"Wir fühlten uns sehr geehrt, dass wir ihr Leben und ihre Arbeit in der Organisation Zegota kennenlernen durften. Die Rettung tausender jüdischer Kinder aus dem Warschauer Ghetto bedeutet größte Aufopferung."
Als Irena Sendler aus diesem Brief einer polnischen Schulklasse vorlas, war sie bereits eine Greisin. Dass sie knapp 60 Jahre zuvor 2500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto gerettet hatte, darüber hatte die Polin jahrzehntelang geschwiegen.
Geboren wurde Irena Sendler am 15. Februar 1910 in Warschau, im polnischen Kurort Otwock wuchs sie auf. Dort behandelte ihr Vater, ein katholischer Arzt, häufig unentgeltlich die Ärmsten der Armen - viele davon waren Juden. Er war zeitlebens Sendlers großes Vorbild. Von ihm hatte sie gelernt:
"dass man die Menschen in gut und böse einteilt und nicht in Nationalität, Rasse und Religion."
Für diese Haltung sollte Irena Sendler später ihr Leben riskieren. Nach Kriegsausbruch arbeitete die studierte Pädagogin bei einem Wohltätigkeitsverband in Warschau, der Suppenküchen unterhielt und Sozialhilfe organisierte. Als die Nazis 1940 das Warschauer Ghetto abriegelten, verschaffte sie sich als Krankenschwester Zugang, um weiter helfen zu können. "Es war die Hölle auf Erden", schreibt sie in ihren Erinnerungen:
"Die Straßen im Ghetto waren voll von bettelnden Kindern. Wir sahen sie beim Betreten des Ghettos und wenn wir es nach einigen Stunden verließen, waren es häufig nur noch kleine, mit Zeitungen bedeckte Leichen."
Als 1942 die Deportationen der Juden begannen, beschloss die Sendlerowa, wie sie in Polen genannt wurde, möglichst viele der Kinder zu retten. Im illegalen Judenhilferat Zegota organisierte sie mit einem Netzwerk von Helfern die Flucht:
"Sie war für mich der wichtigste Mensch auf der Welt, und sie war auch für andere wichtig, denn sie half, Kinder und Erwachsene zu retten."
Elzbieta Ficowska wurde im Alter von sechs Monaten in einer Holzkiste aus dem Ghetto geschmuggelt. Der einzige Hinweis auf ihre Identität war ein kleiner Silberlöffel mit ihrem Namen und ihrem Geburtsdatum. Auch Piotr Zettinger war unter den Geretteten. Vier Jahre war er damals alt.
"Da war ein deutscher Soldat, der patroulliert hat und jemand sagte zu mir: wenn dieser Soldat an dem Tor vorbeigegangen ist, müsst ihr ganz schnell rennen."
Über die Abwasserkanäle gelangte er auf die sogenannte arische Seite. Andere Kinder schmuggelten die Mitarbeiter der Zegota in Krankenwagen, in Säcken oder Koffern versteckt aus dem Ghetto. Die Kleinsten wurden mit Schlafmitteln betäubt. Anschließend mussten falsche Geburtsurkunden besorgt und sichere Aufenthaltsorte in Pflegefamilien und Waisenhäusern gefunden werden.
Doch 1943 wurde Irena Sendler denunziert. Sie kam in Gestapo-Haft und wurde zum Tode verurteilt. Durch Bestechung eines SS-Mannes gelang ihr in letzter Minute die Flucht. Die Namen ihrer Schützlinge hatte sie trotz schwerer Folter nicht preisgegeben. Sie hatte sie auf Zigarettenpapier geschrieben und in Glasbehältern in einem Warschauer Garten vergraben. Dank "Sendlers Liste" bekamen nach dem Krieg viele Kinder ihre wahre Identität zurück.
"Sie war eine ungewöhnliche Frau, eine Heldin, die das, was sie gemacht hat, für selbstverständlich hielt. Sie sagte: Einem Ertrinkenden reicht man die Hand."
Bis zu ihrem Tod blieb Irena Sendler eine Heldin wider Willen. Jahrzehntelang erzählte sie nicht einmal ihrer Familie von ihren Taten. Von der Gedenkstätte Jad Vaschem wurde sie 1965 mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Doch erst als 1999 amerikanische Schülerinnen aus Kansas über ein Geschichtsprojekt auf ihren Namen stießen und ein Theaterstück inszenierten, wurde die Presse auf sie aufmerksam. In Polen wurde sie 2003 mit dem "Weißen Adler für Tapferkeit und großen Mut" ausgezeichnet. Fünf Jahre später starb Irena Sendler mit 98 Jahren in einem Warschauer Pflegeheim.
