Zuletzt hat Natascha Wodin über ihre Eltern geschrieben: In "Sie kam aus Mariupol" (2017) geht sie dem Leben ihrer ukrainischen Mutter nach, die mit ihrem Mann 1943 als Ostarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Es folgte mit "Irgendwo in diesem Dunkel" (2018) eine Auseinandersetzung mit dem schweigsamen Vater, dessen Leben im Russland der Zarenzeit begann und in einem deutschen Altersheim endete.
Eine Kindheit in Lagern und Heimen
Natascha Wodin, geboren 1945, wuchs in Lagern für Displaced Persons in Bayern auf. Als sie elf Jahre alt war, nahm sich ihre Mutter das Leben. Sie lebte anschließend in einem katholischen Kinderheim und zeitweilig beim Vater. Anfang der 70er-Jahre absolvierte sie eine Sprachenschule und gehörte zu den ersten Dolmetschern, die nach Abschluss der Ostverträge für westdeutsche Firmen und Kultureinrichtungen in die Sowjetunion reisten. Für ihre Romane, Gedichte und Erzählungen wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse (2017) und dem Alfred-Döblin-Preis (2015).