Archiv

Musik-Sternwarte in Estland
Urmas Sisask und die Harmonien des Kosmos

In einem Turm des Gutshofes Jäneda knapp siebzig Kilometer von Tallinn entfernt betreibt der Amateurastronom und Komponist Urmas Sisask eine, wie er sie selbst nennt, Musik-Sternwarte. Sisak fasst den Milliarden Jahre alten Kosmos als riesige Orgel auf und komponiert seine Musik dementsprechend.

Von Dirk Lorenzen |
    Zwei Sterne leuchten aus einem Sternennebel in einer fernen Galaxie.
    Inspiration für den Komponisten Urmas Sisask: Zwei Sterne leuchten aus einem Sternennebel in einer fernen Galaxie (imago stock&people)
    Urmas Sisask ist ein komponierender Amateurastronom oder ein in den Himmel blickender Komponist. So ganz klar scheint das nicht zu sein. In jedem Fall inspiriert den Esten das Universum zu seiner Musik.
    In einem Turm des Gutshofes Jäneda knapp siebzig Kilometer von Tallinn entfernt betreibt Sisak seine, wie er sie selbst nennt, Musik-Sternwarte. Dort gibt es auch ein Planetarium, das als Raum für viele Konzerte und Vorträge dient.
    Anfangs hatte er einfach eine Kuppel mit fluoreszierenden Sternen beklebt, die er in einem Scherzartikelgeschäft in Stockholm entdeckt hatte. Über zweitausend Sterne haben dort für die Konzertbesucher geschimmert.
    Mann mit Bart in grauem Jacket blickt leicht nach oben
    Urmas Sisask (geboren 1960) (Kristjan Rosin)
    Der fast 58-jährige Astronomen-Komponist fasst den Milliarden Jahre alten Kosmos als riesige Orgel auf. Sein Credo ist, dass die Schwerkraft Galaxien, Sternen, Planeten und Kometen schwingen und klingen lässt wie große Orgelpfeifen.
    Urmas Sisask ergründet die Harmonien dieser kosmischen Instrumente und macht so seinem Publikum die Abläufe im Universum hörbar. Er sieht sich nicht als Komponist, sondern als jemand, der die Töne des Weltraums aufzeichnet. Für seine "Astromusik" hat er eine eigene kosmische Tonleiter entwickelt.
    Das Universum ist in seinen Werken, die oft für ein Klavierduo geschrieben sind, allgegenwärtig. Die Musikstücke tragen Titel wie Andromeda, Spiralsinfonie, Milchstraße oder Kassiopeia.
    Ob die himmlischen Bezüge überzeugen, liegt im Ohr der Zuhörenden. In jedem Fall hat Urmas Sisask einen ganz eigenen Weg entwickelt, um Kunst und Himmelsforschung zu verbinden.