Seit über einem Jahr ist Donald Trump mittlerweile im Amt. Schon damals, genauer: rund um seine Amtseinführung, hatte die US-amerikanische Kunstszene heftig protestiert. So hängte das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) kurzerhand Werke von Künstlern aus dem Iran, dem Irak und dem Sudan auf - als Statement gegen Trumps Einreiseverbot für Bürger aus diesen Ländern.
Doch was hat sich seither ganz konkret verändert für Künstler, Kulturschaffende und Museen in den USA? In den "Kulturfragen" zieht Museumsdirektor Max Hollein vorläufige Bilanz. Seit Sommer 2016 leitet er die Fine Arts Museums in San Francisco. Zuvor war er Direktor dreier großer Museen in Frankfurt am Main, leitete dort das Städel Museum, das Liebieghaus und die Schirn Kunsthalle.
Museen müssen sich positionieren
Zwar habe die Politik in den USA kaum direkte Einflussmöglichkeiten auf die Museen. Doch insgesamt habe sich das Klima im Land verändert und das habe auch konkrete Auswirkungen auf seine Arbeit als Museumsdirektor, so Max Hollein im Dlf. Jede Entscheidung, etwa welche Ausstellungen oder Werke er in seinem Museum zeige, könne heftige Reaktionen hervorrufen. So werde eine Ausstellung über islamische Mode automatisch als Reaktion auf Donald Trump gewertet, auch wenn sie gar nicht als solche gemeint war. Und selbstverständlich sei eine Ausstellung mit Kunst des Rokoko durch die Linse des "großen Verführers" Casanova nicht unumstritten. "Debatten verlaufen in den USA immer extrem", so Hollein. Diese öffentlichen Reaktionen dürften die Kulturinstitutionen aber nicht zögerlich machen, im Gegenteil: Gerade jetzt müssten Museen mutige Entscheidungen treffen und zu diesen stehen.
"Es gibt wenige Orte, an denen Debatten heute unpolemisch und fundiert geführt werden können, und ein Museem zählt absolut dazu", sagt Max Hollein im Dlf.