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Münchner Musiker Kaled
"Deutsche und Ägypter - beide sind Grantler"

Der bayerisch-ägyptische Musiker Kaled plädiert in politisch aufgeladenen Zeiten für Toleranz und Völkerverständigung. Ob Schlager oder Pop, Kaled kombiniert seine stimmliche Heimatverbundenheit mit universalen, zeitlosen Themen.

Von Julian Ignatowitsch |
    Der ägyptisch-deutsche Sänger Kaled sitzt an einem Tisch.
    Der ägyptisch-deutsche Sänger Kaled wirbt auf Bayerisch für Toleranz und Respekt (Foto: Universal)
    Songtext: "Da wo I herkimm woar‘s a moi schee." Mit dieser Textzeile beginnt der Song "Wo ist die Freiheit?" von Kaled.
    "Tatsächlich basiert ‚Wo ist die Freiheit?‘ auf persönlichen Erfahrungen, die ich gemacht habe, auch aus der Kindheit raus. Es beschreibt einfach das Bild, das ich gerade erlebe als Mensch mit halbem Migrationshintergrund. Dass ich mir denke: ‚Hä? Was passiert hier?‘ Jetzt gehen die auf die Straße und die auf die Straße und man muss sich plötzlich entscheiden, ist man links und rechts."

    Politische Statements auf Bayerisch

    Songtext: "Jetz bauens am Zaun – I konns ned glaum. Es is no ned zu spät, wach ma endlich auf."
    "Wegen einer Flüchtlingspolitik und Menschen, die in Not sind, uns so aufzufressen, das kann es ja nicht sein. Das hatten wir ja schon mal."
    Das Statement des bayerisch-ägyptischen Sängers Kaled für Toleranz, Respekt und Nächstenliebe trägt den Songtitel "Wo ist die Freiheit?" - gesungen in bestem Münchner Dialekt.
    "Meine Mama ist aus dem schönen Bayern, aus Neuburg an der Donau, da wo ich auch geboren bin. Und der Papa ist ein waschechter Ägypter."
    Arabisches Aussehen, locker-sympathisches Auftreten, bayerischer Zungenschlag. Kaled unterminiert das gängige Stereotyp und er erkennt eine Schnittmenge seiner zwei Identitäten.
    "Einmal die bayerische und einmal die ägyptische, wobei sich beide nicht viel nehmen. Beide sind Grantler und gemütlich unterwegs. Die ägyptische Seite hat etwas mehr Melancholie, auch in der Musik."
    "Ich nenne es immer urbanen Mundart-Pop. Urban wegen teilweise den Drums, weil die schwer sind. Mundart wegen des Dialekt. Und Popmusik, weil ich glaube die Grenzen zwischen Schlager und Pop, die ist gar nicht mehr da."
    Ob Schlager oder Pop, eigentlich ganz egal. Kaled kombiniert seine stimmliche Heimatverbundenheit, die derzeit sicher auch den Nerv der Zeit trifft, mit universalen, zeitlosen Themen. Man könnte sogar sagen: In politisch aufgeladenen Zeiten ist er zu einem Sinnbild für ein bunteres, vielfältigeres, aber auch ängstlicheres und gespalteneres Bayern und Deutschland geworden.
    "Ich komme ja auch in dieses Raster, ich hab auch schon meine Blicke in den letzten Monaten erlebt. Zum Beispiel ziehe ich dann mein Handy aus der Hosentasche und täusche einen Anruf vor und spreche mit demjenigen auch auf bayerisch, weil die Dame in der Ubahn alleine dasteht und ihre Handtasche festhält. Und ich merke einfach: ‚Da stimmt etwas nicht‘."

    Eine Kindheit zwischen vielen Kulturen

    In München Moosach aufgewachsen, damals Arbeiterviertel, hat Kaled früh gelernt, mit ganz verschiedenen Menschen aus verschiedenen Ländern klar zu kommen und unter die Oberfläche zu schauen.
    "Da waren es halt Türken, Araber, Jugos, Deutsche – wir waren einfach alle gleich. Da habe ich gelernt: Egal, wo du herkommst, welche Einstellung du hast. Du kannst mit dem Anderen auskommen, wenn du ehrlich und höflich bist und den anderen respektierst."
    Jetzt mit 38 Jahren beginnt also plötzlich die Musikkarriere für den, der gerade noch als Key Account Manager gearbeitet hat. Neben den nachdenklichen und sozialkritischen Stellen hat das Album "Kennst mi no", das im nächsten Jahr erscheint, viel Gefühl, viel Herzschmerz, manchen schlagerresken Rhythmus und funkige Grooves. Auch musikalisch lehnt Kaled das Schubladendenken ab:
    "Ich liebe einfach Musik. Von Hip-Hop bis zum Chanson."