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Muslime als Touristen
Islam-Messe in Japan

Die japanische Gesellschaft will unter sich bleiben. Nur 27 Asylsuchende soll es derzeit in dem Land geben. Für Muslime will sich Japan jetzt allerdings öffnen – zumindest im Tourismus.

Von Jürgen Hanefeld |
    Aussteller präsentieren japanische Produkte speziell für muslimische Kundschaft.
    Aussteller präsentieren japanische Produkte speziell für muslimische Kundschaft. (imago stock&people)
    Ungewohnte Klänge begleiten die Modenschau der Muslime in Tokio. Es klingt indonesisch und sieht auch so aus. "The First Modest Fashion Show" zeigt Designer-Mode aus islamischen Ländern: schick und schicklich zugleich, "modest" eben.
    "Wir möchten den Japanern gern etwas über die islamische Kultur vermitteln, damit sie ihnen vertraut wird", sagt Shinya Yokoyama, einer der Veranstalter dieser Messe. Auf dem Laufsteg zeigt eine Malaiin dem japanischen Publikum, wie man einen Hijab, ein muslimisches Kopftuch, modisch drapiert.
    Shinya Yokoyama: "Die Japaner wissen fast nichts über Muslime, weil die Medien fast nichts darüber berichten. Dabei gibt es großes Interesse. Als zwei japanische Journalisten vor zwei Jahren vom IS in Syrien ermordet wurden, strömten die Leute hier in Tokio in die Moschee, um herauszufinden, was das für eine Religion ist. So sind die Japaner! Sehr neugierig!"
    Muslime als zahlungskräftige Touristen
    Diese Neugier wollen die Veranstalter natürlich auch wirtschaftlich nutzen. Auf einem begleitenden Seminar ist zu erfahren, dass Muslime als Touristen pro Jahr 150 Milliarden Dollar ausgeben, im Jahr 2020 sollen es 200 Milliarden sein. Damit Japan eine Scheibe davon abbekommt, muss es sich öffnen. Muss etwas über Sitten und Gebräuche der Muslime lernen: was das Gebet für sie bedeutet, oder was "halal" heißt:
    "Wir produzieren Kobe-Rindfleisch, aber wir schlachten die Tiere nach islamischer Vorschrift, also halal", sagt Lee Jong Ho, ein Koreaner unter den 80 Ausstellern auf dieser Messe. Er selbst sei kein Muslim, aber in seinem Schlachthof arbeiten welche, die fachgerecht schächten können. Lohnt sich das?
    "Wir erwarten zu den Olympischen Spielen viele Gäste aus islamischen Ländern. Und wir möchten unser berühmtes Kobe-Fleisch auch in islamische Länder exportieren. Das wird ein gutes Geschäft", erklärt Lee.
    Uigurin verkauft Algen
    Es ist ein wahrlich bunter und internationaler Event mit exotischen Spitzen. Eine rundliche Dame in ihrer Landestracht erklärt: "Ich bin Uigurin, wir sind Muslime aus China und verkaufen Gesundheitsprodukte. Cremes aus Algen, die sich seit 300 Millionen Jahren in unserer Wüste abgelagert haben, als dort noch das Meer war."
    Vier fröhliche Frauen mit farbenfrohen Kopftüchern entpuppen sich als Austauschstudentinnen aus Indonesien. Elektro-Ingenieurin will die eine werden, Maschinenbau studiert die andere. Alle fühlen sich wohl in Japan. Zwei wollen auf jeden Fall in ihre Heimat zurückkehren, die anderen beiden am liebsten nicht. Sie bewundern die Technologie in Japan und die Sicherheit, in der man hier lebt.
    Misstrauen abbauen
    Trotzdem werden sie hier nicht arbeiten dürfen. Japan ist sehr strikt gegenüber Immigranten. Ausnahmen gibt es nur für Krankenschwestern und Altenpfleger, wenn sie aus Indonesien, den Philippinen oder neuerdings aus Vietnam kommen. Sie müssen Prüfungen in Japanisch und in ihrem Fachgebiet ablegen. Insgesamt sind das zurzeit 1535 Personen, ein Witz gemessen am Bedarf. Japan gilt als fremdenfeindlich. Mit gerade mal 27 Asylanten stellt das Land weltweit einen Rekord auf. Die Gesetze wird diese Messe nicht ändern können. Aber sie könnte ein Anfang sein, das gegenseitige Misstrauen abzubauen.
    "Der Austausch ist gut für beide Seiten", sagt eine der Studentinnen aus Indonesien: "Wir Muslime finden in Japan das Essen und die Kleidung, die wir wollen, und die Japaner öffnen sich uns gegenüber. Sie sind ja sehr nett und freundlich, wenn sie uns erst mal kennen gelernt haben. Und das geschieht jetzt mehr und mehr."