Seit Monaten breitet sich in Afrika die neue Variante des Mpox-Virus, die sogenannte Klade Ib, aus. Jetzt wurde in Nordrhein-Westfalen vorsorglich eine Schule geschlossen, nachdem bei zwei Kindern und weiteren Familienmitgliedern diese Virusvariante nachgewiesen wurde. Erstmals bestätigt wurde diese Varianten in Deutschland Ende Oktober 2024. Zu den Symptomen zählen Hautausschlag sowie häufig auch Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.
Die Weltgesundheitsorganisation ist bereits seit dem Sommer alarmiert. Wegen der neuen Variante hatte die WHO im August ihre höchste Alarmstufe – „weltweite Notlage“ – ausgerufen. Behörden sollten alarmiert werden, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten können. Welche Maßnahmen dann ergriffen werden, entscheidet jedes Land selbst. Auch weiterhin sieht die WHO eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“.
Der Schwerpunkt der Infektionen liegt in mehreren afrikanischen Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo. Nach Behördenangaben starben daran seit Jahresbeginn insgesamt 1.200 Menschen. In Deutschland wurden Todesfälle laut RKI noch nicht registriert. Bereits im Jahr 2022 machten Mpox-Infektionen weltweit Schlagzeilen. Damals gab es Ausbrüche in mehr als 100 Ländern.
Was ist über die Mpox-Fälle in NRW bekannt?
Eine Förderschule in Rösrath bei Köln ist vorsorglich geschlossen worden, nachdem bei zwei Schulkindern die neue Variante des Mpox-Virus nachgewiesen wurde. Die Schüler erhielten bis einschließlich Freitag Distanzunterricht, teilte der Rheinisch-Bergische Kreis mit. Das Gesundheitsamt und die Schulleitung hätten sich nach Austausch mit dem Robert Koch-Institut und weiteren Fachinstitutionen dazu entschieden, hieß es.
Zuvor war eine Infektion mit der sogenannten Virusvariante Klade Ib bei vier Mitgliedern einer im Kreis wohnenden Familie nachgewiesen worden. Die Familie befinde sich in Quarantäne, teilten die Behörden mit. Bislang sei der Krankheitsverlauf mild. Das Gesundheitsamt habe Kontaktpersonen ermittelt und informiert. Bisher gebe es keine weiteren Infektionen. Vermutlich hat sich ein Mitglied der Familie auf einer Reise in Afrika angesteckt, wie der Rheinisch-Bergische Kreis weiter mitteilte.
Was ist Mpox?
Mpox, früher "Affenpocken" genannt, ist eine durch das gleichnamige Virus ausgelöste Erkrankung. Es handelt sich dabei um ein Doppelstrang-DNA-Virus der Gattung Orthopoxvirus, in Deutschland auch als Säugerpocken bezeichnet. Das Virus ist eng verwandt mit dem seit mehr als 200 Jahren als Pockenschutzimpfstoff eingesetzten Vacciniavirus (Kuhpocken) sowie mit Variolaviren, den Erregern der „echten“ Pocken.
Erstmals beobachtet wurde das Mpox-Virus 1958 bei Makaken-Affen in Gefangenschaft. Damals entstand die Bezeichnung Affenpocken. Es handelt sich um eine Zoonose, also um eine von Tieren auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit.
Wie wird Mpox von Mensch zu Mensch übertragen?
Die Infektion von Menschen mit dem Mpox-Virus erfolgte früher in der Regel durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Fleisch. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch war zunächst selten.
Doch das änderte sich: Übertragungen erfolgen über enge, vor allem sexuelle Kontakte, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Demzufolge infiziert man sich durch den direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder mit den typischen Hautveränderungen bei Mpox. „Auch eine Tröpfcheninfektion ist möglich“, erklärt Virologin Asisa Volz, „allerdings wurde das bisher nur in wenigen Einzelfällen nachgewiesen.“
Die Inkubationszeit nach einer Infektion liegt dem RKI zufolge in Endemiegebieten meist bei fünf bis 21 Tagen. In dem weltweiten Ausbruch 2022 wurden auch kürzere Inkubationszeiten von ein bis vier Tagen berichtet.
Ein Vorteil ist laut Virologin Volz, dass ein Erkrankter andere Menschen in aller Regel erst dann anstecken kann, wenn klinische Symptome auftreten. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen seien deshalb wirksam.
Wie gefährlich ist Mpox?
Die Gefährlichkeit des Mpox-Virus ist unter anderem von der Variantengruppe abhängig. Die Forschung unterscheidet zwei: eine zentralafrikanische Gruppe ("Klade I") und eine westafrikanische ("Klade II"). Erstere gilt als krankmachender.
Was ist das Besondere an der Virusvariante Ib?
Die in der DR Kongo festgestellte neue Virusvariante wird mit „Klade Ib“ bezeichnet. Sie gehört damit zu der zentralafrikanischen Mpox-Variante. Sie gilt als gefährlicher. Doch vieles ist noch nicht bekannt. Etwa ob sie tödlicher ist. Auch wissen Forschende noch nicht, ob andere Faktoren für einen schweren Verlauf der Erkrankung ausschlaggebend sind, wie der allgemeine Gesundheitszustand, eine HIV-Erkrankung oder die medizinische Versorgung nach einer Infektion.
