Kinderheime
München lässt Missbrauch wissenschaftlich aufarbeiten

Das Leid, das Kinder und Jugendliche in Heimen der Stadt München erfahren haben, soll wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Es gehe darum, die Geschehnisse in städtischen Einrichtungen, Pflege- und Adoptivfamilien von 1945 bis zur Gegenwart zu untersuchen, erklärte die Stadt.

    Blick auf die Münchner Frauenkirche im Sonnenuntergang
    München will bei der Aufarbeitung von Missbrauch in Heimen vorangehen. (IMAGO / Heinz Gebhardt / IMAGO / Heinz Gebhardt)
    Mit der Aufgabe wurde das Deutsche Jugendinstitut betraut. Das DJI werde sich schwerpunktmäßig der Zeit von 1945 bis 1990 widmen. Das Stadtjugendamt München sei für die Phase nach 1990 zuständig, seit das Kinder- und Jugendhilfegesetz gelte.
    Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung übernehme die Stadt eine deutschlandweite Vorreiterrolle, erklärte Bürgermeisterin Dietl (SPD). Zugleich habe München mit Anerkennungsleistungen in Höhe von 35 Millionen Euro, die der Stadtrat im August 2024 bewilligte, ein deutliches Zeichen gesetzt. DJI-Direktorin Walper sagte, man wolle herausfinden, welche Gewalttaten in der Vergangenheit geschehen seien und was diese Taten ermöglicht habe. Je genauer man die Risiken für sexualisierte Gewalt und Missbrauch verstehe, umso besser könne man diese Risiken für Kinder und Jugendliche in Zukunft verringern.
    Der Sprecher der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch, Katsch, nannte das Vorgehen der Stadt München "beispielhaft - auch wenn es spät kommt - für manche Betroffenen sogar zu spät". Denn die meisten Opfer der Heimerziehung in Deutschland seien bereits im Rentenalter.
    Diese Nachricht wurde am 05.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.