Nein. Nein, das sieht lächerlich aus, meint der junge Grafikdesigner Alex Steinweiss, als er 1939 Art Director bei Columbia Records wird. Pappe, Papier, grau, braun, eintönig!
Platten verkaufen sich nicht gut, weil sie nicht von schöner Kunst geziert werden, war sein Argument erinnert sich Steve Heller, stellvertretender Direktor der New Yorker School of Visual Arts.
1940 schuf Steinweiss das Musterbeispiel der illustrierten Plattenhülle. Darauf die Anzeigentafel eines Broadway Theaters, das die Musical Könige Rodgers and Hart ankündigt.
Die Geburtsstunde der Coverkunst mit Bild, Zeichnung, Grafik und Schrift. Seitdem hört das Auge mit:
"Für mich ist das ideale Cover das, was ich im Laden sehe und was mich sozusagen dazu bringt, das hören zu wollen, , das ist finde ich, ideal."
Dirk Rudolph, einer der erfolgreichsten und gefragten deutschen Covergestalter. Seit fast 25 Jahren versucht er diese Ideal zu verwirklichen – von Götz Alsmann bis Rammstein und Thomas Quasthoff bis Till Brönner.
Die Idee von Alex Steinweiss zahlte sich aus. Schlagartig vervielfältigten sich die Verkäufe. Acht bis neun mal mehr Platten als zuvor gingen über die Ladentheke. Mit geschwungenen Formen und farbigen Flächen versuchte der Designer, dem Klang ein Bild zu geben. Eine schwingende Abrissbirne auf der Hülle illustrierte eine Swing-Bigband und für Ballettmusik von Jacques Offenbach zeichnete Steinweiss eine bestrapste CanCan Tänzerin mit gelüpftem Rock und deutlich sichtbarem roten Slip. Dazwischen stets: The Steinweiss Scrawl: Seine eigene Schrifttype, eine geschwungene Handschrift, das Steinweiss Gekrakel.
Auffallend sollte das Cover sein, aber irritieren sollte es nicht. Das zog erst später in die Covergestaltung ein. In den 50ern. Es wurde, greller, bunter, abstrakter. Nach und nach wurde die Hülle nicht nur verkaufsfördernd gestaltet, sie wurde Teil des Konzeptes der Künstler.
Ob Beatles oder BeeGees, floral, fantastisch, psychedelisch wurde das Design. Eine gezeichnete Tänzerin, das war nun wirklich nicht mehr das, womit man die musikalischen Botschaften des Aufbruchs und der Befreiung der 60er illustrieren konnte.
"In diese Schallplattenhülle war ein beweglicher Reißverschluss eingelassen."
Der einer Jeans, auf einem männlichen Unterleib. Nach dem Zipp gab es – weiße Unterwäsche zu sehen. Andy Warhol verursachte mit der "Sticky Fingers"-Hülle für die Rolling Stones Aufregung. Nicht zum ersten Mal nutzte er dieses Prinzip.
"Die sexuellen Implikationen dieses Designs hatte Warhol bereits Jahre zuvor auf dem berühmten Bananen-Cover der Velvet Underground ausprobiert."
Eine gelbe, abziehbare quietschgelbe Banane prangte als Aufkleber auf der ersten LP der Velvet Underground und Nico. Zog man den Bananen-Aufkleber ab wurde unter der Schale eine rosa Banane sichtbar. Eine Ikone der Pop Art. Das Cover war weit mehr als nur Hülle.
"Man ging und kaufte ein Album und war in heller Aufregung dieses Vinyl nach Hause zu tragen mit dieser großartigen Cover Kunstwerk. Es war ein aufregendes Prickeln."
Kate Bush über die Faszination Cover. Die in den 70er-Jahren boomte. Die Designer von Hipgnosis zum Beispiel schufen surreale Fotografien für Pink Floyd, ließen riesige Ballonschweine über einem Kraftwerk in die Luft gehen oder leiteten einen weißen Lichtstrahl durch ein Prisma. Die Geburtsstunde einer weiteren Ikone: Dark Side of the Moon.
Die Prismaidee hatte Alex Steinweiss übrigens schon drei Jahrzehnte zuvor - für ein Beethoven-Klavierkonzert. Recycling, Verwertung und Wiederentdeckung könnte das Coverdesign der 80er überschrieben sein. Bauhaus, Futurismus, Destijl, die gesamte Moderne wurde wieder entdeckt, adaptiert und weiterentwickelt.
