Kriminalisten wissen, dass die Frage nach dem Tatmotiv oft auf subtile Denkumwege, um nicht zu sagen: -abwege führt. Dabei spielt der Wunsch, berühmt zu werden, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn weit und breit kein anderes Motiv in Sicht ist, dann sollte man die Möglichkeit, dass ein Verbrechen aus bloßer Lust an der Publizität begangen wurde, in Erwägung ziehen. Um Schlagzeilen zu machen, tun viele vieles; das gehört zu den Gegebenheiten unserer modernen medialen Aufmerksamkeitsökonomie.
Nun sind Verbrecher allerdings in einer Zwickmühle, denn sie können den durch ihre Tat bewirkten Aufmerksamkeitsgewinn nicht ohne weiteres auf dem öffentlichen Markt einstreichen. Jedenfalls nicht, solange sie selbst noch in Freiheit, das heißt: in der Verborgenheit sind. Wenn sie aber gefasst werden und das große Blitzlichtgewitter erleben, dann können sie ihre Berühmtheitsdividende auch nicht recht genießen.
Für manche Arten von Verbrechen gilt das in ganz besonderem Maße. Kunstraub gehört dazu. Denn Kunstraub hat stets etwas Spektakuläres. Kunsträuber kommen eher in die Presse als alle anderen Ganoven. Und gerade beim Kunstraub spielt der Vanity-Aspekt oft eine entscheidende Rolle, weil die geraubten Kunstwerke gar nicht zu Geld gemacht werden sollen, sondern in irgendeiner geheimen Privatsammlung verschwinden.
In diese Richtung gingen auch zunächst die Vermutungen, als einige maskierte und bewaffnete Gangster im Sommer vor drei Jahren bei einem dreisten Überfall auf das Evard-Munch-Museum in Oslo unter anderem das vollkommen unverkäufliche Werk "Der Schrei" vor den Augen der Besucher und des Wachpersonals abhängten und damit verschwanden. Inzwischen sind die Bilder wieder da, wenngleich ein bisschen ramponiert, die Täter gefangen, der Fall weitgehend aufgeklärt.
Nach dem Strafprozess findet jetzt in Oslo ein Gerichtsverfahren statt, bei dem es um die zivilrechtliche Seite geht: Das Museum verklagt die Täter nämlich auf Schadenersatz in Millionenhöhe, und zwar nicht nur wegen der notwendigen Restaurierung der Gemälde, sondern auch wegen der Einnahmeverluste des Museums, das nach dem Raub und bis zum Einbau einer Alarmanlage lange Zeit geschlossen war. Diese Schadenersatzforderung ist für die Täter sicher schlimmer als ein paar Jahre Knast; es geht schließlich um Geldbeträge, die sie bis an ihr Lebensende abzuzahlen hätten.
In ihrer Not sind sie - beziehungsweise ihre Anwälte - auf ein bemerkenswertes Gegenargument gekommen: die temporären Einnahmeverluste des Museums würden, so erklären sie, mehr als wettgemacht durch die Einnahmesteigerungen, die jetzt erzielt werden und die - ganz klar - auf den ganzen durch den Raub verursachten Wirbel zurückzuführen sind. Es besteht kein Zweifel: diese Verbrecher verstehen etwas von Aufmerksamkeitsökonomie. Auf der Grundlage dieser Theorie erscheint Museumsraub als Dienstleistung. Vielleicht sollten Kriminalisten auf ihrer Suche nach immer neuen Denkumwegen künftig auch die Möglichkeit berücksichtigen, dass hinter einem solchen Kunstraub der Museumsdirektor selber steckt - im verzweifelten Bemühen, sein Haus ein wenig ins Gespräch zu bringen.
Nun sind Verbrecher allerdings in einer Zwickmühle, denn sie können den durch ihre Tat bewirkten Aufmerksamkeitsgewinn nicht ohne weiteres auf dem öffentlichen Markt einstreichen. Jedenfalls nicht, solange sie selbst noch in Freiheit, das heißt: in der Verborgenheit sind. Wenn sie aber gefasst werden und das große Blitzlichtgewitter erleben, dann können sie ihre Berühmtheitsdividende auch nicht recht genießen.
Für manche Arten von Verbrechen gilt das in ganz besonderem Maße. Kunstraub gehört dazu. Denn Kunstraub hat stets etwas Spektakuläres. Kunsträuber kommen eher in die Presse als alle anderen Ganoven. Und gerade beim Kunstraub spielt der Vanity-Aspekt oft eine entscheidende Rolle, weil die geraubten Kunstwerke gar nicht zu Geld gemacht werden sollen, sondern in irgendeiner geheimen Privatsammlung verschwinden.
In diese Richtung gingen auch zunächst die Vermutungen, als einige maskierte und bewaffnete Gangster im Sommer vor drei Jahren bei einem dreisten Überfall auf das Evard-Munch-Museum in Oslo unter anderem das vollkommen unverkäufliche Werk "Der Schrei" vor den Augen der Besucher und des Wachpersonals abhängten und damit verschwanden. Inzwischen sind die Bilder wieder da, wenngleich ein bisschen ramponiert, die Täter gefangen, der Fall weitgehend aufgeklärt.
Nach dem Strafprozess findet jetzt in Oslo ein Gerichtsverfahren statt, bei dem es um die zivilrechtliche Seite geht: Das Museum verklagt die Täter nämlich auf Schadenersatz in Millionenhöhe, und zwar nicht nur wegen der notwendigen Restaurierung der Gemälde, sondern auch wegen der Einnahmeverluste des Museums, das nach dem Raub und bis zum Einbau einer Alarmanlage lange Zeit geschlossen war. Diese Schadenersatzforderung ist für die Täter sicher schlimmer als ein paar Jahre Knast; es geht schließlich um Geldbeträge, die sie bis an ihr Lebensende abzuzahlen hätten.
In ihrer Not sind sie - beziehungsweise ihre Anwälte - auf ein bemerkenswertes Gegenargument gekommen: die temporären Einnahmeverluste des Museums würden, so erklären sie, mehr als wettgemacht durch die Einnahmesteigerungen, die jetzt erzielt werden und die - ganz klar - auf den ganzen durch den Raub verursachten Wirbel zurückzuführen sind. Es besteht kein Zweifel: diese Verbrecher verstehen etwas von Aufmerksamkeitsökonomie. Auf der Grundlage dieser Theorie erscheint Museumsraub als Dienstleistung. Vielleicht sollten Kriminalisten auf ihrer Suche nach immer neuen Denkumwegen künftig auch die Möglichkeit berücksichtigen, dass hinter einem solchen Kunstraub der Museumsdirektor selber steckt - im verzweifelten Bemühen, sein Haus ein wenig ins Gespräch zu bringen.