Das Wetter passte zum Anlass: Die Sonne brachte die goldene Kuppel der neuen Hauptmoschee in Moskau zum Glänzen. Vor zahlreichen Gästen dankte Rawil Gainutdin, Vorsitzender des russischen Muftirates, dem Staatspräsidenten für dessen Unterstützung.
"Vor mehr als 10 Jahren hat unser nationaler Führer Wladimir Putin Russland ein auch muslimisches Land genannt, als erster Führer in der Geschichte unseres Staates. Das haben weder die Zaren noch die Generalsekretäre der KPdSU gemacht."
Die im Muftirat organisierten Muslime stehen fest zu Putin und zu Russland. Das kommt auch im neuen Gebäude zum Ausdruck. Ein Minarett ist dem eckigen Spasski-Turm des Moskauer Kreml nachempfunden. Im Inneren der Moschee dominiert Marmor. Mehr als zehntausend Gläubige sollen in dem Prachtbau Platz haben.
Rund 15 Prozent der russischen Bevölkerung sind, Schätzungen zufolge, Muslime. In Moskau leben rund 2 Millionen, auch das ist geschätzt, darunter sind sehr viele Gastarbeiter aus Zentralasien. Sonja und Umida sind vor vielen Jahren aus Usbekistan und Turkmenistan nach Moskau gezogen. Sie haben die neue Moschee schon vor der Eröffnung besucht, als rund herum noch Pflaster verlegt wurde.
"Die Moschee ist schon von außen schön, aber innen ist sie noch schöner."
"Wenn du hineingehst, erfasst dich eine herrliche Leichtigkeit. Alle Probleme verschwinden."
Präsident Putin hebt oft die Bedeutung des Islam für Russland hervor. Russland sei ein multinationales und multireligiöses Land, und Europa könne, was das Zusammenleben angehe, von Russland lernen. Bei einer Rede hat er sogar Experten zitiert, die meinten, die russische Orthodoxie sei dichter am Islam als am Katholizismus. Auch bei der Moschee-Eröffnung hob Putin hervor:
"Der traditionelle Islam ist heute ein unabdingbarer Teil des geistigen Lebens in unserem Land. Seine humanistischen Werte lehren die Menschen – wie auch die Werte anderer traditioneller Religionen – Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Wir alle schätzen das sehr.
Es ist wichtig, dass die muslimische Jugend zu traditionellen muslimischen Werten erzogen wird. Und dass Versuche unterbunden werden, uns fremde Weltsichten aufzuzwingen, die nichts mit dem echten Islam zu tun haben."
Geheimdienstangaben zufolge, hat die Terrormiliz Islamischer Staat in Russland bereits mehrere tausend IS-Kämpfer angeworben. Gerade im Nordkaukasus hat der gewaltbereite Islamismus Zulauf. Die meisten Muslime in Russland pflegen aber einen gemäßigten Islam oder sind überhaupt nicht religiös. Auch deshalb ist das Verhältnis zu ihnen landesweit recht gut. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung begrüßt den Bau von Moscheen in Russland. Im Schmelztiegel Moskau allerdings sind nur vier Prozent dafür. Die Muslime wollen in Moskau weitere Moscheen bauen. Das wird nicht ohne Diskussionen gehen.