"” It’s not very cool putting the name on the front”"
Der Bandname auf dem Cover? Uncool fand das Peter Saville, Designer des Factory Labels. Er schuf die kühlen, reduzierten, oft rein grafischen Bilder für die aggressive Seite der New Wave oder die poppigen Seiten der Elektronik. Und zwar immer erst, nachdem er die Musik gehört hatte: Eine Reihenfolge, die Grafikdesigner einhalten sollten, wenn sie eine Hülle für die Klänge entwickeln, findet auch Dirk Rudolph.
"Also die Herangehensweise ist eigentlich: Sprechen mit dem Musiker, herausfinden was will der selber, die Musik auf einen wirken lassen und ein gemeinsames Konzept entwickeln. Und das umsetzen und realisieren ist für mich sozusagen der Königsweg."
Mit dem Markteinzug der CD wurden die Cover kleiner. Für manche wurde damit der Tod des Plattendesigns schon angekündigt. Aber andere sahen in der CD eine neue Möglichkeit der Visualisierung:
"Sei es im Booklet oder durch Vorder-, Rückseite, wie auch immer, ein wenig zu schwelgen und in den Bilderwelten zu versinken, dann ist es auch toll."
Denn: Künstler und Gestalter bekamen mehr Raum durch die Booklets. Raum, der durch die Digitalisierung verloren gegangen ist. Musik wird heute nicht mehr auf einem konkreten Medium gekauft. Digitale Ströme finden ihren Weg auf mobile Abspielgeräte. Da braucht es keine aufwendig gestaltete Illustration mehr meinen manche Musikkonzerne und bieten die Produkte preisreduziert, ganz ohne bildliche oder textliche Information. Covergestalter Dirk Rudolph gibt sein Metier dennoch nicht verloren – denn Musik will man nicht nur hören, sondern auch sehen und fühlen.
"Ich glaube aber, dass es insgesamt für den Künstler, für die Assoziation, die man selber damit hat, extrem wichtig ist, dass es irgendwann ein Bild gibt dafür, vielleicht löst sich das langsam auf im Zeitalter von einzelnen Songs, die man irgendwo runterlädt und auf seinen Rechner, aber früher stand das Bild für diese Platte und diese Platte stand für dieses halbe Jahr, für diesen Sommer, wo man die permanent gehört hat."
Platten verkaufen sich nicht gut, weil sie nicht von schöner Kunst geziert werden, war sein Argument erinnert sich Steve Heller, stellvertretender Direktor der New Yorker School of Visual Arts.
1940 schuf Steinweiss das Musterbeispiel der illustrierten Plattenhülle. Darauf die Anzeigentafel eines Broadway Theaters, das die Musical Könige Rodgers and Hart ankündigt.
Die Geburtsstunde der Coverkunst mit Bild, Zeichnung, Grafik und Schrift. Seitdem hört das Auge mit:
"Für mich ist das ideale Cover das, was ich im Laden sehe und was mich sozusagen dazu bringt, das hören zu wollen, , das ist finde ich, ideal."
Dirk Rudolph, einer der erfolgreichsten und gefragten deutschen Covergestalter. Seit fast 25 Jahren versucht er diese Ideal zu verwirklichen – von Götz Alsmann bis Rammstein und Thomas Quasthoff bis Till Brönner.
Die Idee von Alex Steinweiss zahlte sich aus. Schlagartig vervielfältigten sich die Verkäufe. Acht bis neun mal mehr Platten als zuvor gingen über die Ladentheke. Mit geschwungenen Formen und farbigen Flächen versuchte der Designer, dem Klang ein Bild zu geben. Eine schwingende Abrissbirne auf der Hülle illustrierte eine Swing-Bigband und für Ballettmusik von Jacques Offenbach zeichnete Steinweiss eine bestrapste CanCan Tänzerin mit gelüpftem Rock und deutlich sichtbarem roten Slip. Dazwischen stets: The Steinweiss Scrawl: Seine eigene Schrifttype, eine geschwungene Handschrift, das Steinweiss Gekrakel.
Auffallend sollte das Cover sein, aber irritieren sollte es nicht. Das zog erst später in die Covergestaltung ein. In den 50ern. Es wurde, greller, bunter, abstrakter. Nach und nach wurde die Hülle nicht nur verkaufsfördernd gestaltet, sie wurde Teil des Konzeptes der Künstler.
