Standing Ovations notierte die BBC, als die Models von Anniesa Hasibuan über den Laufsteg stolzierten – in Gewändern wie frisch aus dem Märchenland, opulent gemustert, üppig fließend, Perlen bestickt, seidig schimmernd, lang und rüschig, mit Schärpen, riesigen Halsketten und Glitzerbrillen – aber das war nicht die Sensation, sondern:
Zum ersten Mal trugen alle Models einen Hijab, das ausladende Kopf- und Halstuch. Anniesa Hasibuan ist eine der ersten Indonesierinnen bei der New York Fashion Week. Die 30-Jährige Designerin aus Jakarta hat sich an der Mode ihres Heimatlandes orientiert, sagt sie, viele Muster, viel Fantasie, und eben muslimisch, also bedeckt von Kopf bis Fuß. Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt, fast 90 Prozent, also knapp der 200 Millionen Einwohner. Und viele davon modeinteressiert.
"Diese Entwürfe kann man nirgendwo sonst sehen, freuen sich die Fashionbloggerinnen in New York, das ist großartig für die muslimische Kultur."
Kampf gegen Stereotypen
Diese Show trage zu einer Normalisierung des Hijabs bei, sie kämpfe gegen Stereotypen und Missverständnisse, freuen sich Kommentatoren, gerade in den USA, wo Donald Trump gegen Muslime hetzt.
"Diese Entwürfe sind so vielseitig, elegant, bescheiden, selbstbewusst. Das kann man auch als Nicht-Muslima tragen" sagt Modelagentin Nailah Lymus, Islam und Glamour schließen sich nicht aus, das sehe man bei Anniesa Hasibuan.
Während die so gelobte Designerin mit ihren Entwürfen von New York nach Abu Dhabi weiter gereist ist, sitzen ihre Assistentinnen im Atelier in Jakarta. Schwere Vorhänge, ausladende Sofas, goldbedruckte Tapeten, Schränke voller Märchenkleider, elegante Hijabs auf Modell-Köpfen, dazwischen Hanna und Fidiri, die noch ganz überwältigt sind vom Erfolg der Mode-Linie. Hanna und Fidiri tragen ebenfalls Hijab.
"Er ist bequem und gehört zu unserer Identität als Muslima. Er ist also nicht unbedingt Glaubens-Statement oder Symbol des Ich-bedecke-mich."
Auffällige Kleidung
Es wäre auch irgendwie widersinnig: Anniesa Hasibuans Kreationen sind mit "aufgedonnert" ganz gut beschrieben, das Gegenteil von unauffällig und bescheiden. Für Kundinnen in der Türkei, Saudi-Arabien und eben Indonesien entwirft sie nicht nur die Alltags-Mode, die sie in New York präsentierte, sondern auch wirklich festliche Roben. Also wirklich festlich: Ein Straß- und perlenbesetztes Hochzeitskleid, das im Dunkeln leuchtet. Ballkleider mit Kronen, die der bösen Stiefmutter von Schneewittchen – in schwarz – oder der Schneekönigin – in weiß – alle Ehre machten.
"Hier in Indonesien gibt es einige Designer, die muslimische anständige Mode entwerfen, Anniesa Hasibuan repräsentiert diese Bewegung jetzt in der Welt."
Und während in Europa Burkini- und Burka-Verbote diskutiert werden, erobert anderswo eben muslimische Mode die Laufstege. Eine japanische Kette arbeitet mit einem muslimischen Designer zusammen, Dolce und Gabbana gestalten Hijabs - der muslimische Mode-Markt wächst. Und auch wenn islamische Geistliche das kritisieren – die Körperformen seien zu sehr betont und geschmückt – die Modemacher wollen alle mitmischen.