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Musik-Ikone wird 70
Verblüffende Offenheit von Cher

In den vergangenen 50 Jahren hatte die amerikanische Schauspielerin und Sängerin Cher internationale Hits, spielte in Hollywood-Blockbustern mit und erwirtschaftete ein Vermögen von 600 Millionen Dollar. Inzwischen hat sie ihre Karriere weitgehend eingestellt. Zu ihrem 70. Geburtstag zeigt sie sich offen und spricht über Frust, Alter und ausbleibende Filmangebote.

Von Marcel Anders |
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    "Ich wäre gerne ein Niemand", sagt Cher. Dann könnte sie sich wieder frei bewegen. (picture alliance / dpa / Bodo Schackow)
    "Es ist schrecklich und es gefällt mir kein bisschen. Nur, was soll ich tun? Es ist, wie es ist. Und ich mag es nicht. Das war mir schon mit 40 klar."
    Für die man sie - zumindest auf den ersten Blick - immer noch halten könnte: eine große, schlanke Frau mit schwarzer Löwenmähne und dunklen Augen, die einen genau fixieren. Ihr wahres Alter lässt sich nur an ihren Händen und der Gesichtsstarre beim Sprechen ableiten. Da wirkt sie wie hinter einer Maske und gefangen in einem Körper, in den sie ein Vermögen investiert hat, um jugendlich und frisch zu wirken.
    Cher fühlt sich müde
    Doch mit dem modernen Amerika kann sie genauso wenig anfangen wie mit den Massenmedien und der allgemeinen Schnelllebigkeit. Sie fühlt sich müde, verfolgt und wie ein Vogel im goldenen Käfig. Weshalb sie sich zum 70. eigentlich nur eins wünscht: Einfach mal jemand anders zu sein. Und sei es nur für einen Tag.
    "Ich wäre gerne ein Niemand. Dann könnte ich mich wieder frei bewegen - ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob mich jemand erkennt oder ein Foto von mir macht. Und ich würde wahnsinnig gerne auf mein Motorrad springen und irgendwo hinfahren. Aber das kann ich nicht, weil jeder eine Kamera hat und überall Paparazzi lauern. Dadurch habe ich meinen Freiraum verloren. Denn früher waren Paparazzi nur an bestimmten Orten, und wenn sie dir auf offener Straße begegnet sind, haben sie höflich gefragt, ob sie dich ablichten dürfen. Das ist heute anders und es stört mich, weil ich nicht mehr ich selbst sein kann."
    Cher hat ihre Karriere weitesgehend eingestellt
    Der Frust ist nicht gespielt. Cher ist unzufrieden - vielleicht auch ein bisschen vereinsamt. Ihre Freunde sind größtenteils verstorben und zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie keinen Mann an ihrer Seite, verlässt ihre monströse Villa kaum noch, ernährt sich vorwiegend von grünen Smoothies und hat ihre Karriere weitestgehend eingestellt. Seit der letzten US-Tournee 2014 weiß sie, dass ihr Konzertreisen zu anstrengend sind. Ein neues Album ist nicht geplant und Filmanfragen, so stellt sie nüchtern fest, gebe es kaum noch.
    "Es hat damit zu tun, dass ich Cher bin - und alt. Also für Hollywood wirke ich noch zu jung, um ältere Charaktere zu spielen. Aber ich bin auch nicht jung genug, um als taufrisch durchzugehen. Und es gab gerade einen Presseartikel, in dem es hieß: Was machen wir mit Cher? Sie ist nicht jung, sie ist nicht alt, wo passt sie hin? Da bleibt mir nur, auf jemanden zu hoffen, der mutig genug ist, mal etwas anderes zu probieren und zu sagen: Ich denke, Cher ist die Richtige für die Rolle."
    Cher nimmt kein Blatt vor den Mund
    Eine Offenheit, die verblüfft und bei anderen Superstars undenkbar wäre. Doch Cher sagt, was sie denkt. Sie bezeichnet Barack Obama als "lahme Ente", Donald Trump als "Teufel" und Politiker als "Drückeberger", hält Amerika für rückständig, setzt sich für die Rechte von Schwulen und Lesben ein und verfolgt aktuell zwei große Projekte: ein Broadway-Musical über ihr Lebenswerk und eine letzte Ruhestätte auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.
    "Ich glaube nicht, dass mich die Franzosen lassen. Du musst schon in Paris sterben oder Staatsbürger sein. Sollte ich also ernsthaft krank werden, muss ich da ganz schnell hin. Denn ich würde gerne neben Oscar Wilde beerdigt. Leider machen es mir die Behörden nicht leicht. Wenn ich das nächste Mal in Paris bin, muss ich da mal auf den Tisch hauen. Die sind mir gegenüber sehr arrogant."