Steile Berge, tiefe Fjorde, darüber der farbenreiche Himmel des Nordens: Sápmi heißt das Gebiet, wo die Sami seit Jahrtausenden von und mit der Natur leben, ihren Rentierherden folgen und ihre Kultur pflegen. Doch die Geschichte Sápmis ist auch eine Geschichte der europäischen Kolonialisierung und Unterdrückung, auch im künstlerischen Bereich.
Mari Boine: Identifikationsfigur der Sami
Drei Jahrhunderte lang versuchten Staat und Kirche in Skandinavien, die samische Kultur auszurotten. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren die Sprache und Kultur verboten, wurden auf brutale Weise unterdrückt. Erst seit 50 Jahren wagen es die Sami, an ihre Kultur zu erinnern, an ihre Rechte, ihre Anwesenheit. Eine, die von den Verboten stark betroffen war, ist Mari Boine – als Sängerin auf den Bühnen der Welt zu Hause und Identifikationsfigur der Sami.
"Ich war ein Mensch, der wegwollte. Ich habe meine eigene Kultur verachtet, dazu war ich in der Schule erzogen worden. Ich habe erst langsam entdeckt, was für ein Erbe wir hier haben." - Mari Boine
In der traditionellen samischen Musik nahm ursprünglich der Gesang, der Joik, den wichtigsten Platz ein. Joik ist gewissermaßen Klang gewordene Identität. Er begleitete die Menschen durch alle Bereiche des Lebens, war nicht nur musikalische Äußerung, sondern integraler Ausdruck der samischen Kultur. Christliche Missionare verboten den Joik im 17. und 18. Jahrhundert. Erst in den 1990er Jahren wurde die Kultur wieder einer größeren Öffentlichkeit bekannt.
Joik als politisches Statement
Samische Musik ist unzertrennlich mit Politik verbunden. Jüngere Künstlerinnen sind sich dessen bewusst und setzen Joiks ein, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Doch wo blüht die samische Musiktradition heute noch auf? Die vielseitigen Facetten der Musikkultur werden in der Sendung beleuchtet; zu Wort kommen die Sängerin Mari Boine ebenso wie der Elektronikkünstler Niilas, die Musikwissenschaftlerin Ellen Marie Bråthen Steen oder die Historikerin Siv Rasmussen.