Als Irena Sendler aus diesem Brief einer polnischen Schulklasse vorlas, war sie bereits eine Greisin. Dass sie knapp 60 Jahre zuvor 2500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto gerettet hatte, darüber hatte die Polin jahrzehntelang geschwiegen.
Geboren wurde Irena Sendler am 15. Februar 1910 in Warschau, im polnischen Kurort Otwock wuchs sie auf. Dort behandelte ihr Vater, ein katholischer Arzt, häufig unentgeltlich die Ärmsten der Armen - viele davon waren Juden. Er war zeitlebens Sendlers großes Vorbild. Von ihm hatte sie gelernt:
"dass man die Menschen in gut und böse einteilt und nicht in Nationalität, Rasse und Religion."
Für diese Haltung sollte Irena Sendler später ihr Leben riskieren. Nach Kriegsausbruch arbeitete die studierte Pädagogin bei einem Wohltätigkeitsverband in Warschau, der Suppenküchen unterhielt und Sozialhilfe organisierte. Als die Nazis 1940 das Warschauer Ghetto abriegelten, verschaffte sie sich als Krankenschwester Zugang, um weiter helfen zu können. "Es war die Hölle auf Erden", schreibt sie in ihren Erinnerungen:
"Die Straßen im Ghetto waren voll von bettelnden Kindern. Wir sahen sie beim Betreten des Ghettos und wenn wir es nach einigen Stunden verließen, waren es häufig nur noch kleine, mit Zeitungen bedeckte Leichen."
Als 1942 die Deportationen der Juden begannen, beschloss die Sendlerowa, wie sie in Polen genannt wurde, möglichst viele der Kinder zu retten. Im illegalen Judenhilferat Zegota organisierte sie mit einem Netzwerk von Helfern die Flucht:
"Sie war für mich der wichtigste Mensch auf der Welt, und sie war auch für andere wichtig, denn sie half, Kinder und Erwachsene zu retten."
Elzbieta Ficowska wurde im Alter von sechs Monaten in einer Holzkiste aus dem Ghetto geschmuggelt. Der einzige Hinweis auf ihre Identität war ein kleiner Silberlöffel mit ihrem Namen und ihrem Geburtsdatum. Auch Piotr Zettinger war unter den Geretteten. Vier Jahre war er damals alt.
"Da war ein deutscher Soldat, der patroulliert hat und jemand sagte zu mir: wenn dieser Soldat an dem Tor vorbeigegangen ist, müsst ihr ganz schnell rennen."
Über die Abwasserkanäle gelangte er auf die sogenannte arische Seite. Andere Kinder schmuggelten die Mitarbeiter der Zegota in Krankenwagen, in Säcken oder Koffern versteckt aus dem Ghetto. Die Kleinsten wurden mit Schlafmitteln betäubt. Anschließend mussten falsche Geburtsurkunden besorgt und sichere Aufenthaltsorte in Pflegefamilien und Waisenhäusern gefunden werden.
Doch 1943 wurde Irena Sendler denunziert. Sie kam in Gestapo-Haft und wurde zum Tode verurteilt. Durch Bestechung eines SS-Mannes gelang ihr in letzter Minute die Flucht. Die Namen ihrer Schützlinge hatte sie trotz schwerer Folter nicht preisgegeben. Sie hatte sie auf Zigarettenpapier geschrieben und in Glasbehältern in einem Warschauer Garten vergraben. Dank "Sendlers Liste" bekamen nach dem Krieg viele Kinder ihre wahre Identität zurück.
"Sie war eine ungewöhnliche Frau, eine Heldin, die das, was sie gemacht hat, für selbstverständlich hielt. Sie sagte: Einem Ertrinkenden reicht man die Hand."
Bis zu ihrem Tod blieb Irena Sendler eine Heldin wider Willen. Jahrzehntelang erzählte sie nicht einmal ihrer Familie von ihren Taten. Von der Gedenkstätte Jad Vaschem wurde sie 1965 mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Doch erst als 1999 amerikanische Schülerinnen aus Kansas über ein Geschichtsprojekt auf ihren Namen stießen und ein Theaterstück inszenierten, wurde die Presse auf sie aufmerksam. In Polen wurde sie 2003 mit dem "Weißen Adler für Tapferkeit und großen Mut" ausgezeichnet. Fünf Jahre später starb Irena Sendler mit 98 Jahren in einem Warschauer Pflegeheim.