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Mraseks Molekül Mosaik

Chemie. - Die Unesco hat 2011 zum "Internationalen Jahr der Chemie" ausgerufen. Aus diesem Anlass präsentiert die Redaktion "Forschung aktuell" ab dem 2. Februar wöchentlich einen Beitrag über bedeutende, ungewöhnliche, aktuelle Entwicklungen in der Chemie als "Molekül der Woche".

    Autor Volker Mrasek berichtet einmal über bedeutende Moleküle mit Geschichte und Nobelpreis-Vergangenheit wie Aspirin/ASS oder Nylon, zum anderen stellt er Moleküle mit merkwürdigen und kuriosen Namen vor wie Cadaverin oder Luciferin. In den Laboren der Industrie, bei Medizinern und Lebensmittelchemikern ging Volker Mrasek auf die Suche nach chemischen Verbindungen, über die es etwas Erstaunliches, Besonderes oder Lustiges zu erzählen gibt. Die Beiträge sendete "Forschung aktuell" im Wochenabstand im Jahr 2011.

    die 48 Moleküle des Tobias Stengel from Gerd Pasch on Vimeo.


    Durch die Radiobeiträge hat sich der Dresdener Künstler Tobias Stengel zu 48 Molekül-Karteikarten-Bildern inspirieren lassen, die auch in der Dresdener Galerie Elly Brose-Eiermann ausgestellt wurden. Zur Eröffnung moderierte Susanne Altmann Gespräche über das Verhältnis Kunst und Wissenschaft. Den Rahmen der Veranstaltung gestaltete der Physiker und Posaunist Steffen Howitz mit Improvisationen.

    Im Internet und als Ergänzung für neuartige Empfänger wie Smartphone oder iPad wird die Beitragsreihe auch als interaktives Anwendungs-Programm angeboten, das von Lukas Klein programmiert wurde. Es gibt einen Karteikasten für das "Molekül der Woche". Je Sendetag steckt darin eine Karteikarte, die mit Beitrag und Artikel sowie Bild/Grafik/Video zum präsentierten Molekül verknüpft ist. Mouse over oder Fingerdruck genügen und die gewünschte Karteikarte kann via Cover Flow aufgeblättert werden. Viel Spaß dabei!


    "2.2.2011"
    addonDer Absinth-Wirkstoff Thujon" alternative_text="Gift der Boheme
    Der Absinth-Wirkstoff Thujon" />
    Riecht angenehm nach Menthol, würden viele von uns sagen. Ohne zu ahnen: Das Naturmolekül hat eine dunkle Vergangenheit. Er soll viele Künstler um den Verstand gebracht haben - als giftiger Bestandteil im legendären Mode-Getränk Absinth.


    "9.2.2011"
    addonLässt selbst Kerzen spurlos verschwinden" alternative_text="Magische Säure
    Lässt selbst Kerzen spurlos verschwinden" />
    Vorsicht beim Umgang mit dieser Flüssigkeit! Es ist eine Supersäure. Kann selbst die trägsten chemischen Verbindungen von den Toten auferwecken. Und ist dabei um ein Vielfaches stärker als das, was wir so kennen - konzentrierte Schwefel- oder Salzsäure zum Beispiel.



    "16.2.2011"
    Lochfraß an der Ozonschicht
    Hoffnungsträger FCKW mit verborgenem Laster

    Kaum ein Mensch kann ihren Namen flüssig aussprechen, weswegen alle die Abkürzung bevorzugen: FCKW. Kleine gasförmige, ungiftige Moleküle, die Weltkarriere machten, als Treibgas in Spraydosen und als Kältemittel in Kühlschränken. Heute allerdings wollen wir nichts mehr von ihnen wissen. FCKW haben uns nämlich das Ozonloch eingebrockt.

    "23.2.2011"
    Des Vampirs dunkles Geheimnis
    Draculin: Gefriert da jemandem das Blut in den Adern, wenn er den Namen dieses Moleküls hört? Er ist absolut treffend gewählt. Draculin steckt im Speichel von Vampiren. Ohne das körpereigene Protein wären die Blutschlürfer ganz schön aufgeschmissen: Sie könnten sich nicht an ihren Opfern satt trinken.


