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Motorrad-Konzern will Produktion verlagern
Trump droht Harley-Davidson

Die Vergeltungszölle der EU gegen den amerikanischen Motorradhersteller Harley-Davidson zeigen Wirkung. Das US-Traditionsunternehmen kündigte an, es müsse wegen der Zölle einen Teil seiner Produktion ins Ausland verlagern. US-Präsident Donald Trump reagierte daraufhin verärgert und mit unverhohlenen Drohungen.

Von Martin Ganslmeier |
    Motorräder von Harley-Davidson auf einer Messe in Neu Delhi.
    Donald Trump hat sich auf Twitter äußerst verärgert über die Ankündigung von Harley-Davidson gezeigt, die Produktion aufgrund der EU-Strafzölle aus den USA ins Ausland zu verlagern (AFP / Sajjad Hussain)
    Bis vor Kurzem schien es eine wunderbare Freundschaft: Der "America First"-Präsident Donald Trump, das US-Traditionsunternehmen Harley-Davidson und die Biker-Community, die zu den frühesten Anhängern Trumps gehörte. Doch jetzt haben die EU-Vergeltungszölle einen Keil getrieben zwischen Trump und seinem früheren Lieblings-Unternehmen, deren Manager er kurz nach seinem Amtsantritt im Weißen Haus empfangen hatte.
    "Danke Harley-Davidson, dass ihr eure Produkte in Amerika herstellt! Jetzt könnt ihr euer Geschäft in den USA noch ausbauen."
    Strafzölle treffen Motorradhersteller doppelt hart
    Doch ausgerechnet Trumps Strafzölle auf ausländischen Stahl und Aluminium sowie die Gegenzölle der EU haben den Motorradhersteller aus dem Bundesstaat Wisconsin doppelt hart getroffen. Trumps Stahlzölle, die zu einem deutlichen Anstieg der Stahlpreise in den USA geführt haben, treiben die jährlichen Produktionskosten für Harley-Davidson um bis zu 20 Millionen Dollar nach oben. Und jetzt kommen auch noch die gezielten Vergeltungszölle der EU hinzu. Sie verteuern eine durchschnittliche Harley um rund 2.000 Euro in der EU, dem zweitwichtigsten Markt für den amerikanischen Motorradhersteller.
    Harley-Davidson fürchtet um Konkurrenzfähigkeit in Europa
    Ohne Produktion ins Ausland zu verlagern, so die Unternehmensleitung, sei man bei Mehrkosten von bis zu 100 Millionen Dollar in Europa nicht mehr konkurrenzfähig. Donald Trump zeigte sich am Montag zunächst irritiert, dass ausgerechnet die US-Ikone Harley als erstes Unternehmen die weiße Flagge der Kapitulation hisse. Anlass für eine Kursänderung seiner Handelspolitik sei dies jedoch nicht, betonte Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina:
    "Wir werden die Zölle auf Stahl solange erheben, bis sie endlich zur Vernunft kommen und uns fair behandeln."
    Trump twittert gegen Harley-Davidson
    Am frühen Dienstagmorgen verschärfte der US-Präsident jedoch seine Kritik an Harley-Davidson und der EU. Auf Twitter schrieb er:
    "Eine Harley-Davidson sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden - niemals! Ihre Beschäftigten und Kunden sind jetzt schon sehr verärgert über sie. Passt auf: Wenn sie ihre Produktion ins Ausland verlagern, dann wird das der Anfang vom Ende sein."
    Harley-Davidson werde dann besteuert "wie nie zuvor". In einem weiteren Tweet warf Trump dem Motorradhersteller vor, die EU-Zölle als bloße Ausrede zu nutzen, um Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern.
    Gewerkschaftsverteter pflichten Trump bei
    So habe Harley-Davidson schon Anfang des Jahres, also lange vor den EU-Vergeltungszöllen, die Produktionsverlagerung aus dem Werk in Kansas City nach Thailand angekündigt. Auch Vertreter der Gewerkschaften sehen das wie Trump. Joe Capra, Vorsitzender der Maschinenschlosser-Gewerkschaft, sagte im Radiosender NPR:
    "Die Ankündigung von Harley-Davidson war ein Schlag ins Gesicht der amerikanischen Arbeiter. Die wollten seit geraumer Zeit die Produktion ins Ausland verlagern. Die Zölle sind ihre Ausrede."
    Auch Mitarbeiter von Harley-Davidson äußerten sich schockiert über die Ankündigung ihrer Unternehmensleitung:
    "Harley-Davidson ist eine amerikanische Ikone", sagte Tim Primeaux, "und Amerikaner wollen nicht, dass eine amerikanische Ikone im Ausland hergestellt wird!"
    Kritische Stimmen aus dem US-Kongress
    Anders als bei den Gewerkschaften und Harley-Mitarbeitern stößt Trumps Handelspolitik bei führenden Republikanern im US-Kongress und Unternehmensverbänden auf wachsende Kritik. Vor allem die Eskalation des Streits mit der EU sei kontraproduktiv. Doch auch mit Blick auf die EU will der US-Präsident hart bleiben. Über Twitter drohte Trump mit baldigen Vergeltungszöllen für Importautos. Die Untersuchung über Zölle auf Autos aus der EU werde bald beendet sein, schrieb Trump. Vor einem Monat hatte er seine Regierung beauftragt, zu untersuchen, ob Import-Autos aus der EU eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas darstellen. Noch vor wenigen Tagen hatte Handelsminister Wilbur Ross gesagt, die Untersuchung befinde sich erst im Anfangsstadium. So lange will Trump offensichtlich nicht warten.