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Musikwissenschaftlerin Siegert
"Beethoven hat Rossini auch wahrgenommen"

Beethoven und Rossini als Konkurrenten - dieses Narrativ existiert erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Grund sei das Erstarken des Nationalismus, erklärte die Leiterin des Beethoven-Archivs Christine Siegert im Dlf. Zu ihrer Zeit hätten die beiden Komponisten "sehr gut koexistiert".

Christine Siegert im Gespräch mit Susann El Kassar |
    Porträts von Beethoven (links) und Rossini (rechts)
    Zeitgenossen im 19. Jahrhundert: Beethoven und Rossini (picture alliance / imageBROKER/)
    Beim Symposium "Beethoven und Rossini in ihrer Epoche" in Köln und Bonn wurden Analysen vorgestellt, die verdeutlichen, dass über beide Komponisten in unterschiedlicher Intensität berichtet worden sei, so Siegert. Beide seien als große Meister dargestellt worden und ihre Kompositionen seien gelobt worden. So sei kurz nach Beethovens Tod in der Musikgeschichtsschreibung noch von der Epoche Beethovens und Rossinis geschrieben worden.
    Nicht gesichert ist, ob Beethoven und Rossini sich zeitlebens persönlich begegnet sind. Doch hätten sich beide wahrgenommen, so Siegert. Beethoven habe Rossini vor allem als Vertreter der italienischen Oper betrachtet.
    Prof. Dr. Christine Siegert vom Beethoven-Haus Bonn. Dort leitet sie das Archiv und den Verlag.
    Christine Siegert leitet im Beethoven-Haus Bonn das Archiv und den Verlag (Deutschlandradio/Jochen Hubmacher)
    Der italienische Komponist Gioacchino Rossini wurde vor allem durch seine unterhaltsamen Opern bekannt, schrieb aber später auch zahlreiche kleine Klavierstückchen. Beethoven hat mit seinen Klaviersonaten und seinen Sinfonien die klassische Musik weiterentwickelt, aber mit "Fidelio" nur eine einzige Oper geschrieben, und die war kein Kassenschlager wie die Opern von Gioacchino Rossini.