    "2.3.2011"
    Ein billionstel Gramm ist noch zu viel
    Dioxine sorgen immer wieder für Schlagzeilen, in der Regel für negative. Die Gruppe von Umweltgiften aus Verbrennungs- und Chemieprozessen beschert uns noch immer Futter- und Lebensmittelskandale. Der jüngste datiert von Anfang 2011.




    "9.3.2011"
    addonauf Schlaf stehen" alternative_text="Wenn alle Signale
    auf Schlaf stehen" />
    Adenosin: Körpereigener Müdemacher, der das Gehirn im Tagesverlauf überschwemmt und uns trotz noch so hohen Kaffeekonsums am Ende den Schlaf aufzwingt. Peu à peu häuft er sich tagsüber in bestimmten Gehirn-Arealen an, bindet dort an spezifische Andockstellen oder "Rezeptoren" und bewirkt, dass uns irgendwann am Ende des Tages die Augen zufallen.

    "16.3.2011"
    Der pflanzliche Mega-Emittent
    Isopren. Ein Molekül, das viele von uns entweder gar nicht kennen. Oder maßlos unterschätzen. Auch wenn es uns praktisch überall umschwirrt. Draußen an der frischen Luft jedenfalls. Landpflanzen dünsten die flüchtige organische Verbindung aus, und das in rauen Mengen. Vor allem, wenn sie unter Stress geraten, setzen sie Isopren frei.



    "23.3.2011"
    Glasbruch auf atomarer Ebene
    Quadratisch in der Form und durch Holzrahmen und –sprossen in vier kleinere Quadrate aufgeteilt. So sehen viele alte Fenster aus. Was Schreiner und Glaser so schön symmetrisch hinbekommen, haben Chemiker auch im atomaren Maßstab versucht. Und der Welt ein organisches Kohlenstoff-Molekül mit dem phänomenalen Namen Fensterscheibe beschert.


    "30.3.2011"
    Colchicin: Fraßgift zu Krebsmittel
    Fragil, von geradezu ätherischer Schönheit blüht die Herbstzeitlose auf hiesigen Wiesen. Das Liliengewächs gehört zu den letzten Blüten im Herbst. Doch das Vieh meidet die Pflanzen, da sie stark giftig sind. Deshalb wird das Herbstzeitlosen-Gift jetzt von Krebsforschern näher untersucht.


    "6.4.2011"
    Kristallkäfig mit viel Metall
    Ein Name wie ein Autokennzeichen. Oder was sollte man sonst hinter der Bezeichnung "M O F 210" vermuten? Klingt nach einem Nummernschild aus M wie München. Tatsächlich ist MOF eine Abkürzung aus dem Englischen und steht für metal-organic frameworks. Von diesen "metallorganischen Gerüstmaterialien" gibt es mittlerweile eine ganze Reihe


    "13.4.2011"
    Wahres Krebsgift
    Kommt in Orangen und anderen Früchten vor, ist aber gesundheitsschädlich? Hat eine Zulassung als Aromastoff in Lebensmitteln, gilt jedoch als krebserregend? Wird selbst in höheren Konzentrationen, mit denen es manchen Alkoholika vorkommt, nicht beanstandet? Wäre doch paradox, wenn es so etwas gäbe. Und doch ist es so. Die Beschreibung passt ganz genau auf Acetaldehyd.


    "20.4.2011"
    Geruchsintensiver Keimkiller
    Es ist eine der ältesten Rezeptsammlungen der Menschheitsgeschichte, verewigt auf ägyptischem Papyrus aus dem 16. Jahrhundert vor Christus. Sein Name: "Codex Ebers". Das Dokument listet antike Arzneimischungen auf. Offenbar vertraute man schon damals auf die heilenden Kräfte von Knoblauch.