Was eine Rolle spielt, ist das Alter. Die Gefahr an Mpox zu sterben, ist bei Kindern in der DR Kongo höher. Vor allem wenn sie klein oder unterernährt sind.
Nach jetzigem Verständnis stecken sich die meisten Menschen beim direkten Hautkontakt an, sagt die Virologin Asisa Volz, und zwar, wenn bereits klinische Symptome vorhanden sind. Denn die Pocken beinhalten "eine sehr große Virusmenge".
Übertragung von Mpox noch unsicher
Infektionen könnten auch ohne Haut- und Sexualkontakten zwischen Menschen erfolgen. So wurden in einer Schule Erkrankungen bei Kindern festgestellt, die mit einem Infizierten gespielt hatten. Ob und welche Rolle sogenannte Tröpfcheninfektion beim aktuellen Ausbruch spielen, ist noch unklar, sagt Volz.
„Klade Ib“ breitet sich im Osten der DR Kongo aus. Nach Angaben der Regierung in Kinshasa verläuft der Anstieg der Zahlen exponentiell. Die betroffene Region ist ein Bürgerkriegsgebiet. Dort leben Menschen auf engstem Raum in Flüchtlingscamps. Es herrscht Mangel an Hygiene und medizinischer Versorgung. Das begünstigt die Ausbreitung des Mpox-Erregers.
In der Region gibt es in Goma einen internationalen Flughafen. So ist eine weltweite Ausbreitung möglich. Deswegen sei es umso wichtiger, Fälle frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung einzudämmen, unterstreicht Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Wie lässt sich eine Mpox-Infektion erkennen?
Erste Symptome von Mpox:
- Fieber
- Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen
- geschwollene Lymphknoten
- einige Tage nach dem ersten Fieber treten krankhafte Hautveränderungen ein, die häufig im Gesicht beginnen und dann auf andere Körperteile übergreifen
Bei einigen Fällen beim weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 begannen die Hautveränderungen im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane, berichtet das Robert-Koch-Institut.
Nach dem Auftreten erster begrenzter Farbveränderungen (Macula) durchlaufen die Hautveränderungen weitere Stadien: Knötchen (Papula), Bläschen (Vesikula) und Eiterbläschen (Pustula). Diese verkrusten schließlich und fallen ab. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb weniger Wochen wieder.
Infizierte sind so lange ansteckend, bis alle Krusten abgefallen und durch neue Haut ersetzt sind. Das kann mehrere Wochen dauern. Häufig kommt es darüber hinaus zu Sekundärinfektionen durch Bakterien. Infolge einer Mpox-Erkrankung können Narben zurückbleiben, in seltenen Fällen ist auch Erblindung möglich.
Diagnostisch kann die Infektion durch etablierte Virus-spezifische PCR-Verfahren und Sequenzierung sowie klassische elektronenmikroskopische Untersuchungen nachgewiesen werden.
Die vom RKI empfohlenen Quarantäne-Regeln sind hier zusammengefasst.
Kann man Mpox behandeln und gibt es eine Impfung?
Es gibt keine spezifische Behandlung für Mpox. Die Therapie erfolgt vor allem unterstützend und symptomatisch. Erkrankte bekommen Medikamente gegen Fieber und gegen Schmerzen.
Wichtig ist vor allem, das Auftreten einer bakteriellen Superinfektion zu verhindern. Auch eine nachträgliche Impfung mit einem zugelassen Pockenvakzin kann zur Behandlung von Mpox eingesetzt werden.
Laut RKI wird eine Impfung gegen Mpox nur bestimmten Personengruppen empfohlen. Eine Impfung anderer Bevölkerungsgruppen ist demnach, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung, nicht notwendig und nicht empfohlen. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff "Imvanex" zur Verfügung.
Warum heißen "Affenpocken" jetzt Mpox?
Der Name "Affenpocken" ist irreführend. Heute weiß man: Affen sind eigentlich Fehlwirte und ebenfalls Opfer des Virus, die ursprünglichen Reservoirtiere sind sie nicht. In Verdacht stehen afrikanische Nagetiere, unter anderem Spitzmäuse und Eichhörnchen, bei denen das Virus schon nachgewiesen wurde.
Seit 2022 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Begriff Mpox statt "Monkeypox" bzw. "Affenpocken" zu verwenden. Begründet wurde der Schritt damit, dass im Zusammenhang mit der Bezeichnung Monkeypox rassistische und stigmatisierende Äußerungen beobachtet worden waren.
Der weltweite Ausbruch 2022
Vor dem weltweiten Ausbruch seit Mai 2022 gab es nur wenige nachgewiesene Fälle von Mpox außerhalb des afrikanischen Kontinents. Alle diese Fälle konnten auf vorangegangene Aufenthalte in endemischen Gebieten wie Nigeria oder auf Tierimporte zurückgeführt werden.
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