Mpox
Ein Virus breitet sich in Afrika aus

Ausbruch in Afrika: Das Mpox-Virus breitet sich weiter aus, zuletzt auch in Kenia und Ruanda, zur Sorge der Weltgesundheitsorganisation. Das liegt an einer neuen, gefährlicheren Variante. Es gibt aber Mittel, um die Ansteckungen einzudämmen.

    Eine Illustration des Mpox-Virus: Ein rundlicher Körper mit Knuppel an der Oberfläche.
    Gefährlicher Erreger: Das Mpox-Virus breitet sich momentan in Zentralafrika aus, die WHO ist alarmiert. (IMAGO / Science Photo Library)
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist alarmiert: Das Mpox-Virus, früher „Affenpocken“ genannt, breitet sich in Afrika weiter aus. In den vergangenen Wochen haben Burundi, die Elfenbeinküste, Kenia, Ruanda und Uganda mehrere Fälle gemeldet. Bereits im Juli wurden in der Demokratischen Republik Kongo mehr als 11.000 Fälle gezählt, darunter 450 Todesfälle.
    Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), erwägt, ein Expertenkomitee einzuberufen, um zu entscheiden, ob der Mpox-Ausbruch als internationaler Notfall – die höchste WHO-Alarmstufe – klassifiziert werden solle.
    Bereits im Jahr 2022 machten Mpox-Infektionen Schlagzeilen. Damals gab es Ausbrüche in mehr als 100 Ländern. Auch in Deutschland wurden 3.700 Fälle gezählt. Die Welle verlief jedoch glimpflich.

    Inhalt

    Was ist Mpox?

    Mpox, früher "Affenpocken" genannt, ist eine durch das gleichnamige Virus ausgelöste Erkrankung. Es handelt sich dabei um ein Doppelstrang-DNA-Virus der Gattung Orthopoxvirus, in Deutschland auch als Säugerpocken bezeichnet. Das Virus ist eng verwandt mit dem seit mehr als 200 Jahren als Pockenschutzimpfstoff eingesetzten Vacciniavirus (Kuhpocken) sowie mit Variolaviren, den Erregern der „echten“ Pocken.
    Erstmals beobachtet wurde das Mpox-Virus 1958 bei Makaken-Affen in Gefangenschaft. Damals entstand die Bezeichnung Affenpocken. Es handelt sich um eine Zoonose, also um eine von Tieren auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit.

    Warum heißen "Affenpocken" jetzt Mpox?

    Der Name "Affenpocken" ist allerdings irreführend. Heute weiß man: Affen sind eigentlich Fehlwirte und ebenfalls Opfer des Virus, die ursprünglichen Reservoirtiere sind sie nicht. In Verdacht stehen afrikanische Nagetiere, unter anderem Spitzmäuse und Eichhörnchen, bei denen das Virus schon nachgewiesen wurde.
    Seit 2022 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Begriff Mpox statt "Monkeypox" bzw. "Affenpocken" zu verwenden. Begründet wurde der Schritt damit, dass im Zusammenhang mit der Bezeichnung Monkeypox rassistische und stigmatisierende Äußerungen beobachtet worden waren.
    Bei Menschen wurden Mpox erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo identifiziert. Seitdem werden Infektionen bei Menschen in Afrika regelmäßig beobachtet, in West- und Zentralafrika gilt das Virus als endemisch.

    Der weltweite Ausbruch 2022

    Vor dem weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 gab es nur wenige nachgewiesene Fälle von Mpox außerhalb des afrikanischen Kontinents. Alle diese Fälle konnten auf vorangegangene Aufenthalte in endemischen Gebieten wie Nigeria oder auf Tierimporte zurückgeführt werden.
    Für die Mehrzahl der seit Anfang Mai 2022 in verschiedenen Ländern Europas sowie Nord- und Südamerikas aufgetretenen Fälle gilt das nicht. Dies und die Häufung der Mpox-Fälle außerhalb Europas waren ein neues Phänomen.

    Wie wird Mpox von Mensch zu Mensch übertragen?

    Die Infektion von Menschen mit dem Mpox-Virus erfolgte früher in der Regel durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Fleisch. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch war zunächst selten.
    Doch das änderte sich: Übertragungen erfolgen vor allem über enge, vor allem sexuelle Kontakte, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Demzufolge infiziert man sich durch den direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder mit den typischen Hautveränderungen bei Mpox.
    Die Inkubationszeit nach einer Infektion liegt dem RKI zufolge in Endemiegebieten meist bei fünf bis 21 Tagen. In dem weltweiten Ausbruch 2022 wurden auch kürzere Inkubationszeiten von ein bis vier Tagen berichtet.

    Wie gefährlich ist Mpox?