    "27.4.2011"
    PG5 - Künstliches Schwergewicht
    Das größte Molekül, das Polymerchemiker jemals am Reißbrett entworfen und dann fast fehlerfrei synthetisiert haben, trägt den prosaischen Namen PG5. Das steht für "Polymer der 5. Generation". Das zylindrische Ding aus der Nanowelt ist fast so groß wie ein leibhaftiger Pflanzenschädling, das Tabak-Mosaik-Virus. Es besteht aus über 10.000 identischen Kunststoff-Bausteinen und wiegt so viel wie 200 Millionen Wasserstoff-Atome.


    "4.5.2011"
    Discodermolid: erfolgreich nachgebaute Biowaffe
    Ein Stoff vielleicht, den man beim Tanzen ausschüttet? Oder fluoresziert er wie eine Diskokugel? Nein, nichts dergleichen! Discodermolid kommt von dem marinen Schwamm Discodermia dissoluta. Die Substanz wurde 1990 entdeckt und zeigte schnell Potential zum Krebsmedikament. Derzeit sucht man nach Wegen, die Waffe etwas zu entschärfen, denn die Nebenwirkungen des Stoffs waren zu stark.


    "11.5.2011"
    Graphen - Hauchdünner Hoffnungsträger
    Wir erleben gerade einen Riesenhype um Graphen, dieses Material, das aus nichts als Kohlenstoff besteht. Graphen ist hauchdünn und doch extrem reißfest, dicht gewebt und dennoch durchsichtig. Erst im vorigen Jahr erhielten die beiden gebürtigen Russen Andre Geim und Konstantin Novoselov den Physik-Nobelpreis für ihre Forschung über das neue Wundermolekül.



    "18.5.2011"
    SPIO - Nanopartikel im Medizineinsatz
    SPIO bedeutet ausgeschrieben: Superparamagnetisches Eisenoxid. Benutzt wird der Zungenbrecher in Form von Partikeln, die winzig klein sind. Das Besondere liegt in seinen magnetischen Eigenschaften. SPIO ist kein Dauermagnet wie eine Kompassnadel, sondern richtet sich nur aus, wenn es sich in einem äußeren Magnetfeld befindet. Das macht es so interessant für den Einsatz in der Medizin, beispielsweise als Kontrastmittel im Magnetresonanz-Tomographen.


    "25.5.2011"
    Dimethylsulfid - In Trüffeln und Wolken
    Dimethylsulfid ist eine weitgehend unbekannt gebliebene Verbindung. Dabei begegnet sie uns an vielen Stellen und hinterlässt dabei ihre ganz besondere Duftmarke. Das schwefelhaltige Molekül ist nämlich ein Naturstoff, der unsere Sinne reizt, oder genauer: unsere Nase. In der Natur wie auch beim Essen. Beispielsweise verleiht es der Trüffel ihren Geschmack, aber auch hinter dem Duft des Meeres steckt Dimethylsulfid. Über mehrere Reaktionsschritte ist es sogar verantwortlich dafür, dass sich über dem Ozean Regentropfen bilden.

    "1.6.2011"
    Kohlendioxid - Abgang eines Treibhausgases
    Von kaum einem anderen Molekül ist heute öfter die Rede wie vom Treibhausgas Kohlendioxid. Jahr für Jahr werden viele Milliarden Tonnen bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas frei. Doch was soll man mit dem Klimaheizer bloß anfangen? Die Entfernung aus Kraftwerksabgasen mit anschließender Versenkung in der Tiefe ist Entsorgungsoption Nr. 1. Aber auch über die Nutzung von CO2 als Rohstoff wird heute verstärkt nachgedacht.

    "8.6.2011"
    Glycin - Lebensmolekül und Nadel im Heuhaufen für Radioastronomen
    Glycin ist die einfachste Aminosäure, die wir kennen - gerade mal zehn Atome groß. Sie steckt in vielen Proteinen, unser Körper braucht es unbedingt. Um so mehr überrascht, daß sich auch Astronomen brennend für das Biomolekül interessieren. Glycin ist der meistgesuchte Baustein des Lebens im Weltall, erweist sich aber bisher als unauffindbare Nadel im kosmischen Heuhaufen.

