Ein heißer Julitag im Berliner Stadtteil Wedding. Im Proberaum von The/Das steht die Hitze. Vor dem Fenster rumpelt die S-Bahn vorbei. Zwischen Gitarren, Synthesizern, einer Orgel, mehreren Schlagzeugen, Effektgeräten und unzähligen Kabeln sitzen Fabian Fenk und Anton Feist auf der Couch und trinken Club Mate. Es ist ihr drittes Interview heute.
Fenk und Feist sind keine Unbekannten in der Szene. Bis 2011 waren sie zusammen mit Alex Stolze die Elektropop-Band Bodi Bill, trennten sich dann, kamen aber relativ rasch wieder zusammen, erst einmal nur als DJs statt als Band, erzählt Anton Feist:
Fenk und Feist sind keine Unbekannten in der Szene. Bis 2011 waren sie zusammen mit Alex Stolze die Elektropop-Band Bodi Bill, trennten sich dann, kamen aber relativ rasch wieder zusammen, erst einmal nur als DJs statt als Band, erzählt Anton Feist:
"Der Vorteil, wenn du ein DJ bist, sag ich mal, mit nem Rechner und nem kleinen Controller ist, du bist sehr kompakt, du bist höchstens zu zweit, du passt in ein Flugzeug rein ohne Probleme, du bist nicht so teuer, weil du keine Band bist. Ist natürlich nicht sehr abwechslungsreich, wenn an einem Abend sechs DJs spielen und da haben wir versucht, das ein bisschen aufzubrechen, mit ner Liveperformance, mit Gesang und nem Keyboard dabei. Und dann sehnt man sich manchmal danach, wieder auf einer großen Bühne zu stehen."
The/Das nehmen eine EP auf dem angesagten Technolabel "Life and Death" auf: Kalte Beats, industrieller Sound. So richtig überzeugt sie das aber nicht. Sie wollen zwar elektronische Musik machen, aber mit richtigen Instrumenten. Also schließen sie sich in ihr Studio ein und basteln am ersten Album.
"Freezer" heißt die Platte und so kühl wie der Titel klingt, ist sie gar nicht. Zwar bauen Feist und Fenk ihre Sounds auf ein technoides Grundgerüst aus treibenden Beats und flirrenden Synthesizern. Das ist aber nicht der kalte Techno, der nachts in den Berliner Industriebrachen läuft. The/Das experimentieren mit allem was brummt, klackt und blubbert: Sounds wie platzende Seifenblasen oder klopfender Regen an der Fensterscheibe, dazu der leidenschaftliche, fast jammernde Gesang von Fabian Fenk.
"Wehgetan hat eigentlich nur das erste Stück. In dem Sinne, dass ich da relativ klar sein wollte mit dem Text und nicht zu cheesy, aber das hat ja auch latent cheesy Zeilen. Und ich ne ganze Woche gesagt habe: Geht gar nicht, aber am Ende gesagt hab: Wahrscheinlich entspricht mir das auch, dieses Überbordende, Überschwängliche. Das hat dann am Ende auch wieder gepasst, aber dieser Terror in meinem Kopf: Ich hab drei Tage lang nur gereimt. Ich wollte überhaupt nicht reimen."
"My made up spook" heißt das Stück, das Fenk fast hat verzweifeln lassen. Über eine tänzelnde Klaviermelodie singt er von einer Frau, die ihm durch den Kopf geistert. Er will mit ihr die Welt bewanden – das klingt in der Tat ziemlich "cheesy". Allerdings ist das Stück damit eine Ausnahme auf der Platte. Mit seinem Hang zum Pop und zu der großen emotionalen Geste erinnert es an die alten Zeiten von Bodi Bill.
"Ich glaube, dass das gar nicht unser Ziel war, anders Musik machen zu wollen, anders klingen zu wollen. Dazu war uns auch bewusst, dass wir immer noch die Selben sind: Fabian hat die Stimme, die er hat, die Produktionsmittel sind die selben. Ich glaub der einzige Unterschied ist, dass wir in den letzten Jahren mehr Erfahrung gesammelt haben und mehr auf den Punkt kommen konnten, auch kritischer ausgesucht haben."
Live sind The/Das zwei zuckende Körper, die tief über ihre Laptops gebeugt zum Beat wippen. Auf ihren Konzerten lassen sie sich vom Schlagzeuger des Technohelden Apparat unterstützen. In der Elektroszene sind sie gut vernetzt. Die 90er-Jahre haben sie in den Ostberliner Jugendklubs erlebt, zusammen mit Modeselektor und Paul Kalkbrenner. Die sind heute weltweit die Aushängeschilder für Techno aus Berlin. Trotzdem: Als Teil der Szene sehen sich The/Das nicht.
"Wir schrammen das hier und da, gehören da aber nicht so richtig rein. Was nicht schlimm ist, wir sind eben so ne Nischenband irgendwie. Ist mir schon oft gesagt worden, dass wir irgendwie nen eigenen Ansatz haben. Ich bin ja schon immer der Meinung gewesen, dass man nicht darüber nachdenken sollte, zu einer Szene zu gehören, sondern zu sagen: Naja, dann bin ich eben ne neue Szene, wo sich in zehn Jahren die jungen Musiker drauf beziehen."