporter biegt in eine Schotterpiste ein. An ihrem Ende liegt Scharkul in der Ebene von Mossul. Kurdische Kämpfer, die sogenannten Peschmerga, und die irakische Armee haben das Dorf gerade vom IS befreit. Danach durchsuchten Räumkommandos eilig die Häuser nach Sprengfallen.
Sicherheitskräfte wissen um die Nöte der Bewohner. Die meisten flohen im Sommer vor zwei Jahren, als der IS vorstürmte und die Gegend besetzte. Jetzt wollen die Menschen wissen, was aus ihrem Hab und Gut wurde, das sie 2014 zurücklassen mussten. Wie auch Fadl Mohandis, der mit seinem Kleintransporter durch Scharkul fährt. "Wir müssen da vorne lang", sagt Fadl, "hier gibt es keinen Weg."
Einige Häuser sind dem Erdboden gleich
Die Straße ist mit Erdwallen blockiert, eine Deckung bei Gefechten, ein Schutz vor heranrasenden Autos, die mit Sprengstoff beladen sind. Fassungslos betrachtet Fadl die Häuser, an denen er vorbei fährt. Manche sind dem Erdbogen gleich, buchstäblich platt. Raketenangriffe der Kampfjets, die die internationale Anti-IS-Koalition zur Unterstützung der irakischen Bodeneinheiten schickt, haben die Gebäude zerstört, wenn sie IS-Stellungen ausmachten.
Andere Häuser stehen noch. Bei einem wurde nur ein Vorbau getroffen. Auf was muss sich Fadl gefasst machen, wenn er nach Hause kommt? "Wenn es geht, ziehen wir wieder zurück", sagt der Mann, der eine sechsköpfige Familie hat. Die Arbeit, der Garten, die Nachbarn, alles ist hier.
Ist der Nachbar für den IS gestorben?
Muharam Antar ist nach zwei Jahren erstmals wieder in seinem Haus. Er hat Tränen in den Augen, wenn er durch die Zimmer geht. Muharam hat sie verwüstet vorgefunden, sagt: "Guck dir die Zerstörung an." Muharam schimpft auf die IS-Terroristen, die den größten Teil der Einrichtung geplündert oder sinnlos zerhackt haben. Wiedereinziehen in sein Zuhause will Muharam erst, wenn der IS nicht mehr zurückkehren kann nach Scharkul, wenn die Gefahr ganz gebannt ist, wenn auch Mossul vom IS befreit ist, irgendwann.
Und seine Nachbarn? Die machen es genauso, nur nicht der von gegenüber, der ist ganz weg, vielleicht tot, weil er beim IS war. Seine Söhne haben Selbstmordattentate verübt, sagt Muharam. Was die Nachbarn zum IS gebracht hat? Muharam sagt, dass sie einst unter Saddam Hussein Offiziere beim irakischen Militär waren. Dann, nach dem Sturz des Diktators 2003, als die USA Saddam Husseins Armee auflösten, wurden sie arbeitslos. Und als vor zwei Jahren der IS kam, hat ihnen irgendjemand erzählt, sie müssten beim IS mitmachen.