    "15.6.2011"
    Hydroxymethylfurfural - Zungenbrecher mit Aroma
    "Karamellisieren" nennt sich das knifflige Küchenexperiment: Man nehme Haushaltszucker, gebe ihn in eine Pfanne und erhitze sie bis auf etwa 200 Grad Celsius, keinesfalls stärker. Wenn alles klappt, gibt es Karamell. Für den Duft verantwortlich ist unter anderem Hydroxymethylfurfural, kurz HMF. Es duftet nicht nur gut, sondern ist auch ein Schlüsselstoff der "Grünen Chemie".

    "22.6.2011"
    Cadaverin - Abbauprodukt der unangenehmen Sorte
    Bei diesem Namen ahnen wir schon, wo uns die Stickstoff-Verbindung begegnet. Es geht hier um ein Molekül der unangenehmeren Sorte. Cadaverin trägt zum abstoßenden Verwesungsgeruch von Kadavern bei, denn es entsteht, wenn Eiweißmoleküle beziehungsweise deren Bausteine, die Aminosäuren, verfaulen.


    "29.6.2011"
    Kohlensäure: Vom Nachweis eines Phantoms
    Kohlensäure kennt jeder aus der Cola, Limo und dem Mineralwasser. Was soll an diesem Molekül schon besonders sein? Nun, man könnte argumentieren: Kohlensäure gibt es überhaupt nicht! Wir reden so selbstverständlich von einem Molekül, an dem sich schon viele Chemiker die Zähne ausgebissen haben. Sie konnten es weder isolieren noch sonst wie nachweisen.


    "6.7.2011"
    Sildenafil: Potent und begehrt
    Ursprünglich wurde Sildenafil - eine Stickstoffverbindung - an Bluthochdruckpatienten getestet. Doch auch nach Ende der Studie fragten die Teilnehmer weiterhin nach der Substanz und brachten die Mediziner so auf den Zweck, für den der Wirkstoff seitdem vornehmlich eingesetzt wird: Unter dem Präparat-Namen Viagra hilft er vor allem über Erektionsstörungen hinweg.

    "13.7.2011"
    Nitrat: Nachtaktives Waschmittel für bodennahe Luftschichten
    No3 kennen wir als Salz der Salpetersäure. Gemüse kann nach zu starker Stickstoff-Düngung schon mal kritische Nitrat-Gehalte für den Verzehr aufweisen. Hier aber geht es um NO3 in Gasform. Es kommt als sogenanntes Radikal in der Luft vor und reinigt sie. Ein nachtaktives Waschmittel.


    "20.7.2011"
    Hämocyanin: Sauerstoff-Transporter bei blaublütigen Tieren
    Hämocyanin klingt ähnlich wie Hämoglobin, unser roter Blutfarbstoff und hat genau die gleiche Funktion. Das Biomolekül bindet und transportiert Sauerstoff durch den Körper von Tintenfischen, Schnecken und Skorpionen, verleiht ihrem Blut aber eine blaue Farbe. Für uns rotblütige hat es auch einen Nutzen, es hilft beispielsweise bei der Bekämpfung von Blasenkrebs.


    "27.7.2011"
    Schwefelhexafluorid: Super-Treibhausgas mit Durchhaltevermögen
    SF6 könnte glatt Goethes Zauberlehrling entsprungen sein: ein Geist, den wir riefen und so schnell nicht mehr loswerden. Das ungiftige Schwefelhexafluorid war lange eine beliebte Industriechemikalie. Doch heute wissen wir: Einmal freigesetzt, bleibt SF6 eine halbe Ewigkeit in der Atmosphäre und wirkt als stärkstes bekanntes Treibhausgas.

    "3.8.2011"
    aDNA: Molekül des Lebens auch nach dem Tod noch lesbar
    Die Erbsubstanz DNA speichert nicht nur die Erbinformation eines jeden Individuums, ob Pflanze, Pilz, Tier oder Mensch. Sie hält auch Informationen über den Evolutionsweg bereit, der zu der betreffenden Lebensform führte. Paläogenetiker können sie noch nach Jahrtausenden lesen und so die Geschichte unserer Zivilisation rekonstruieren.

