"Auf einem Planwagen, vor den zwei junge Burschen gespannt sind, rollen zwei bäuerliche Frauen über die kahle Drehbühne. Nie wieder werden wir einem von Menschen gezogenen Planwagen auf den Straßen begegnen, ohne an dieses Bild und an dieses Lied zu denken."
Schrieb Max Schroeder in seiner Kritik im Neuen Deutschland über die Inszenierung, die Bertolt Brecht zusammen mit Erich Engel am 11. Januar 1949 am Deutschen Theater herausbrachte. Der Kritiker hatte während der begeistert aufgenommenen Aufführung ebenso wie seine Kollegen begriffen, dass er einen epochemachenden Abend erlebt hatte. Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" sollte zu einem großen Gründungsereignis des deutschen Nachkriegstheaters werden.
Der Dramatiker hatte eine erste Fassung des Stücks bereits zehn Jahre zuvor als Reaktion auf den gerade sich abzeichnenden Krieg im Exil niedergeschrieben und dabei sowohl auf eine schwedische Ballade als auch auf den Grimmelshausen-Roman aus dem Simplicianischen Zyklus um die Marketenderin und Courtisane Courasche zurückgegriffen. Brecht war es gelungen, diese Figur aus dem 30-jährigen Krieg zu einer zeitlosen Chiffre, zu einem Archetyp zu verdichten: Der armen, den umherwandernden Truppen auf ihrem Planwagen folgenden und von Gelegenheitsdeals lebenden Frau, die im großen Geschäft des Krieges ihren kleinen Schnitt zu machen versucht und dabei doch nur ihre drei Kinder verliert.
"Der Feldwebel:
"Vorher hast Du eingestanden, du lebst vom Krieg, denn wie willst Du sonst leben, von was? Aber wie soll Krieg sein, wenn es keine Soldaten gibt?"
Mutter Courage:
"Das müssen nicht meine sein."
Der Feldwebel:
"So, den Butzen soll dein Krieg fressen, und die Birn soll er ausspucken! Deine Brut soll dir fett werden vom Krieg, aber ihm gezinst wird nicht. Er kann schauen, wie er zu seiner Sach kommt, wie?""
Die Uraufführung hatten mutige Exilschauspieler in Zürich im April 1941 um die berühmte Therese Giese bestritten, die der Protagonistin einen sehr mütterlichen Zug verliehen hatte. Brecht wollte nun mit Helene Weigel eine herbere, nüchterne Courage. Ihren "unerbittlich desillusionierenden Humor" lobte Paul Rilla denn auch in der Berliner Zeitung. Die Courage wurde zur Probe aufs Exempel eines Lehrtheaters, mit dem Brecht ein neues Theaterethos begründete:
"Wir wollen auf der Bühne das wirkliche Leben beschreiben und zwar so, dass der es sieht, fähiger wird, dieses Leben zu meistern."
Die Mutter Courage, Brechts erste Arbeit im Berlin der Nachkriegsjahre, kam am Deutschen Theater heraus. Der große Erfolg ermutigte den Dramatiker zusätzlich, sich um ein eigenes Haus in der zerbombten Hauptstadt zu bemühen. Bald nach der Premiere schrieb Brecht nach Amerika an den großen Regisseur Erwin Piscator.
"Ich bin jetzt drei Monate in Berlin, habe die 'Courage' inszeniert und das Ergebnis meines Mich-Umschauens ist folgendes: Es ist sehr nötig und ganz möglich, das Theater hier wieder in Schwung zu bringen. Wir wollen also im Herbst im Schiffbauerdammtheater ein Ensemble zusammenstellen."
Bis Bertolt Brecht und Helene Weigel diesen Plan realisieren konnten, sollten allerdings noch einige, auch von kulturpolitischen Debatten der jungen DDR begleitete, Jahre vergehen. Erst im März 1954, zwei Jahre vor Brechts Tod, zog das Ensemble tatsächlich in das Theater am Schiffbauerdamm ein. Bis dahin war das, was u.a. mit der Modellaufführung der Mutter Courage begonnen hatte, längst Methode geworden. Brechts und Engels Inszenierungen wurden zu Mustern, zu Beispielen, die sorgfältig dokumentiert und fotografiert, anderen Regisseuren weltweit als Leitfaden dienen sollten. An die 300 Modellbücher wurden so verschickt. Ein seltener Fall in der Geschichte des abendländischen Theaters: Das Berliner Ensemble wurde unter der Leitung von Bertolt Brecht und Helene Weigel zur Marke mit unverwechselbarer ästhetischer und politischer Signalwirkung. Und ihr Gründungsakt, die "Courage", wurde in der Inszenierung des Autors bis zum Jahr 1961 405 mal aufgeführt.
