Im Prinzip ist es in München heute so wie vor zwölf Jahren: es gibt das NOlympia-Lager – und die Olympia-Fans. Die einen sagen:
„Ich finde, München wäre besser als Peking. Weil hier die Menschenrechte mehr beachtet werden als in China. Und München ist eine schöne Stadt."
„Ich fänd’s gut, wenn sowas auch mal wieder in Deutschland ausgetragen würde. Hätte ich begrüßt.“
„Es ist immer ein Event und für eine Stadt was ganz Gutes, finde ich. Jetzt mit Corona wäre das mit den Zuschauern halt ein ziemliches Hin und Her gewesen und planungsmäßig wahrscheinlich kompliziert geworden.“
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Die anderen sind heilfroh, dass sich München damals gegen die Olympischen Winterspiele ausgesprochen hat.
„Das IOC ist meines Erachtens genauso korrupt wie eh und je. Und natürlich auch die Kosten, die immens sind. Das sieht man ja gerade in China. Das braucht München nicht, das sollen ruhig die Chinesen machen.“
„Ich glaube, dafür wird es nie eine Mehrheit geben, solange sich das nicht verändert. Da müssen die Strukturen anders werden.“
„Gut, dass sie nicht da sind. Kostet nur. Corona ist sowieso schon omnipräsent. Es hätte uns nicht wirklich was gebracht außer mehr Stress und Trubel.“
Die meisten Bürger sind froh
Es gibt keine repräsentativen Umfragen dazu, ob sich die Mehrheitsverhältnisse seit der Abstimmung 2011 verändert haben. Aber wer sich heute in Garmisch-Partenkirchen umhört, der stimmt NOlympia-Aktivist Axel Döring zu: rückblickend sind die meisten Bürgerinnen und Bürger froh, dass sie sich gegen Olympia entschieden haben: "Es war die goldrichtige, die beste, die einzig mögliche Entscheidung für uns hier!“
Players – Der Sportpodcast
Für Menschenrechtsorganisationen und viele Athletengruppen sind die Olympischen Winterspiele in Peking ein Sündenfall. Hintergrund sind die massiven Menschenrechtsverletzungen, die man China vorwirft. Trotzdem hält das IOC an den Spielen fest.
Für Menschenrechtsorganisationen und viele Athletengruppen sind die Olympischen Winterspiele in Peking ein Sündenfall. Hintergrund sind die massiven Menschenrechtsverletzungen, die man China vorwirft. Trotzdem hält das IOC an den Spielen fest.
Manchmal, wenn der Ortsvorsitzende des BUND Naturschutz durch die Garmischer Fußgängerzone spaziert, bedanken sich wildfremde Menschen bei ihm:
„Haha, das können Sie sich kaum vorstellen! Das ist etwas, das man als Naturschützer selten erlebt: dass man auf der Straße angesprochen wird, dass Leute kommen und sagen: 'Sie sind doch der Herr Döring! Darf ich Ihnen die Hand schütteln?' Oder: 'Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie das gemacht haben!' Also ausgesprochen ungewöhnlich, muss ich sagen. Und für unser Anliegen auch sehr erfreulich!“
Der Begriff "Enteignung" geisterte durch den Ort
Vor zwölf Jahren kämpfte Döring am Fuße der Zugspitze gegen mächtige Widersacher, die die Winterspiele 2022 in Bayern abhalten wollte: der damalige CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer war mit seinem ganzen Kabinett extra ins Rathaus nach Garmisch gekommen.
„Für uns, die bayerische Staatsregierung, ist am allerwichtigsten, dass wir die Menschen gewinnen. Und deshalb werden wir in sehr besonnener Weise den Dialog, den wir von jeher gepflegt haben, weiterführen. Wir wollen die Herzen der Menschen gewinnen.“
Aber Seehofer gelang es nicht, die Herzen der Bauern von Garmisch-Partenkirchen zu gewinnen. Die waren überwiegend gegen die Winterspiele. Und da Ihnen viele der Grundstücke und Almwiesen gehörten, auf denen die Olympia-Bauten errichtet werden sollten, geisterte der Begriff „Enteignung“ durch den Ort. Landwirt Josef Glatz, Sprecher der örtlichen Weidegenossenschaft, gab dem Deutschlandfunk damals ein selbstbewusstes Interview.
„Wir haben die Ruhe weg. Von denen lassen wir uns nicht nervös machen. Bei uns gibt’s Almwirtschaft seit 600 Jahren, urkundlich erwähnt! Herrscher haben gewechselt und alles. Drum haben wir die Ruhe weg! Und Eigentum ist Eigentum, das soll auch so behandelt werden! Wir sind ein Freistaat in der Bundesrepublik Deutschland, wo jeder seine Rechte hat. Und das Eigentumsrecht ist auch da!“
Auch München hat mit weniger Schnee zu kämpfen
Wenn der Umweltschützer Axel Döring heute an diese Zeit zurückdenkt, dann kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn die zwölf Jahre, die seitdem vergangen sind, geben ihm recht, findet er.
„Alles, was wir damals übers IOC gesagt und gewusst haben, hat sich in den folgenden Jahren bestätigt: das IOC ist völlig reformunfähig. Das IOC ist auch unter einem Herrn Bach nicht freundlicher geworden, die ganzen Verträge haben sich nicht im Wesentlichen geändert. Was sich geändert hat, ist das Klima: es ist bei uns nochmal deutlich wärmer geworden. Das Wetter ist volatiler und damit wesentlich weniger geeignet für Olympische Spiele. Ohne dass man den ganzen Berg mit noch mehr Beschneiungs-Anlagen verbauen muss.“
Wenn Döring heute die Skipisten in Peking betrachtet – dünne weiße Bänder in einer ansonsten schneefreien Umgebung – dann fröstelt es den Umweltschützer. So habe es bei Weltcuprennen in Garmisch bisweilen auch ausgesehen. Wäre es denkbar, dass München irgendwann doch wieder Lust auf Winterspiele bekommt? Und sich für – sagen wir – Olympia 2030 bewirbt?
„Ich glaube nein. Ich meine, irgendwelche Verrückte und Spinner gibt’s immer mal wieder, aber ich denke, das ist durch hier bei uns.“