    "10.8.2011"
    Nonanal: Schlechter Atem als Bio-Waffe gegen Schädlinge
    Nonanal ist ein riechendes Abbauprodukt von pflanzlichen Wachsen und lockt bei hiesigen Weinreben den Falschen Mehltau an. Die entlassen ihn nämlich nur über ihre Spaltöffnungen ins Freie, der Schädling nutzt den Stoff daher als Geruchsspur zu den Öffnungen, durch die er in die Pflanze eindringen kann. In größeren Mengen freigesetzt verwirrt das Molekül den Pilz dagegen, weshalb Forscher es als Bestandteil eines umweltfreundlichen Spritzmittels untersuchen.

    "17.8.2011"
    Acetylsalicylsäure: Jahrhundert-Pharmakon mit weiterer Perspektive
    Schon Hippokrates von Kos wußte um die Heilwirkung der Salicylsäure. Mit einem molekularen Zusatz wird daraus der Aspirinwirkstoff Acetylsalicylsäure. Das Kopfschmerzmittel wird auch nach Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt, weil es die Verklumpung der Blutplättchen hemmt. Das Repertoire des Wirkstoffs ist damit noch lange nicht ausgereizt. Noch 100 Jahre nach der erstmaligen Reinherstellung erscheinen zahlreiche Publikationen über seine Möglichkeiten.

    "24.8.2011"
    Wasserstoffperoxid: Schlohweiß durch ''reaktiven Sauerstoff''
    Wasserstoffperoxid wissen die wenigsten, was die Verbindung so alles vermag. Mit Lösungen, die Wasserstoffperoxid enthalten, bleicht man Zähne, Zellstoff und Frauenhaar, reinigt elektronische Bauteile und das Trinkwasser, sterilisiert Lebensmittelverpackungen, chirurgisches Besteck und Kontaktlinsen. Aus der farblosen Flüssigkeit lassen sich sogar Spreng- und Raketentreibstoffe herstellen.

    "31.8.2011"
    Lithiumfluorid: Gestatten, Eure Lumineszenz
    Lithiumfluorid ist ein Stoff mit einem Strahlungsgedächtnis! Kristalle sind beliebte Dosimeter, also Strahlungs-Detektoren. Nicht nur auf der Erde, sondern sogar im All. Deshalb haben sie auch schon diverse Weltraumeinsätze, darunter einen Marathonaufenthalt von 540 Tagen, hinter sich.


    "7.9.2011"
    Glukose: Körpereigener Strom für die Biobrennstoffzelle
    Der Energielieferant für jede Art von lebender Zelle ist ein relativ einfacher Zucker. Die Glukose, auch Traubenzucker genannt, versorgt unseren Körper mit der nötigen Energie und wird im Blutstrom bis in dessen letzte Ecken transportiert. Die ständige Verfügbarkeit des Blutzuckers macht ihn auch zum interessanten Treibstoff für Herzschrittmacher und andere Implantate. Die Forschungen laufen zurzeit.

    "14.9.2011"
    Gigantin: Tödlicher Schredder in Tumorzellen
    Schon der Name lässt aufhorchen. Doch bei dem Enzym handelt es sich um einen Allerweltsstoff aus der Gruppe der Ribonukleasen oder RNasen, die die Protein-Produktion in Zellen regulieren. Und doch lohnt es sich, einen genaueren Blick auf Gigantin & Co. zu werfen. Denn manche RNasen töten Tumorzellen ab, wie sich in Labortests herausstellte. Das weckt Hoffnungen auf neue, verträglichere Krebsmedikamente.

    "21.9.2011"
    Acesulfam: Unbehelligt durch Klo, Kanal und Kläranlage
    Acesulfam weist von allen künstlichen Süßstoffen die mit Abstand höchsten Konzentrationen in deutschen Oberflächengewässern auf. Im Körper wird es nicht verstoffwechselt, weshalb es keine Energie liefert und als Diätsüßstoff benutzt werden kann. Doch aus diesem Grund gelangt es auch ziemlich unbehelligt in unsere Gewässer. Bis zu drei Mikrogramm pro Liter wurden schon von dem stark polaren, gut wasserlöslichen Stoff nachgewiesen, den die Lebensmittelindustrie in Form seines Kaliumsalzes einsetzt.


