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Musik auf Rädern

Das Siegerländer Rockmobil bringt Musik auf Rädern. Frei nach dem Motto: Wenn Kinder nicht in die Musikschule kommen können, kommt die Musikschule eben zu ihnen. Eine ganz neue Idee war das vor 25 Jahren – musikalische Nachwuchsförderung auf dem Land und in sozialen Brennpunkten.

Von Claudia Scheffler |
    Eine Musikschule auf Rädern, die übers Land fährt, mit Rock und Pop im Gepäck – das Siegerländer Rockmobil hat vor 25 Jahren Musikschule neu erfunden. Die Idee war

    "Einen großen Omnibus zu einem rollenden Rockmobil umzubauen, um damit zu Jugendzentren, auf Schulhöfe, in Gemeinden fahren zu können, wo ein Musikangebot fehlt."

    Erklärt Bettina Schreiber vom Verein MoMu, dem Mobilen Musiktreff aus Siegen in Südwestfalen. Die Musik-Pioniere bauten einen 18 Meter langen Linienbus um, holten die Sitze raus, Instrumente rein, und malten das Gefährt knallrot an: In Nordrhein-Westfalen war das erste Rockmobil geboren.

    Das ist inzwischen natürlich längst verschrottet. Mittlerweile ist das dritte Musikmobil unterwegs. Der schallgedämmte Proberaum im Bus ist nur wenige Quadratmeter groß. Trotzdem steht hier alles, was eine junge Band braucht: Schlagzeug, E-Gitarren, Keyboard, Verstärker, Mikro. 20 Instrumente sind an Bord.

    Dabei fing alles ganz klein an, erinnert sich Rockmobil-Gründer Hans-Dieter Klug:

    "Ich hab mein Studium und mein Hobby versucht zusammenzubringen und das waren die Bereiche Musik und Pädagogik und ich kannte halt eben die Projekte der Spielmobile, und da hab ich mich gefragt, warum gibt es das nicht im Bereich der Musik."

    Heute kooperiert das Rockmobil bundesweit mit Bildungswerken, Bürgerzentren oder Jugendämtern – zum Beispiel für Projektwochen oder Ferienaktionen.

    Gerade probt eine Siegener Schülerband deutschen Indie-Rock - Sänger Pius Krumm aus der siebten Klasse erklärt, wie der Unterricht funktioniert:

    "Die kommen dann jeden Montag nach der achten Stunde kommen die dann bei uns vorbei. Claudia, macht's Spaß?"
    Claudia:
    "Ja!"
    Reporterin:
    "Was machen die denn anders wie der Musiklehrer in der Schule?"
    Claudia:
    "Hier kriegt man halt auch beigebracht, wie man Gitarre spielt, bei uns ist halt nur größtenteils Gesang in der Schule und Musikbildung und so."

    Die Musiklehrer und Musikpädagogen der mobilen Musikschule kommen aber nicht nur in Schulen oder Jugendzentren. Sie besuchen auch Familienzentren oder Kindergärten, um schon mit den ganz Kleinen Musik zu machen, erklärt Bettina Schreiber:

    "In der rhythmisch-musikalischen Früherziehung kann man sich das so vorstellen, dass Kinder noch ganz viel Zeit brauchen zum Experimentieren, zum Erforschen der Klänge und der Instrumente und aus diesen Impulsen leiten wir weitere musikalische Aktionen an. Rhythmusspiele mit Percussion und Trommeln, viel Tanz und Bewegung das Notenspiel ist aber zweitrangig, das kommt erst, wenn die Kinder ein Interesse entwickelt haben, auch ein Instrument lernen zu wollen. "

    Statt klassischer Musik wollen die meisten älteren Kinder und Jugendlichen dann auch lieber die aktuellen Songs aus den Charts nachspielen und singen – so wie Nele Geppert aus der neunten Klasse einer Siegerländer Realschule:

    "Ich guck halt immer so was mit gefällt an der Musik wenn ich Lieder hör, die mir gefallen, dann macht mir das auch richtig Spaß die dann zu singen."

    Sagt Nele Geppert. Die Macher vom Rockmobil sind sich sicher, dass ihr musikpädagogisches Konzept auch in den nächsten 25 Jahren Erfolg hat. Der musikalische Nachwuchs steht schließlich schon in den Startlöchern:

    "Während vielleicht früher Jugendliche mit 13,14 sagten, sie wollen E-Gitarre spielen lernen, sind es heute auch schon die 6-Jährigen, die sagen, ich möchte E-Gitarre spielen lernen oder Schlagzeug."