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Musiker zur Zeit des Nationalsozialismus
Orchestrierte Entlassung

Viele deutsche Institutionen wollten nach der NS-Zeit nicht wahrhaben, was seit 1933 geschehen war. Der Musikbetrieb bildete dabei keine Ausnahme. Die Aufarbeitung der Orchester dauert bis heute an - wenn sie überhaupt schon begonnen hat. Eine Spurensuche.

Von Marie König |
    Ein Mann mit Geige unterm Arm und ein Mann mit Partitur in den Händen schauen auf einer Dachterasse gemeinsam in die Noten. Im Hintergrund sind Wolkenkratzer zu sehen.
    Wurde nach seiner Emigration in die USA Konzertmeister unter Leonard Bernstein (r.): Werner Lywen (l.). (Jaqueline Aubert)
    Als Hitler an die Macht kam, verloren jüdische Künstler nach und nach ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage. Viele gingen daraufhin den bitteren Gang ins Exil, so lange dies noch möglich war. Diejenigen, die blieben, bleiben mussten, fanden oft den Tod im KZ. Hinweise auf die erschütternden Schicksale einzelner Musiker und ganzer Familien finden sich in den Bühnenbüchern der Opernhäuser, in Briefen, Personalakten oder Zeitungsausschnitten. Die Dokumente erzählen jedoch auch von denjenigen, denen es gelang zu fliehen und in den USA eine neue Karriere zu beginnen. In dieser Sendung kommt die Nachfahrin des Geigers und Bratschisten Werner Lywen zu Wort, sein Lebensweg wird nachgezeichnet. Gleichzeitig wird beleuchtet, wie die einzelnen Institutionen - darunter die Bayerische Staatsoper und die Deutsche Oper Berlin - mit ihrer NS-Vergangenheit umgehen.