    "28.9.2011"
    Vanillin: Ständiger Fall für den Verbraucherschutz
    Bourbon-Vanille ist das nach Safran zweitteuerste Gewürz der Welt. Es ist eine Mischung aus Dutzenden Aromastoffen, deren Hauptkomponente Vanillin ist. Glaubt man den Versprechungen vieler Marktanbieter, dann enthalten etliche Eis- und Milchprodukte die kostspielige Natur-Vanille. Doch in vielen Fällen werden Verbraucher hinters Licht geführt. Tatsächlich steckt in solchen Lebensmitteln häufig synthetisches Vanillin, gewonnen etwa aus Abfällen der Holzproduktion.

    "5.10.2011"
    Grubbs I und II: Ein Mann, ein Wort
    Der amerikanische Chemie-Nobelpreis-Träger von 2005 Robert Grubbs ist der Namensgeber gleich zweier Moleküle. Grubbs I und II sind die kurzen Bezeichnungen für metallorganische Prozesskatalysatoren, deren nomenklatorisch korrekte Namen viele Zeilen füllen würden. Die Stoffe zerlegen ungesättigte Kohlenwasserstoffe selektiver als ihre Vorgänger, ihre breitere Anwendung bei der Herstellung von Kunststoffen und Medikamenten dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein.

    "12.10.2011"
    Gluten: Verpatztes Treffen mit Immunzellen
    Das Protein Gluten ist Bestandteil der Getreide Weizen und Dinkel und damit ziemlich allgegenwärtig in unserer Ernährung. Normalerweise wird es im Magen verdaut. Dabei entstehen verschieden lange Bruchstücke - auch solche, die man als "Gliadin-Peptide" kennt. Im Darm sollten sie eigentlich von bestimmten weißen Blutkörperchen, den T-regulatorischen Zellen, erkannt und als harmlos etikettiert werden. Bei Zöliakie-Kranken kommt es aber nicht zu dem Rendezvous. Stattdessen treffen Gliadin-Splitter schon vorher auf andere Abwehrzellen in der Darmschleimhaut, die Antikörper gegen sie produzieren. Derzeit arbeiten Wissenschaftler an einer Schluckimpfung für Neugeborene, die die Überreaktion unterbinden soll.

    "19.10.2011"
    Resveratrol: Gesunder Geist in der Flasche
    Die kräftige Farbe im Glas, das füllige Feeling im Mund, der nachhaltige Abgang im Gaumen. Das ist es, was unsereins an einem guten Rotwein schätzt. Zu den geschmacksbildenden Stoffen, die in roten Tropfen reichlich vorhanden sind, gehört auch eine Substanz, der neuerdings geradezu wundersame Wirkungen zugeschrieben werden und die inzwischen sogar in Kapselform vermarktet wird, im Internet zumindest: Ihr Name: Resveratrol. Ihre Besonderheit: Sie scheint ein gesundheitsfördernder Tausendsassa zu sein.

    "26.10.2011"
    Schwarzeneggeran: Patron für eine Nanohantel
    Mr. Universum war er. Später der "Terminator" in Kinostreifen. Schließlich Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien. Bodybuilder, Schauspieler, Politiker - zu guter Letzt verewigt sich Arnold Schwarzenegger womöglich auch noch in der Welt der Wissenschaft. Chemiker haben ein neues Molekül nach der früheren Sport- und Filmikone benannt. Sie tauften es auf den Namen Schwarzeneggeran. Eine naheliegende Bezeichnung für Moleküle, die im Grunde aussehen wie kleine Hanteln.

