Die renovierte Nikolaikirche, das Alte Rathaus, das wiederhergestellte Stadtschloss und als neuester Zugang: das wieder errichtete Palais Barberini, das in der Tat fast so wirkt, als wäre es aus den Zeiten Friedrichs des Großen vor 250 Jahren wiedererstanden. Anders, als es der Name suggeriert, ist am Alten Markt in Potsdam mittlerweile fast alles neu – ein wenig wie die Kulisse für einen Historienfilm. Nachdem das Palais Barberini eigentlich als Hotel neu erstehen sollte, übernahm der Mäzen Hasso Plattner schließlich das Projekt auf der Suche nach einem Standort für sein Sammlermuseum. Thomas Albrecht vom Architektenbüro Hilmer & Sattler und Albrecht:
"Wir haben durch die großzügige Schnittfolge, die der Vorgängerarchitekt uns geliefert hat, natürlich ein leichtes Spiel gehabt, hier diese großen geometrischen Räume zu formen, die dann eben ideal sind für ein Museum, weil das Museum braucht eben Höhe, und die einzige Veränderung, die wir gemacht haben, die Seitenflügel, die ja später gebaut worden sind, die kamen ja erst im 19. Jahrhundert dazu, die hatten früher fünf Etagen, die haben jetzt nur noch drei, weil wir die Höhe aus diesem Hauptbau rübergezogen haben."
Großzügige Ausstattung
Das Museum Barberini soll heute, wie der ganze Alte Markt, vor allem Besucher nach Potsdam locken, mit wechselnden Ausstellungen aus der Sammlung Plattner. Baukosten werden nicht genannt, aber an vielen Details im Inneren lässt sich ablesen, dass hier sehr großzügig investiert wurde: Von der gewaltigen, vollelektronischen Haustechnik- und Klimaanlage im Keller über die digitale High-End-Ausstattung bis zur variablen Beleuchtung der fünf Meter hohen Lichtdecken. Die Hauptfassaden wurden nach historischen Fotografien aus Elbsandstein und klassischem Wandputz, in traditionellen Handwerktechniken die Säulen und Gewölbe rekonstruiert. Stuccolustro, Terrazzo und Eichenparkett bestimmen die edel zurückhaltende Anmutung der Ausstellungs- und Veranstaltungssäle. Im Januar sollen hier dann Impressionisten und klassischer Moderne aus Plattners Kollektion zu sehen sein.
Nicht alles ist freilich schön an diesen Tagen, an denen sich das riesige Museum ersten Mal den Potsdamern präsentiert. 2015 hatte Hasso Plattner der Stadt damit gedroht, seine Sammlung aus Potsdam abzuziehen, sollte das neue Kulturgutschutzgesetz der Bundesregierung verabschiedet werden. Nachdem das Gesetz nun verabschiedet ist, kann Museumsdirektorin Ortrud Westheider den Potsdamern in Abwesenheit Plattners keine guten Neuigkeiten verkünden:
"Es handelt sich im Moment um temporäre Leihgaben, die er uns gibt, immer wieder, für jede Ausstellung. Das heißt, es ist hier nicht daran gedacht, hier eine starre Sammlungspräsentation zu machen, das fänd ich persönlich auch nicht das, was wir jetzt in diesem tollen Haus tun sollten, denn wir wollen ja auch den Ruf des Museum Barberini durch ein wechselndes Ausstellungsprogramm aufbauen."
Museum oder Wechselausstellungshalle?
Dass das ursprünglich einmal ganz anders gewünscht und geplant war, nämlich ein richtiges Museum und keine reine Wechselausstellungshalle, das zeigten schon vor einem Jahr die fast panischen Reaktionen der Stadt auf Plattners Drohung. Und noch ein weiterer Misston kündigt sich an. Denn kurz vor der Präsentation des neuen Hauses wurde bekannt, dass Plattner zusammen mit dem Pariser Kunsthändler Guy Wildenstein ein Kunstinstitut in New York gegründet hat, das sogenannte Wildenstein Plattner Institute. Ortrud Westheider möchte darüber nicht allzu viele Worte verlieren:
"Es ist sicherlich auch eine für unsere Zukunft sehr, sehr gute Verbindung. Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann mal auch eine Anknüpfung für ein künftiges Ausstellungsprojekt, vielen Dank für die Frage."
Guy Wildenstein, ein früher Unterstützer des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, droht in Paris derzeit die Verurteilung wegen Geldwäsche und Unterschlagung, zudem wurden in den Räumen seiner Stiftung bei einer Razzia mehrere als vermisst gemeldete Gemälde sichergestellt. Warum Hasso Plattner seinen guten Ruf als Stifter und Sammler mit einer solchen Verbindung aufs Spiel setzt, bleibt rätselhaft. Das teure Geschenk am Alten Markt, es könnte den Potsdamern noch einiges Kopfzerbrechen bereiten.