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Müllreduzierung
Plastiktüten kosten künftig Geld

71 Plastiktüten verbraucht jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Das sind weniger als im europäischen Vergleich, aber immer noch zu viel. Das soll sich nun endgültig ändern. Mehr als 260 Unternehmen haben sich bereits freiwillig verpflichtet, künftig Plastiktüten nur noch gegen Geld abzugeben.

Von Dieter Nürnberger |
    Ein Mann geht mit jeweils einer Tragetasche der Supermarktketten Kaisers's Tengelmann und Edeka über die Straße.
    Ein Mann geht mit jeweils einer Tragetasche der Supermarktketten Kaisers's Tengelmann und Edeka über die Straße. (dpa-Bildfunk / Oliver Berg)
    Bis zum heutigen Tag haben sich über 260 Unternehmen in Deutschland bereit erklärt, künftig keine kostenlosen Plastiktüten mehr herauszugeben. Darunter sind viele kleine regionale Geschäfte, ebenso wie große Handelsketten von "Adler" über "H&M" bis "Woolworth".
    Jedes Jahr werden hierzulande rund 6,1 Milliarden Plastiktüten an die Kunden weitergegeben - die heute unterzeichnete freiwillige Vereinbarung zwischen dem Bundesumweltministerium und dem Handelsverband HDE soll dem ein Ende bereiten.
    Plastikmüll ist längst ein weltweites Problem - arglos weggeworfen landen die Tüten in der Landschaft und auch in den Meeren, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD):
    "Die Ergebnisse vieler Mülluntersuchungen an diversen Stränden weltweit weisen häufig zahlreiche Plastiktütenreste auf. Nicht zuletzt deswegen sind Plastiktüten auch ein Symbol für eine gigantische Vermüllung der Meere - Plastiktüten stehen für eine Ex-und-Hopp-Mentalität im Konsumbereich."
    Eine Richtlinie soll es richten
    Hintergrund der freiwilligen Vereinbarung zur Reduzierung der Plastiktüten ist eine EU-Richtlinie. Derzeit verbraucht ein Durchschnitts-Europäer knapp 200 Tüten pro Jahr. Bis 2019 sollen es nur noch 90 sein, bis 2025 40 Tüten pro Jahr und Kopf. Deutschland steht schon heute relativ gut da - 71 Tüten pro Jahr - zudem werden rund 90 Prozent davon recycelt. Umweltverbände wie Greenpeace haben in der Vergangenheit stets ein Verbot der Tüte gefordert, die freiwillige Vereinbarung soll nun garantieren, dass in den kommenden 2 Jahren rund 80 Prozent der Gratis-Plastiktüten vom Markt verschwinden. Zuversicht bei Josef Sankjohanser, dem HDE-Präsidenten:
    "71 Kunststofftragetaschen verbrauchen die Deutschen pro Kopf und Jahr - das ist weniger als der EU-Durchschnitt. Aber es ist immer noch zu viel. Wegen der EU-Norm-Erfüllung gibt es also keinen Grund für ein Gesetz, wie es einige Umweltverbände fordern."
    Preis für Plastiktüten ist Händlersache
    Wie hoch die Plastiktüten-Gebühr letztendlich sein wird, sollen die Geschäfte selbst entscheiden. Zwischen zehn und 50 Cent seien wahrscheinlich, so der HDE. Allerdings wollen einzelne Branchenverbände wie das Bäckerhandwerk vorerst nicht mitmachen. Widerstand gab es vor allem auch vom Textil- und Modehandel. Wer ein hochwertiges und teures Produkt kaufe, sollte nicht noch mit einer Gebühr für die Tragetasche belastet werden, hieß es. Doch gibt es auch hier Unternehmen, die inzwischen mitmachen.
    Protokoll über den Plastiktütenabsatz soll Klarheit schaffen
    Die freiwillige Vereinbarung sieht vor, dass die Unternehmen in den kommenden zwei Jahren die Abgabe von Plastiktüten protokollieren müssen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hofft, dass so der Verbrauch spürbar zurückgeht, wenn nicht, könnten doch noch andere gesetzliche Maßnahmen wie ein Verbot folgen.
    "Dies wäre natürlich immer noch möglich, aber ich gehe davon aus, dass dies nicht notwendig sein wird."
    Die Ministerin und auch der Handelsverband hoffen auf die Einsicht der Kunden. Nicht unbegründet - denn bei einer repräsentativen Umfrage erklärten kürzlich 80 Prozent, dass für sie die Plastiktütengebühr völlig in Ordnung sei.