Schrieb Max Schroeder in seiner Kritik im Neuen Deutschland über die Inszenierung, die Bertolt Brecht zusammen mit Erich Engel am 11. Januar 1949 am Deutschen Theater herausbrachte. Der Kritiker hatte während der begeistert aufgenommenen Aufführung ebenso wie seine Kollegen begriffen, dass er einen epochemachenden Abend erlebt hatte. Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" sollte zu einem großen Gründungsereignis des deutschen Nachkriegstheaters werden.
Der Dramatiker hatte eine erste Fassung des Stücks bereits zehn Jahre zuvor als Reaktion auf den gerade sich abzeichnenden Krieg im Exil niedergeschrieben und dabei sowohl auf eine schwedische Ballade als auch auf den Grimmelshausen-Roman aus dem Simplicianischen Zyklus um die Marketenderin und Courtisane Courasche zurückgegriffen. Brecht war es gelungen, diese Figur aus dem 30-jährigen Krieg zu einer zeitlosen Chiffre, zu einem Archetyp zu verdichten: Der armen, den umherwandernden Truppen auf ihrem Planwagen folgenden und von Gelegenheitsdeals lebenden Frau, die im großen Geschäft des Krieges ihren kleinen Schnitt zu machen versucht und dabei doch nur ihre drei Kinder verliert.
"Der Feldwebel:
"Vorher hast Du eingestanden, du lebst vom Krieg, denn wie willst Du sonst leben, von was? Aber wie soll Krieg sein, wenn es keine Soldaten gibt?"
Mutter Courage:
"Das müssen nicht meine sein."
Der Feldwebel:
"So, den Butzen soll dein Krieg fressen, und die Birn soll er ausspucken! Deine Brut soll dir fett werden vom Krieg, aber ihm gezinst wird nicht. Er kann schauen, wie er zu seiner Sach kommt, wie?""
Die Uraufführung hatten mutige Exilschauspieler in Zürich im April 1941 um die berühmte Therese Giese bestritten, die der Protagonistin einen sehr mütterlichen Zug verliehen hatte. Brecht wollte nun mit Helene Weigel eine herbere, nüchterne Courage. Ihren "unerbittlich desillusionierenden Humor" lobte Paul Rilla denn auch in der Berliner Zeitung. Die Courage wurde zur Probe aufs Exempel eines Lehrtheaters, mit dem Brecht ein neues Theaterethos begründete:
"Wir wollen auf der Bühne das wirkliche Leben beschreiben und zwar so, dass der es sieht, fähiger wird, dieses Leben zu meistern."
Die Mutter Courage, Brechts erste Arbeit im Berlin der Nachkriegsjahre, kam am Deutschen Theater heraus. Der große Erfolg ermutigte den Dramatiker zusätzlich, sich um ein eigenes Haus in der zerbombten Hauptstadt zu bemühen. Bald nach der Premiere schrieb Brecht nach Amerika an den großen Regisseur Erwin Piscator.
"Ich bin jetzt drei Monate in Berlin, habe die 'Courage' inszeniert und das Ergebnis meines Mich-Umschauens ist folgendes: Es ist sehr nötig und ganz möglich, das Theater hier wieder in Schwung zu bringen. Wir wollen also im Herbst im Schiffbauerdammtheater ein Ensemble zusammenstellen."
Bis Bertolt Brecht und Helene Weigel diesen Plan realisieren konnten, sollten allerdings noch einige, auch von kulturpolitischen Debatten der jungen DDR begleitete, Jahre vergehen. Erst im März 1954, zwei Jahre vor Brechts Tod, zog das Ensemble tatsächlich in das Theater am Schiffbauerdamm ein. Bis dahin war das, was u.a. mit der Modellaufführung der Mutter Courage begonnen hatte, längst Methode geworden. Brechts und Engels Inszenierungen wurden zu Mustern, zu Beispielen, die sorgfältig dokumentiert und fotografiert, anderen Regisseuren weltweit als Leitfaden dienen sollten. An die 300 Modellbücher wurden so verschickt. Ein seltener Fall in der Geschichte des abendländischen Theaters: Das Berliner Ensemble wurde unter der Leitung von Bertolt Brecht und Helene Weigel zur Marke mit unverwechselbarer ästhetischer und politischer Signalwirkung. Und ihr Gründungsakt, die "Courage", wurde in der Inszenierung des Autors bis zum Jahr 1961 405 mal aufgeführt.