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Musikforschung
Wenn Mozart draufsteht, muss es gut sein!

Unser Musikgeschmack lässt sich relativ einfach manipulieren. Das zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main. Schon die bloße Behauptung, dass ein Stück von Mozart stammt, führt oft dazu, dass uns die Musik gut gefällt.

Timo Fischinger im Gespräch mit Jochen Hubmacher |
    Eine historische Postkarte zeigt Wolfgang Amadeus Mozart am Cembalo
    Wolfgang Amadeus Mozart trug immer die angesagteste Mode (picture-alliance / dpa / Mary Evans Picture Library)
    Im Rahmen der Studie bekamen zwei Gruppen von Probanden ein Musikstück des Mozart-Zeitgenossen Josef Mysliveček vorgespielt. Der einen Gruppe erzählten die Forscher jedoch, dass das Stück von Wolfgang Amadeus Mozart stamme. Anschließend wurden die Teilnehmer der Studie befragt, wie ihnen das Stück gefallen habe. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe, die davon ausging, sie würde Mozart hören, die Musik deutlich positiver wahrnahm als die Vergleichsgruppe.
    Ältere lassen sich weniger stark beeinflussen
    Musikwissenschaftler Timo Fischinger, einer der drei Autoren der Studie, stellte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk heraus, dass die Beeinflussbarkeit durch das "Etikett Mozart" im Alter abnehme. Er führt dies auf die größere Hörerfahrung der älteren Probanden zurück. Alle Studienteilnehmer bezeichneten sich selbst als regelmäßige Klassik-Hörer.
    Die zweite Fragestellung der Studie war, inwiefern unterschiedliche Einführungstexte die Wahrnehmung von Musik beeinflussen können. Eine Gruppe der Probanden bekam vor dem Hören einen einführenden Text vorgelegt, der sich analytisch mit der Musik auseinandersetzt. Eine andere Gruppe bekam dagegen einen etwas flüssiger zu lesenden Text mit eher expressivem Vokabular vorgelegt.
    Musikanalytische Texte strengen mehr an
    Das Ergebnis war eindeutig: Die Probanden hätten die gehörte Musik deutlich besser bewertet, so Timo Fischinger, wenn zuvor der expressive Text gelesen wurde. Und dies unabhängig vom Alter. Der Musikwissenschaftler vermutet, dass Texte, die eher auf die strukturellen Aspekte von Musik eingehen, Menschen beim Hören zwar dazu bringen mehr auf Einzelheiten zu achten. Dies könnte sie aber auch gleichzeitig mehr anstrengen und dadurch zu einem weniger ganzheitlichen Hörerlebnis führen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.