Winter - das bedeutete in Mitteleuropa bis vor wenigen Jahrzehnten Minusgrade, Schnee, gefrorene Fensterscheiben, vereiste Seen. Die Natur stand still, nur die Frostbeulen wuchsen. Komponisten haben sich von Eis und Schnee unterschiedlich inspirieren lassen: Bei Franz Liszt wird ein Schneegestöber zu einer transzendenten Erfahrung, Ralph Vaughan Williams lässt das Orchester vor arktischer Kälte klirren, Leopold Mozart ein Frauenzimmer zittern und Jean Sibelius zeichnet zarte Winterszenen.
Winter als Symbol der Vergänglichkeit
Die Schönheiten unberührter Schneelandschaften, der Zauber winterlicher Reinheit, Tristesse und Besinnlichkeit, Faszination und Furcht vor der weißen Naturgewalt - gleichnishaft steht die kalte Jahreszeit für Werden und Vergehen und somit auch für den Zyklus des menschlichen Lebens. Von Programmmusik bis zu poetisch-philosophischen Klangstudien reicht die Palette von Komponisten, die die kleine Eiszeit am eigenen Leibe erfahren haben bis hinein ins immer wärmer werdende 20. Jahrhundert. Ergänzt wird diese musikalische Winterwanderung durch ein Gepräch mit Bernd Brunner. Er ist Kulturwissenschaftler, Autor und hat ein Buch über die Kälte geschrieben: "Als die Winter noch Winter waren. Geschichte einer Jahreszeit".