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Wertevolle Brahms-Sammlung Altenstein nun in Weimar
Vom Urlaubsort ins Archiv

Johannes Brahms weilte zwei Mal auf Schloss Altenstein. Ein authentischer Ort für eine bedeutende Brahms-Sammlung. Doch das Schloss befindet sich nach einem Brand noch immer im Wiederaufbau. Daher wechselt der Bestand ins Weimarer Landesmusikarchiv Thüringen.

Von Claus Fischer | 15.11.2021
Drohnenblick über das Schloss  und den Landschaftspark Altenstein mit gefärbtem Abendhimmel.
Auf Schloss Altenstein lebte Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, der auch als „Theaterherzog“ bekannt war und Künstler in sein Haus einlud. Wo heute die Brahms-Gedenkstätte ist, weilte der Komponist gern zu Besuch. (imago / Christian Heilwagen)
Zwei Mal, im November 1894 und 1895, weilte Johannes Brahms auf Schloss Altenstein in Bad Liebenstein. Er war auf Einladung des Herzogspaares Georg II von Sachsen-Meiningen und seiner Frau Freifrau von Heldburg gekommen. Im nahen Meiningen erhielt der Komponist neue Inspirationen.
Der Prachtbau im viktorianischen Stil mit großen Fensterfronten steht inmitten eines weitläufigen Parks, von dem Brahms seiner Freundin Clara Schumann in Briefen vorschwärmt.

Ein großes Erbe

Das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Herzogpaar und dem in Wien lebenden Komponisten faszinierte besonders ein Ehepaar unserer Zeit: Renate und Kurt Hofmann aus Lübeck. Beide trugen eine umfangreiche Sammlung an „Brahmsiana“ zusammen, die den Grundstock des 1990 gegründeten Brahms-Instituts der Lübecker Musikhochschule bildet.
Diejenigen Dokumente, die speziell die Beziehung Brahms und Meiningen und seine letzten Lebensjahre beleuchten, haben sie aber vor vier Jahren Schloss Altenstein vermacht. Eine Ehre für die dortige Schlossverwaltung und der ansässigen Brahms-Gedenkstätte, aber auch eine Bürde, sagt Schlossverwalterin Susanne Rakowski. „Das Haus ist 1982 abgebrannt und befindet sich jetzt im Wiederaufbau.“
Das macht eine fachgerechte Lagerung der Bestände unmöglich. Und so kam man zu dem Entschluss, die Sammlung als Leihgabe in die Obhut des Thüringer Landesmusikarchivs in Weimar zu geben.

Ideale Bedingungen gesucht und gefunden

Dort lagern die Dokumente jetzt lichtgeschützten und klimatisiert. In säurefreien Kartons liegen Briefe, Fotos, Zeitungsausschnitte und Notenmaterial. Direktor des Landesmusikarchivs Christoph Meixner weist auf besondere Stücke: „Es sind drei Kisten hier mit Notendrucken, in denen Brahms eigene Korrekturen drin hat.“

Besondere Briefe

Auch finden sich Schreiben an Clara Schumann in der Sammlung. Brahms bat sie, ihn hier zu besuchen. Doch die gute Freundin, inzwischen die bekannteste Musikerwitwe Europas, lehnte ab. Zu tief saßen ihre Erinnerungen an den Ort, den sie als junge Frau besucht hatte.
Dorthin hatte sie sich mit zwei Freundinnen die letzten Tage vor ihrer Hochzeit mit Robert Schumann zurückgezogen. Auch wenn es eine Liebesheirat war, wusste Clara um die Bedeutung des Schrittes, denn Robert hatte ihr ans Herz gelegt, ihre Karriere als Pianistin für das Ehedasein aufzugeben. Zudem hatte sich die Instrumente auf dem Schloss in schlechter Erinnerung.

Ein Ort - verschiedene Gefühlswelten

Für die betagte Clara Schumann war Schloss Altenstein also ein belasteter Ort. Für den älteren Johannes Brahms dagegen einer der Lebensfreude.
Das und noch vieles mehr lässt sich der Brahmsiana-Sammlung entnehmen, die in den kommenden Monaten im Thüringer Landesmusikarchiv in Weimar für die Forschung digitalisiert und wissenschaftlich aufgearbeitet werden soll.