Ob Beatles oder BeeGees, floral, fantastisch, psychedelisch wurde das Design. Eine gezeichnete Tänzerin, das war nun wirklich nicht mehr das, womit man die musikalischen Botschaften des Aufbruchs und der Befreiung der 60er illustrieren konnte.
"In diese Schallplattenhülle war ein beweglicher Reißverschluss eingelassen."
Der einer Jeans, auf einem männlichen Unterleib. Nach dem Zipp gab es – weiße Unterwäsche zu sehen. Andy Warhol verursachte mit der "Sticky Fingers"-Hülle für die Rolling Stones Aufregung. Nicht zum ersten Mal nutzte er dieses Prinzip.
"Die sexuellen Implikationen dieses Designs hatte Warhol bereits Jahre zuvor auf dem berühmten Bananen-Cover der Velvet Underground ausprobiert."
Eine gelbe, abziehbare quietschgelbe Banane prangte als Aufkleber auf der ersten LP der Velvet Underground und Nico. Zog man den Bananen-Aufkleber ab wurde unter der Schale eine rosa Banane sichtbar. Eine Ikone der Pop Art. Das Cover war weit mehr als nur Hülle.
"Man ging und kaufte ein Album und war in heller Aufregung dieses Vinyl nach Hause zu tragen mit dieser großartigen Cover Kunstwerk. Es war ein aufregendes Prickeln."
Kate Bush über die Faszination Cover. Die in den 70er-Jahren boomte. Die Designer von Hipgnosis zum Beispiel schufen surreale Fotografien für Pink Floyd, ließen riesige Ballonschweine über einem Kraftwerk in die Luft gehen oder leiteten einen weißen Lichtstrahl durch ein Prisma. Die Geburtsstunde einer weiteren Ikone: Dark Side of the Moon.
Die Prismaidee hatte Alex Steinweiss übrigens schon drei Jahrzehnte zuvor - für ein Beethoven-Klavierkonzert. Recycling, Verwertung und Wiederentdeckung könnte das Coverdesign der 80er überschrieben sein. Bauhaus, Futurismus, Destijl, die gesamte Moderne wurde wieder entdeckt, adaptiert und weiterentwickelt.
"” It’s not very cool putting the name on the front”"
Der Bandname auf dem Cover? Uncool fand das Peter Saville, Designer des Factory Labels. Er schuf die kühlen, reduzierten, oft rein grafischen Bilder für die aggressive Seite der New Wave oder die poppigen Seiten der Elektronik. Und zwar immer erst, nachdem er die Musik gehört hatte: Eine Reihenfolge, die Grafikdesigner einhalten sollten, wenn sie eine Hülle für die Klänge entwickeln, findet auch Dirk Rudolph.
"Also die Herangehensweise ist eigentlich: Sprechen mit dem Musiker, herausfinden was will der selber, die Musik auf einen wirken lassen und ein gemeinsames Konzept entwickeln. Und das umsetzen und realisieren ist für mich sozusagen der Königsweg."
Mit dem Markteinzug der CD wurden die Cover kleiner. Für manche wurde damit der Tod des Plattendesigns schon angekündigt. Aber andere sahen in der CD eine neue Möglichkeit der Visualisierung:
"Sei es im Booklet oder durch Vorder-, Rückseite, wie auch immer, ein wenig zu schwelgen und in den Bilderwelten zu versinken, dann ist es auch toll."
Denn: Künstler und Gestalter bekamen mehr Raum durch die Booklets. Raum, der durch die Digitalisierung verloren gegangen ist. Musik wird heute nicht mehr auf einem konkreten Medium gekauft. Digitale Ströme finden ihren Weg auf mobile Abspielgeräte. Da braucht es keine aufwendig gestaltete Illustration mehr meinen manche Musikkonzerne und bieten die Produkte preisreduziert, ganz ohne bildliche oder textliche Information. Covergestalter Dirk Rudolph gibt sein Metier dennoch nicht verloren – denn Musik will man nicht nur hören, sondern auch sehen und fühlen.
"Ich glaube aber, dass es insgesamt für den Künstler, für die Assoziation, die man selber damit hat, extrem wichtig ist, dass es irgendwann ein Bild gibt dafür, vielleicht löst sich das langsam auf im Zeitalter von einzelnen Songs, die man irgendwo runterlädt und auf seinen Rechner, aber früher stand das Bild für diese Platte und diese Platte stand für dieses halbe Jahr, für diesen Sommer, wo man die permanent gehört hat."