"Guten Abend, hier ist Kanal X. Sie haben uns wieder gefunden. Unser Motto ist heute von Karl Kraus. Der sagt: Der Mensch darf nie so tief sinken, aus dem Kakao, durch den sie ihn ziehen, auch noch zu trinken."
Der Leipziger Piratenfernsehsender hat am 17. März 1990 zum ersten Mal sein Programm ausgestrahlt - einen Tag vor der ersten freien Volkskammerwahl der DDR. Die Idee dazu entstand schon am Tag des Mauerfalls, bei einer Ausstellung von westdeutschen Künstlern in Leipzig. Für die Bürgerinitiativen und Oppositionsgruppen sollte dadurch eine Plattform entstehen.
Bei ihrer Arbeit mussten die Macher mit einigen Widrigkeiten kämpfen. Weil zum Beispiel die Antenne nur in eine Richtung sendete, konnte Kanal X nicht in ganz Leipzig gesehen werden. Wer den Sender dennoch empfangen konnte, bekam in unregelmäßigen Abständen unter anderem Videokunst, übersetzte Nachrichten von ausländischen Sendern, lokale Politik- und Kulturbeiträge, Diskussionsrunden und Straßenumfragen zu sehen, erzählt der damalige Vorstand Norbert Meissner.
"Das ging eben halt um die Themen, die damals die Leute hier bewegt haben lokal. Aber das war glaube ich in der ganzen DDR, in der ehemaligen DDR so: Wie geht's weiter, was passiert, können Sie sich vorstellen, wie sich das so weiterentwickelt, die Umbenennung von Straßen und Plätzen, wie die Stadtentwicklung laufen soll, was man tun muss dafür. Das sind Sachen, die haben auch heute noch einen langen Atem und sind immer noch nicht vollendet nach 20 Jahren. Aber es hat sich eine Menge getan im Stadtgebiet. Jetzt stelle man sich mal vor, man hätte die Aktionen damals nicht gemacht."
Für den Leipziger Medienwissenschaftler Rüdiger Steinmetz ist Kanal X ein besonderes Phänomen der Periode zwischen friedlicher Revolution und Wiedervereinigung. Der Sender sei zum einen ein Beweis dafür, dass es einen riesigen Bedarf gegeben habe, andere Informationen zu empfangen als die der staatlichen Medien. Die Bedeutung des Senders liegt für Steinmetz aber vor allem darin, dass im bestehenden System etwas vollkommen Neues ausprobiert wurde.
"Es kommt zum Ausdruck, dass diese Übergangsphase eine so derartig kreative, aber auch zugleich chaotische oder kreative, weil chaotische Phase war. So wie es 1945/1946 der Fall war nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde alles neu aufgebaut, es musste neu aufgebaut werden. Und in dieser Phase haben Menschen, die kreativ einfach mal was ausprobieren, ganz gute Karten. Und das ist singulär, so etwas ist einmalig."
Die Macher des Leipziger Piratensenders bewegten sich dabei in einer juristischen Grauzone. Der von der Volkskammer im Februar 1990 neu verabschiedete Medienbeschluss gab gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit, sich in den Medien darzustellen. Kanal X hat aber gegen die Bestimmungen der DDR-Post verstoßen. Die versuchte daher auch mehrfach, den Sender zu schließen.
"Man kann nicht ohne Weiteres einen Sender in Betrieb nehmen, ohne irgendwelche Dinge abzustimmen. Und so wie Ihr Betrieb läuft, ist er nicht akzeptabel, entspricht nicht den Sendevorschriften."
Die Bemühungen der DDR-Post waren allerdings vergeblich. Norbert Meissner und die anderen Macher von Kanal X haben sich davon nicht sonderlich beeindrucken lassen.
"Sie hatten keine Handhabe, dagegen vorzugehen, so richtig. Das war deren Problem. Deswegen gab es da auch nie große juristische Verfahren, obwohl wir da am Anfang sehr vorsichtig waren, vielleicht sogar ein bisschen zu vorsichtig. Aber im Prinzip war es so, dass sie keine Chance hatten, dagegen juristisch was zu unternehmen."
Als 1991 dann die Bundespost verstärkt Druck ausübte und der Versuch der Legalisierung scheiterte, da habe der Piratensender den Betrieb schließlich eingestellt, so Meissner. Kanal X war zwar nur ein gutes Dutzend Mal auf Sendung. Im Westen Deutschlands hatte er damit trotzdem ein großes Medienecho ausgelöst: Süddeutsche Zeitung, taz, ARD, ZDF und viele andere berichteten darüber. Und Kanal X hatte selbst auch für die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehbeiträge produziert.