    "2.11.2011"
    Thiopental: Narkosemittel mit dunklen Seiten
    Eine schwefelhaltige Verbindung mit Licht und Schatten. Ärzte verwenden das Betäubungsmittel für Narkosen, Justizbehörden in den USA dagegen bei Hinrichtungen. Der Stoff aus der Klasse der Barbiturate hat zudem einen ominösen Ruf als Wahrheitsserum. Wegen seiner hypnotisierenden Wirkung soll es schon häufig bei Verhören missbräuchlich eingesetzt worden sein, um Gefangene zum Reden zu bringen.

    "9.11.2011"
    Benzpyren: Giftspuren im altägyptischen Cremetiegel
    Benzpyren ist ein krebserregender Bestandteil von Teer, Zigarettenrauch und Autoabgasen, der auch für den Tod der berühmten Pharaonin Hatschepsut vor fast 3500 Jahren verantwortlich gewesen sein könnte. Der sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoff ist in Steinkohlenteer enthalten. Vor allem kennt man das Molekül als Produkt unvollständiger Verbrennungen in Zigarettenrauch und Autoabgasen. Auch in Grillfleisch, besonders in verkohltem, kommt das Krebsgift vor.

    "16.11.2011"
    Miraculin: Wenn Zitronensaft wie Honigwein runtergeht
    Wer von den Früchten des Wunderbaumes aus dem tropischen Westafrika nascht, erlebt ein sensorisches Wunder: Alles, was vorher sauer schmeckte, ist plötzlich süß - selbst Zitronen, Pampelmusen und Weinessig! Verantwortlich ist Miraculin, ein stattliches Glykoprotein mit über 190 einzelnen Aminosäuren und geringem Kohlenhydrat-Anteil. Das Großmolekül ist ein Geschmackswandler. Erhältlich ist es bislang in Form von gefriergetrockneten Extrakten der Wunderbeere.


    "23.11.2011"
    Perillasäure: Schwieriger Dressurakt im Bioreaktor
    Perillasäure ist ein pflanzlicher Abwehrstoff, den Biotechnologen bald mit bakterieller Hilfe aus Orangenschalen gewinnen und als natürliches Konservierungsmittel Kosmetika zusetzen wollen. Der Charme ist, dass die Säure antimikrobielle Wirkung hat. Insofern bietet sie sich als natürlicher Ersatz für heute noch gängige Konservierungsstoffe aus der Klasse der Parabene in Kosmetika an, die von Verbrauchern kritisch gesehen werden.


    "30.11.2011"
    Methylhydroxycarben: Das Molekül, das Berge überwindet
    Mraseks Molekül-Mosaik

    Methylhydroxycarben verwandelt sich selbst bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt in Acetaldehyd, obwohl ihm eigentlich die thermische Energie dazu fehlt. Erklärbar ist das durch den "quantenmechanischen Tunneleffekt". Das Molekül wäre damit der erste bekannte Fall, bei dem dieser Effekt eine chemische Umwandlung bewirkt.

    "7.12.2011"
    Titandioxid: Der Traum von der Stadt, die sich selbst säubert
    Titandioxid wird schon lange als Weißpigment genutzt, kommt nun aber zu neuen Ehren in der solarchemischen Reinigung von Luftschadstoffen. Dünne Filme auf Lärmschutzwänden sollen zum Beispiel die Luft von Schadstoffen aus dem Autoverkehr reinigen. Denn mit dem Farbpigment Titandioxid lässt sich auch Photokatalyse betreiben, das heißt, Reaktionen mit Hilfe des Lichts durchführen.


    "14.12.2011"
    Bariumsulfat: Flüssigkorken für Tiefbohrungen
    Wie wichtig es ist, Bohrlöcher in der Tiefsee schnell und dauerhaft verstopfen zu können, hat die Katastrophe der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko gezeigt. Bariumsulfat ist so ein Zuschlagstoff zu Bohrspülungen, der das Ausströmen der Ölmengen hätte verhindern können, wenn er denn benutzt worden wäre. Bariumsulfat, ist ein Stoff, der in der Natur als das Mineral Schwerspat oder Baryt vorkommt, industriell aber auch durch chemische Umsetzungen erzeugt wird.