    Die Gefährlichkeit des Mpox-Virus ist unter anderem von der Variantengruppe abhängig. Die Forschung unterscheidet zwei: eine zentralafrikanische Gruppe ("Klade I") und eine westafrikanische ("Klade II"). Erstere gilt als krankmachender.
    Westafrikanische Variante
    Im Jahr 2022 verbreitete sich in Europa und Nordamerika die westafrikanische Variante – mit überwiegend milden Verläufen wie etwa Fieber und einzelnen Pockenbläschen auf Haut oder Schleimhaut. Ein höheres Risiko für schwere Verläufe oder Todesfälle haben vor allem sehr junge und immunsupprimierte oder -geschwächte Personen, etwa HIV- oder Tumorpatienten.
    In Deutschland gibt es weiterhin Infektionen, allerdings laut RKI auf niedrigem Niveau. Zu Todesfällen infolge Mpox kam es bisher hierzulande nicht.
    Zentralafrikanische Variante
    Bei den zentralafrikanischen Varianten liegt die in Studien errechnete Sterblichkeit bei etwa elf Prozent - höher als bei der westafrikanischen. In einer Studie aus dem Jahr 2005 wurde bei den zentralafrikanischen Varianten unter anderem eine leichtere Ansteckung und höhere Ansteckungsraten festgestellt, zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung und schwerere Krankheitsverläufe.

    Was ist das Besondere an der neuen Virusvariante?

    Die in der DR Kongo festgestellte neue Virusvariante wird mit „Klade Ib“ bezeichnet. Sie gehört damit zu der ohnehin gefährlicheren zentralafrikanischen Mpox-Variante. Besonders für Kinder ist sie lebensgefährlich. Bei Frauen führt sie zu Fehlgeburten. Nach Angaben der Regierung in Kinshasa verläuft der Anstieg der Zahlen exponentiell.
    Bei einer Ansteckung hat man stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome. Infektionen können auch unabhängig von Sexualkontakten von Mensch zu Mensch erfolgen. So wurden in einer Schule Erkrankungen bei Kindern festgestellt, die mit einem Infizierten gespielt hatten.
    „Klade Ib“ breitet sich im Osten der DR Kongo aus. Es ist ein Bürgerkriegsgebiet, in dem Menschen auf engstem Raum in Flüchtlingscamps leben, bei mangelnder einfachster Hygiene und medizinischer Versorgung. Das begünstigt die Ausbreitung des Mpox-Erregers.
    In der Region gibt es in Goma einen internationalen Flughafen. So ist eine weltweite Ausbreitung möglich. Deswegen sei es umso wichtiger, Fälle frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung einzudämmen, unterstreicht Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.

    Wie lässt sich eine Mpox-Infektion erkennen?

    Zu den ersten Symptomen von Mpox gehören
    • Fieber,
    • Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen,
    • geschwollene Lymphknoten.
    Einige Tage nach dem ersten Fieber kommt es zu
    • krankhaften Hautveränderungen, die häufig im Gesicht beginnen und dann auf andere Körperteile übergreifen.
    Bei einigen Fällen beim weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 begannen die Hautveränderungen im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane, berichtet das Robert-Koch-Institut.
    Nach dem Auftreten erster begrenzter Farbveränderungen (Macula) durchlaufen die Hautveränderungen weitere Stadien: Knötchen (Papula), Bläschen (Vesikula) und Eiterbläschen (Pustula). Diese verkrusten schließlich und fallen ab. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder.
    Infizierte sind so lange ansteckend, bis alle Krusten abgefallen und durch neue Haut ersetzt sind. Das kann mehrere Wochen dauern. Häufig kommt es darüber hinaus zu Sekundärinfektionen durch Bakterien. Infolge einer Mpox-Erkrankung können Narben zurückbleiben, in seltenen Fällen ist auch Erblindung möglich.
    Das Bild aus dem Jahr 1997 entstand während einer Untersuchung eines Ausbruchs von Mpox in der Demokratischen Republik Kongo und zeigt die Handflächen eines Patienten mit einem Mpox-Fall.
    Gefährliche Zoonose: Ein Symptom der Mpox sind krankhafte Hautveränderungen, die oft im Gesicht beginnen und auf andere Körperteile - wie die Hände - übergreifen. (picture alliance / BSIP / CDC / IMAGE POINT FR)
    Diagnostisch kann die Infektion durch etablierte Virus-spezifische PCR-Verfahren und Sequenzierung sowie klassische elektronenmikroskopische Untersuchungen nachgewiesen werden.
    Die vom RKI empfohlenen Quarantäne-Regeln sind hier zusammengefasst.

    Kann man Mpox behandeln und gibt es eine Impfung?

    Es gibt keine spezifische Behandlung für Affenpocken. Die Therapie erfolgt vor allem unterstützend und symptomatisch. Erkrankte bekommen Medikamente gegen Fieber und gegen Schmerzen.
    Wichtig ist vor allem, das Auftreten einer bakteriellen Superinfektion zu verhindern. Auch eine nachträgliche Impfung mit einem zugelassen Pockenvakzin kann zur Behandlung von Affenpocken eingesetzt werden.
    Laut RKI wird eine Impfung gegen Mpox/Affenpocken nur bestimmten Personengruppen empfohlen. Eine Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist demnach, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung, nicht notwendig und nicht empfohlen. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff "Imvanex" zur Verfügung.
    In den USA wird das ähnlich gehandhabt. Für die DR Kongo, in der sich 2024 immer mehr Menschen infizieren, schätzt der Tropenmediziner Walter Jaoko von der Universität Nairobi das anders ein.
    Es wäre das Beste, wenn die Menschen in der DR Kongo geimpft würden, um Mpox vor Ort einzudämmen, so Jaoko. Das passiere aber nicht. Die USA sollten die Impfstoffe zur Verfügung stellen, fordert der Mediziner.

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