Der Leipziger Piratenfernsehsender hat am 17. März 1990 zum ersten Mal sein Programm ausgestrahlt - einen Tag vor der ersten freien Volkskammerwahl der DDR. Die Idee dazu entstand schon am Tag des Mauerfalls, bei einer Ausstellung von westdeutschen Künstlern in Leipzig. Für die Bürgerinitiativen und Oppositionsgruppen sollte dadurch eine Plattform entstehen.
Bei ihrer Arbeit mussten die Macher mit einigen Widrigkeiten kämpfen. Weil zum Beispiel die Antenne nur in eine Richtung sendete, konnte Kanal X nicht in ganz Leipzig gesehen werden. Wer den Sender dennoch empfangen konnte, bekam in unregelmäßigen Abständen unter anderem Videokunst, übersetzte Nachrichten von ausländischen Sendern, lokale Politik- und Kulturbeiträge, Diskussionsrunden und Straßenumfragen zu sehen, erzählt der damalige Vorstand Norbert Meissner.
"Das ging eben halt um die Themen, die damals die Leute hier bewegt haben lokal. Aber das war glaube ich in der ganzen DDR, in der ehemaligen DDR so: Wie geht's weiter, was passiert, können Sie sich vorstellen, wie sich das so weiterentwickelt, die Umbenennung von Straßen und Plätzen, wie die Stadtentwicklung laufen soll, was man tun muss dafür. Das sind Sachen, die haben auch heute noch einen langen Atem und sind immer noch nicht vollendet nach 20 Jahren. Aber es hat sich eine Menge getan im Stadtgebiet. Jetzt stelle man sich mal vor, man hätte die Aktionen damals nicht gemacht."
Für den Leipziger Medienwissenschaftler Rüdiger Steinmetz ist Kanal X ein besonderes Phänomen der Periode zwischen friedlicher Revolution und Wiedervereinigung. Der Sender sei zum einen ein Beweis dafür, dass es einen riesigen Bedarf gegeben habe, andere Informationen zu empfangen als die der staatlichen Medien. Die Bedeutung des Senders liegt für Steinmetz aber vor allem darin, dass im bestehenden System etwas vollkommen Neues ausprobiert wurde.
"Es kommt zum Ausdruck, dass diese Übergangsphase eine so derartig kreative, aber auch zugleich chaotische oder kreative, weil chaotische Phase war. So wie es 1945/1946 der Fall war nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde alles neu aufgebaut, es musste neu aufgebaut werden. Und in dieser Phase haben Menschen, die kreativ einfach mal was ausprobieren, ganz gute Karten. Und das ist singulär, so etwas ist einmalig."
Die Macher des Leipziger Piratensenders bewegten sich dabei in einer juristischen Grauzone. Der von der Volkskammer im Februar 1990 neu verabschiedete Medienbeschluss gab gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit, sich in den Medien darzustellen. Kanal X hat aber gegen die Bestimmungen der DDR-Post verstoßen. Die versuchte daher auch mehrfach, den Sender zu schließen.
"Man kann nicht ohne Weiteres einen Sender in Betrieb nehmen, ohne irgendwelche Dinge abzustimmen. Und so wie Ihr Betrieb läuft, ist er nicht akzeptabel, entspricht nicht den Sendevorschriften."
Die Bemühungen der DDR-Post waren allerdings vergeblich. Norbert Meissner und die anderen Macher von Kanal X haben sich davon nicht sonderlich beeindrucken lassen.
"Sie hatten keine Handhabe, dagegen vorzugehen, so richtig. Das war deren Problem. Deswegen gab es da auch nie große juristische Verfahren, obwohl wir da am Anfang sehr vorsichtig waren, vielleicht sogar ein bisschen zu vorsichtig. Aber im Prinzip war es so, dass sie keine Chance hatten, dagegen juristisch was zu unternehmen."
Als 1991 dann die Bundespost verstärkt Druck ausübte und der Versuch der Legalisierung scheiterte, da habe der Piratensender den Betrieb schließlich eingestellt, so Meissner. Kanal X war zwar nur ein gutes Dutzend Mal auf Sendung. Im Westen Deutschlands hatte er damit trotzdem ein großes Medienecho ausgelöst: Süddeutsche Zeitung, taz, ARD, ZDF und viele andere berichteten darüber. Und Kanal X hatte selbst auch für die Öffentlich-Rechtlichen Fernsehbeiträge produziert.