    "21.12.2011"
    Luciferin: Von leuchtenden Käfern und gefallenen Engeln
    Als der französische Pharmazeut Raphael Dubois Ende des 19. Jahrhunderts mit Leuchtkäfern experimentiert, kommt ihm prompt der gefallene Erzengel Luzifer in den Sinn. Dubois findet den Naturstoff, der das Leuchten bewirkt, und nennt ihn Luciferin. Ein hitzefestes Biomolekül, das Licht aussendet, wenn es von einem Enzym umgesetzt wird. Auch diese Substanz identifiziert der Professor aus Lyon und bezeichnet sie konsequenterweise gleich mit - als Luciferase. Heute kennt man mehrere hundert Tiergattungen, in denen das Phänomen der "Biolumineszenz" auftritt. Inzwischen wird das Molekül auch in der medizinischen Diagnostik und der Erbgutanalyse eingesetzt.


    "28.12.2011"
    Strontiumtetrazolat: Bitte abbrennen und in Luft auflösen
    Einer der vielversprechenden Kandidaten für umweltverträgliche Feuerwerkskörper ist Strontiumtetrazolat, ein neuer, stickstoffreicher Metallkomplex. Wie andere klassische Strontium-Salze brennt er leuchtend rot ab, enthält aber – und das ist der Kniff – eine besonders stickstoffreiche Ringstruktur. 79 Prozent der Atmosphäre besteht aus Stickstoff. Mit Strontiumtetrazolat erhält man also einen Feuerwerksstoff, der sich nach dem Abbrand praktisch in Luft auflöst.
    Der Karteikasten der Moleküle
    Der Karteikasten der Moleküle (Gerd Pasch)
    Thujon
    Thujon (Tobias Stengel)
    Magische Säure
    Magische Säure (Tobias Stengel)
    FCKW
    FCKW (Tobias Stengel)
    Draculin
    Draculin (Tobias Stengel)
    Dioxin
    Dioxin (Tobias Stengel)
    Adenosin
    Adenosin (Tobias Stengel)
    Isopren
    Isopren (Tobias Stengel)
    Fenestran
    Fenestran (Tobias Stengel)
    Colchicin
    Colchicin (Tobias Stengel)
    MOF
    MOF (Tobias Stengel)
    Acetaldehyd
    Acetaldehyd (Tobias Stengel)
    Allicin
    Allicin (Tobias Stengel)
    PG5
    PG5 (Tobias Stengel)
    Discodermolid
    Discodermolid (Tobias Stengel)
    Graphen
    Graphen (Tobias Stengel)
    SPIO
    SPIO (Tobias Stengel)
    Dimethylsulfid
    Dimethylsulfid (Tobias Stengel)
    CO2
    CO2 (Tobias Stengel)
    Glycin
    Glycin (Tobias Stengel)
    HMF
    HMF (Tobias Stengel)
    Cadaverin
    Cadaverin (Tobias Stengel)
    Kohlensäure
    Kohlensäure (Tobias Stengel)
    Sildenafil
    Sildenafil (Tobias Stengel)
    Nitrat
    Nitrat (Tobias Stengel)
    Hämocyanin
    Hämocyanin (Tobias Stengel)
    SF6 - Schwefelhexafluorid
    SF6 - Schwefelhexafluorid (Tobias Stengel)
    Alte DNA
    Alte DNA (Tobias Stengel)
    Nonanal
    Nonanal (Tobias Stengel)
    Acetylsalicylsäure
    Acetylsalicylsäure (Tobias Stengel)
    Wasserstoffperoxid
    Wasserstoffperoxid (Tobias Stengel)
    Lithiumfluorid
    Lithiumfluorid (Tobias Stengel)
    Glukose
    Glukose (Tobias Stengel)
    Gigantin
    Gigantin (Tobias Stengel)
    Acesulfam
    Acesulfam (Tobias Stengel)
    Vanillin
    Vanillin (Tobias Stengel)
    Grubbs I und II
    Grubbs I und II (Tobias Stengel)
    Gluten
    Gluten (Tobias Stengel)
    Resveratrol
    Resveratrol (Tobias Stengel)
    Schwarzeneggeran
    Schwarzeneggeran (Tobias Stengel)